Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
macht, ist seine Anmerkung, dass seine Frau sich in seinem Beisein selbst befriedigt. Das passt nicht zu dem Bild, das er von ihr zeichnet.
Dann kommt Karin (43) zur Einzelsitzung: Eine sehr körperbetont gekleidete Frau mit kupferrot gefärbter Mähne stolziert auf hohen Hacken schwungvoll durch meinen langen Flur und platziert sich raumgreifend mitten auf der Beratungs-Couch – nicht grade das, was man sich unter einer verklemmten Frau vorstellen würde. Und sie redet sehr offen: Ja, sie wisse genau, was ihr Mann sexuell wolle und was ihm fehle. Sie sei im Übrigen durchaus in der Lage zu häufigem und auch sehr leidenschaftlichem Sex mit allem Drum und Dran, inklusive Orgasmen – aber das lebe sie mit ihrem heimlichen Liebhaber aus. Mit ihrem Mann sei das nicht möglich. Er habe kaum Ahnung, wie Frauen sexuell ticken und wie man mit ihnen umgehen müsse – es würde ihn auch herzlich wenig interessieren, obwohl er an der Sache, also Sex, sehr interessiert sei:
«Wenn es nach ihm ginge, würden wir es jeden Tag tun, und egozentrisch, wie er nun mal ist, schließt er immer nur von sich auf andere und denkt, ich müsste eigentlich das Gleiche gut finden wie er.»
Gar nicht wenige Männer und Frauen gehen ohne jegliches Hinterfragen davon aus, dass ihre Art von Sex genau die richtige ist. Klaus glaubt, dass sexuell offene Menschen täglich Lust hätten und dass eine «normale» Frau in der Lage sein sollte, beim Sex mit ihm einen Orgasmus zu haben. Andreas’ Frau Anne wiederum ist überzeugt, dass Sex für eine gute Ehe völlig nebensächlich ist. Sie hält ihren reduzierten Missionarsstil für die Norm und alles, was darüber hinausgeht, für übertrieben, eklig oder abartig.
Mit solchen Haltungen tut man nicht nur dem Partner unrecht, sondern erstickt auch die Entwicklung einer gemeinsamen Form von Sex, die für beide schön und erfüllend ist, im Keim. Oft kommt es in der Folge auch zu Funktionsstörungen, weil man sich selbst oder dem anderen gewisse Normen aufzwingt. So geschehen bei Thomas, stolze 40 Jahre alt, der von seiner 34-jährigen Freundin so niedergemacht wurde, dass er ernsthafte Sexprobleme bekam …
Wenn Frauen sexuell Terror machen, werden Männer lendenlahm
«Ich bin seit dreieinhalb Jahren mit Dörte zusammen und liebe sie, aber leider gibt es ein ziemliches Problem. Es ging schon los, als wir erst sechs bis sieben Monate zusammen waren: Meine Potenz ließ nach. Ich habe einige Ideen, woher es kommen könnte, aber keine Lösung.
Sie hat mich bereits zu Beginn unserer Beziehung oft an ihrem Ex-Freund gemessen, der sie wohl sexuell ziemlich beeindruckt hat und an den ich, selbst als es noch gut lief, nie herangekommen bin. Sie ist sehr emotional und kann ziemlich wütend werden. Wenn der Sex nicht so lief wie von ihr gewünscht (Verkehr nicht lang genug, Penis nicht hart genug), hat sie das auch immer sehr deutlich bemängelt. Und seit es teilweise nicht mehr so klappt, kommen richtig wütende Reaktionen von ihr, auch Kommentare, ich sei kein richtiger Mann und Ähnliches. Tritte gab’s auch schon.
Zurzeit habe ich natürlich im Sexuellen keinerlei Selbstwertgefühl. Ich würde sagen, ansonsten ist mein Selbstbewusstsein unterdurchschnittlich, aber keine Katastrophe. Beruflich stehe ich sehr gut da, habe viel erreicht. Aber in der Beziehung fühle ich mich insgesamt oft überfordert. Dörte hat seelische Probleme und keine Freunde. Ich habe das Gefühl, ich muss gleichzeitig ihr Vater, ihr bester Freund und ihr Partner sein. Und als Partner auch noch der perfekte Liebhaber. Dazu gehören Erwartungen wie, dass ich sie immer begehren muss, dass dann auch mein Penis immer schon ohne Animation steif ist und dass mein Begehren stärker als meine Versagensangst sein soll. Kann es wirklich sein, dass ich sie eigentlich gar nicht begehre und damit auch nicht wirklich liebe?»
«Beantworte du es mir!», fordere ich Thomas auf. «Begehrst du sie, findest du sie sexy? Oder woran hakt es? Überlege auch, ob dein Begehren daran gekoppelt ist, dass du dich wie ein richtiger Mann fühlst – das ist bei vielen Männern der Fall.»
«Ja, das stimmt», nickt er. «Ich denke schon, dass ich sie liebe. Sie bedeutet mir unheimlich viel, ich mache auch sehr viel für sie. Ob ich sie begehre und sexy finde? Am Anfang sehr, nach der vielen Kritik ist das weniger geworden.»
«Das solltest du ihr sagen, und zwar genau so», empfehle ich ihm.
Dann klopfen wir ab, ob auch körperliche und äußere
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