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Sex und Folter in der Kirche

Sex und Folter in der Kirche

Titel: Sex und Folter in der Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Herrmann
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Kolo-nialkrieg gegen Algerien182, wo viele junge Franzosen »eine Schule der Perversion«183 durchliefen. Damals gehörten fast fünfundneun-zig Prozent der römisch-katholischen Kirche, weitere drei Prozent anderen christlichen Kirchen an. Bischöfe machten die Tatsache der Folter weder bekannt, noch standen sie im Widerstand gegen die Unmenschlichkeit in vorderster Linie. Es war keiner der vielen gepeinigten Araber, sondern der seinerzeit einzige gefolterte Franzose, Henri Alleg, der überlebte und ein Buch über seine Qual schrieb, und es war der Nichtchrist Jean-Paul Sartre, der ein aufrüttelndes Vorwort zu diesem Buch verfaßte. Diese beiden öffneten 267
    einer Nation die Augen.184 Übrigens: Das Buch wurde, der erste Fall seit dem achtzehnten Jahrhundert, in Frankreich schleunigst verboten,185 gleichwohl ging es um die Welt. Parallelen zu mittelalterlichen Foltermethoden finden sich zuhauf.
    Alleg, Mitglied der Kommunistischen Partei, berichtet186, wie Offiziere ihm nach Art der inquisitorischen »territio« zunächst das Instrumentarium zeigten, das einfache Brett mit Lederriemen, auf das er geschnallt werden wird, und der elektrische Apparat, der ihn quälen wird. Das Schaupublikum nimmt Platz, kommentiert,
    trinkt Bier, raucht, und die Folter setzt ein. Die Elektroden werden am rechten Ohrläppchen und an einem Finger der rechten Hand
    angeschlossen: »Von einem einzigen Schlag bäumte ich mich in
    meinen Fesseln auf und brüllte aus vollem Hals... Nahe meinem Ohr war ein langer Funke aufgesprungen, und ich spürte den
    rasenden Herzschlag in meiner Brust.« Daraufhin wird ihm, diesem »Schreihals«, ein Knebel in den Mund gesteckt und die
    Stromzufuhr erhöht; ein Peiniger befestigt schließlich die Elektrode am Penis des Gefolterten: »Plötzlich spürte ich einen wilden Schmerz, wie den Biß eines Tieres, das ruckweise das Fleisch herausreißt.«
    Die Wasserfolter schließt sich an: vernickelter Wasserhahn, befestigter Schlauch, Tuch um den Kopf, Nase zusammengekniffen, Stück Holz zwischen die Lippen, Schlauch dazwischen, Wasser
    aufgedreht, Erstickungsanfälle, Todesangst, Ohnmacht. Dann
    noch: »Alle miteinander packten mich und hängten mich, den
    Kopf nach unten, an der Eisenstange des Rauchfangs über dem
    Becken auf. Nur meine Finger berührten den Boden. Einen Augenblick hatten sie Spaß daran, mich wie einen Sandsack vom einen zum ändern zu schaukeln. Dann sah ich Lorca, der langsam vor
    meinen Augen eine Papierfackel anzündete. Er hob sie hoch, und schlagartig spürte ich die Flammen am Geschlechtsteil und den Beinen, deren Haare knisternd abbrannten. Ich bog das Kreuz so stark durch, daß ich an Lorca stieß. Der wiederholte alles noch ein paarmal, dann begann er, mir die Brustwarze anzubrennen.«
    Großbritannien187 folterte 1966 in Aden, wo einige Gefangene
    auf Stangen gespießt wurden. Zudem hatte man ihnen alle Nägel ausgerissen, sie an den Daumen aufgehängt oder sie zwölf Stunden lang im Schmutz der Aborte liegenlassen.188 Seit langem wird auch in Nordirland (fünfunddreißig Prozent Katholiken, neunund-268
    zwanzig Prozent Presbyterianer, vierundzwanzig Prozent Mitglieder der Staatskirche) gefoltert, wo Christen sich, wie bekannt bis heute, blutige Kämpfe liefern. Ein Bericht: »Die Auswirkungen waren verheerend. Hunger, der zu schnellem Gewichtsverlust führt, kombiniert mit Schlafentzug und einer unbequemen Haltung
    reichen allein schon aus, um extremen Streß und eine Störung der Gehirnfunktion zu verursachen... Abgesehen von den Pausen für, Brot und Wasser und den Gängen zur Toilette wurden manche
    Männer fünfzehn oder sechzehn Stunden in dieser Weise festgehalten. Viele hatten Halluzinationen und glaubten, daß sie verrückt würden. Hinterher sagten einige, daß sie lieber sterben würden als weitere Verhöre durchzumachen.«189
    In Südafrika, das überwiegend christlichen Glaubens ist und in dem die Weißen nur fünf Prozent der Bevölkerung ausmachen, aber siebenundachtzig Prozent des Landes besitzen,190 wurden im Zuge des auch von christlichen Kirchen mitgetragenen Apartheidsystems unter anderem rechtliche Kategorien und Gesetze geschaffen, die eine farbige Erziehung, eine Bantuerziehung und eine indische Erziehung garantieren sollten. Sie zielten allesamt darauf ab, durch eine bewußt schlechte Ausbildung eine dienende Klasse zu schaffen.191 An diesem Klassifikationssystem, das seine christlichen Vorgänger und Vorstufen hat, zerbrach 1976 die Staatsideologie.

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