Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
mit mir schlafen will, und ich komme mir überrumpelt und bedrängt vor. Er legt sich auf mich, lässt mir überhaupt keine Freiheit (ich fühle mich dann ganz eingeengt!), fängt an, mich so hektisch zu küssen, dass ich gar nicht mehr wegkann, und will mich fingern, was mir eigentlich mehr weh tut, als dass es mir etwas bringt.
Es ist einfach alles total unromantisch und kalt. Ich liege da wie ein Stück Fleisch, über das er sich hermacht. Habe ich irgendwie Komplexe?»
«Dein Selbstbewusstsein könnte durchaus größer sein», antworte ich ihr, «denn dann würdest du ihm klipp und klar sagen, wie du dich dabei fühlst und was er lassen soll.»
«Wie soll ich ihm denn klarmachen, dass er viel zu hektisch ist und ich mich dadurch bedrängt fühle? Ich will ihn ja nicht verletzen.»
Ich entgegne: «Lieber lässt du dich auf eine unangenehme Art behandeln? Hilfe, nein, das kann’s nicht sein!»
«Ja, stimmt», schreibt sie zurück. «Mich ärgert ja, dass er nicht merkt, dass mir seine ruppige Art nicht gefällt, aber irgendwie fühle ich mich auch schuldig.»
Luise denkt, sie sei ihrem Freund Sex schuldig und vielleicht sogar, dass sie dabei auch noch Lust zeigen sollte. Stattdessen sollte sie aber lieber ihre Verärgerung ernst nehmen. Der junge Mann überrumpelt, bedrängt, drangsaliert sie, und anscheinend ist er zu aufgeregt oder zu erregt, um auf ihre Signale zu achten, die ihm deutlich sagen müssten, dass es ihr nicht gefällt.
Aber es liegt ein Stück weit auch an ihr: Er kann ja nur so vorgehen, weil sie es zulässt! «Mädel», schimpfe ich mit ihr, «warum zum Teufel liegst du denn da wie ein Opferlamm auf der Schlachtbank? Warum wehrst du dich nicht? Und warum sagst du ihm nicht, wie er es besser machen könnte?»
«Woher soll ich das wissen, wenn ich vor ihm nur flüchtige Flirts gehabt habe. So blöd es auch klingen mag, ich habe keinen Vergleich», wendet sie ein.
Das ist zwar ein Argument, aber eben nur bedingt. Wer sich selbst respektvoll behandelt, benötigt keinen Vergleich mit anderen, um zu wissen, was er mit sich machen lässt und was nicht. Offenbar hat noch niemand Luise erzählt, dass Sex etwas ist, was auch ihr gefallen muss (und kann), nicht nur dem Mann.
Sexuelle Selbstbehauptung muss keineswegs egoistisch sein. Denn der andere kann ja auch ganz freundlich nein sagen oder eine Alternative anbieten.
Scheu vor Selbstbehauptung
Die meisten Betroffenen, die sich damit schwertun, haben aus der Kindheit Überzeugungen verinnerlicht wie «Wenn ich mich selbst behaupte, wird man böse auf mich» und/oder «meinen Wünschen wird sowieso nicht entsprochen» (also setze ich mich erst gar nicht der Gefahr einer Zurückweisung aus). Und Probleme mit der Selbstbehauptung dehnen sich fast immer auch auf das Sexuelle aus. Und zwar mit eher unguten Folgen …
Andere wiederum gestehen sich zwar zu, Sexwünsche zu haben und diese auch an ihre/n Partner/in zu richten, aber nicht das Recht auf Paarsexualität, falls der andere nicht mehr mitmacht – so wie Helmut (56), der mir schreibt:
«Meine Frau und ich sind 31 Jahre verheiratet. Den letzten Geschlechtsverkehr hatten wir vor fünf Jahren. Auch schon davor gab es sehr selten Sex. In den ersten Jahren unserer Ehe habe ich schon eine Eheberatung vorgeschlagen, aber meine sonst recht liebe Frau hatte dafür nie ein Einsehen, leider.
Ich darf zärtlich zu ihr sein. Vor einigen Jahren befriedigte sie mich noch mit Hand und Mund. Seitdem tut sie aber auch dies nicht mehr. Sie sagt, dass sie das nicht brauche, sie komme ohne Sex aus. Sie weiß, dass ich Nähe, Zärtlichkeit und Sex sehr vermisse. Ich liebe sie sehr, mache ihr Geschenke, bin geduldig und zärtlich mit ihr.
Nun habe ich mich schon auf Partnersuchportalen eingetragen, aber eigentlich mag ich nicht so recht, ich schäme mich. Und so habe ich mich auch noch mit keiner anderen Frau getroffen.
Ich war jetzt mal allein bei einem Therapeuten. Der schlug mir käuflichen Sex oder Trennung vor. Als Christ schäme ich mich noch mehr. Meine Frau könnte ich auch nicht verlassen – oder doch? Ich weiß es nicht. Soll ich mal eine Gruppentherapie machen?»
Ich antworte ihm: «Gruppentherapie? Was versprechen Sie sich davon? Dass man Ihnen sagt, wie Sie es schaffen, für den Rest Ihres Lebens keinen Sex mehr zu haben? Das wäre natürlich Unsinn.
Eine Gruppentherapie würde nur dann Sinn ergeben, wenn Sie dort lernen, sich zu behaupten, sich im Zweifelsfall auch zu trennen und auf
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