Sexpertin in Mord
düsteren
Korridor. Ich vernahm in meinem Rücken ein leises Geräusch und beschloß, nicht
darauf zu achten, weil ich wußte: wenn ich mich umdrehte und da war etwas, dann
schwanden mir gewiß die Sinne. Und dann krampfte sich eine Hand um meinen Hals
und riß mich heftig nach hinten. Das nächste, was ich erfaßte: Ich wurde in ein
Zimmer gezerrt, und die Tür wurde wieder zugeschlagen.
»Nicht schreien, Mädchen«,
flüsterte mir eine schrecklich bekannt klingende Stimme ins Ohr. »Du weißt, was
dir sonst passiert !«
Ich nickte beflissen, und
schließlich löste sich die Hand von meinem Hals, so daß ich wieder atmen
konnte. Dann wandte ich mich ganz langsam um — und in der Tat, da stand dieser
dicke kleine Tückebold und grinste mich an, und in
seiner Hand blitzte ein Messer.
»Sie hätten wenigstens
aufmachen können, als ich geklopft habe«, murrte ich.
»Unerwarteter Besuch macht mich
nervös«, sagte er. »Aber wenn ich gewußt hätte, daß du’s bist, mein Kind, dann
hätte ich sicher geöffnet. Nach der Art und Weise, wie du es heute abend fertiggebracht hast, alles zu vermasseln,
konnte ich es kaum erwarten, dich wiederzusehen .«
»Ich war auf der Suche nach der
Contessa«, sagte ich und versuchte, rasch das Thema zu wechseln »Ich fürchte,
ich habe mich in der Tür geirrt ?«
»Du hast dich nicht in der Tür
geirrt .« Jedesmal, wenn ein Grinsen über seine Züge
ging, wurde es ekelhafter. »Das hier ist nur eine Art Vorzimmer, wo die Zofe
das Frühstück richten kann, ohne die Herrin zu stören. Der Schlafraum der
Gnädigsten ist gleich nebenan .« Er zog einen schweren
Vorhang beiseite, der vor einem Durchgang hing, und bedeutete mir, ich solle
hineingehen. »Sie ist nicht gerade auf Besuch vorbereitet, aber ich glaube, im
Moment kümmert sie das nicht weiter — geh also ruhig rein, mein Kind .«
Ich ging durch die Passage in
ein großes, elegant möbliertes Schlafzimmer; meine Füße versanken geradezu in
dem kostbaren dicken Teppich. Im nächsten Augenblick mußte ich die Hand fest
auf die Lippen pressen, um nicht laut aufzuschreien. Es war, als sei eine
dieser schrecklichen Foltergeschichten aus längst vergangenen Jahrhunderten
plötzlich Wirklichkeit geworden. Die Contessa lag auf dem Bett, ihre
Handgelenke waren ans Kopfteil des altmodischen Möbels gefesselt, und ihr
Rücken krümmte sich vor Schmerzen. In ihrem Mund steckte ein Knebel, und das saffrangelbe Gewand war bis zur Taille herunter
weggerissen. Etwa zwei Sekunden später nahm die finstere schwarzgekleidete
Gestalt das glühende Zigarettenende weg, das sie der Contessa auf die blanke
Haut gedrückt hatte, und sank wieder in den Sessel neben dem Bett.
»Wir haben Besuch bekommen«,
sagte Marty.
Die schwarzgekleidete Gestalt
wandte den Kopf, und ihr Pferdegebiß blitzte mich an.
»Hallo, meine Liebe«, sagte die ehrenwerte Pamela Waring heiter. »Wollten Sie
auch bei dem Spaß dabeisein ?«
Wenn ich in diesem Augenblick
etwas hätte sagen wollen, Wäre es gar nicht möglich gewesen, weil meine Zunge
fest am Gaumen klebte. Alles, was ich sehen konnte, waren die Punkte auf der
Haut der Contessa.
»Die Dame hier ist äußerst
hartnäckig .« Die ehrenwerte Pamela schnipste Asche von
der Zigarette, dann blies sie behutsam aufs brennende Ende, bis es rot glühte.
»Ich glaube, ich muß mir etwas einfallen lassen, das ein wenig schmerzhafter
ist .« Sie sah Marty an, und ihre Augen glänzten
freudig. »Sei kein Frosch und leih mir doch mal dein liebes altes Messerchen,
ja ?«
»Vielleicht hat sie’s sich ja
schon überlegt ?« meinte er gelassen. »Nimm den Knebel
weg .«
Die ehrenwerte Pamela zog eine
Schmollschnute. »Du gönnst einem aber auch kein bißchen Spaß, Marty .«
»Wir haben schon genug Zeit
vergeudet«, knirschte er. »Und das hier war wohl deine Idee, wenn ich mich
recht erinnere .«
»Man muß seine Feinde kennen«,
herrschte sie ihn an. »Das ist der allererste Grundsatz jeden Handelns. Wenn du
nur eine Grundlehre deines Berufs genossen hättest, Marty, dann wüßtest du das.
Die Geschichte wimmelt von Männern, die vorzeitig den Tod fanden, weil sie
diesen wichtigsten Grundsatz mißachteten .« Sie löste den Knebel und riß ihn der Contessa aus dem
Mund. »Außerdem brauche ich dein Messer nicht. Ich kenne ein paar alte Tricks,
die ihr im Handumdrehen sämtliche Haare weiß färben .«
Marty packte mich am Arm.
»Contessa?« Seine Stimme klang betont höflich. »Warum wollen Sie sich zugrunde
richten?
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