Sexpertin in Mord
Attentäter?« Er zuckte nochmals die
Schultern. »Das ist natürlich reine Theorie, aber nachweislich war Goodman seit
einer Stunde — oder länger, wie ich glaube — anderweitig beschäftigt. Ich
möchte meinen, Euer — äh — Harry, wir sollten Amalfi auf suchen und ein wenig
mit ihm plaudern .«
»Das scheint mir eine gute Idee .« Harry nickte beifällig. »Es gibt da noch ein dringendes
Problem, das bereinigt werden muß, und zwar bald. Oben liegt ein Leichnam — und
im Garten noch einer. Ich weile inkognito in Italien, und wenn die hiesige
Polizei da hineingezogen wird, dürften die politischen Auswirkungen mehr als
peinlich für mich werden. Einer der Toten ist ein beauftragter Attentäter, der
andere war mein ergebener Diener; keiner von beiden dürfte gegen ein
Privatbegräbnis protestieren — vielleicht im Garten hinter der Villa? Es muß
aber noch heute nacht geschehen, ehe morgen früh das Personal zurückkehrt, und wir benötigen dazu die
Zustimmung der Contessa. Dann braucht außer uns dreien hier kein Mensch jemals
zu erfahren, was vorgefallen ist .«
»Ich glaube, das wäre wohl das
beste«, sagte Peter. »Möchten Sie erst mit der Contessa sprechen ?«
»Nein«, antwortete Harry knapp.
»Ich glaube, Amalfi ist zu wichtig, um ihn warten zu lassen. Mavis kann mit ihr
reden und ihr berichten, was passiert ist und was ich eben vorgeschlagen habe.
Die Contessa ist eine langjährige und teure Freundin von mir, und ich bin
sicher, daß sie nichts dagegen hat. Auf diese Weise sparen wir Zeit .« Er sah mich an. »Wenn du ihr alles erzählt hast, Mavis,
bring sie mit ins Wohnzimmer, dort treffen wir uns dann .«
»Okay«, sagte ich. »Aber ihr
seid beide nicht recht gescheit, wenn ihr glaubt, Mr. Amalfi könne irgend etwas
mit dem zu tun haben, was heute abend geschehen ist .«
»Mein liebes Kind«, sagte Peter
mit einer unangenehm herablassenden Stimme, »wenn ich an Ihrer Stelle wäre, in
Ihrer jetzigen Lage, dann würde ich nicht von der Möglichkeit sprechen, daß
jemand anderer nicht recht gescheit sein könne .«
Dann ging er mit Harry die
Treppe hinauf, und ich blieb in der Halle stehen und war wütend auf sie beide,
diese ausgemachten Hornochsen. Das ist ja das Dumme mit den Männern; nur weil
sie beim Sex die aggressive Rolle spielen — angeblich —, halten sie sich auch
für schlauer als die Frauen. Was die Welt braucht, sagte ich mir, sind ein paar
weibliche Pioniere, ein paar bahnbrechende Zwickerinnen !
Wenn erst mal ein paar Mannsbilder auf der Via Veneto ordentlich gekniffen
worden sind, dann werden sie ihre Meinung über die minderwertige Weiblichkeit
gewiß sehr schnell ändern. Und die erste Frau, die sich vor Gericht als
Märtyrerin opfert und verurteilt wird, weil sie einen Mann gegen seinen Willen
vernascht hat, die würde eine Schlacht für alle Frauen der Welt gewinnen und in
die Geschichte eingehen, zusammen mit Mrs. Bloomer, der Lady, die als erste in
Unterwäsche Fahrrad fuhr, und mit all den anderen großen Heroinen.
Meine neue Idee beschäftigte
mich ein Weilchen dermaßen, daß ich ganz vergaß, wo ich mich befand, bis ich
etwas irgendwo in der Nähe unangenehm knarren hörte. Dann erkannte ich, daß die
beiden dummen Männer oben verschwunden waren, ohne auch nur daran zu denken,
daß ein einsames Mädchen des Schutzes bedürfen könne. In der Eingangshalle war
es richtig gespenstisch: wenig Licht und komische Knarrgeräusche im alten Holz.
Ich entsann mich, daß die Privatgemächer der Contessa irgendwo im Parterre
lagen, deshalb holte ich tief Luft und sprintete durchs Wohnzimmer und hinaus in
den Flur auf der anderen Seite.
Auf halbem Wege teilte sich der
Korridor, und ich wußte, daß ein Gang zur Küche und den Zimmern der Dienstboten
führte, woraus ich schloß, der andere müsse mich in die Räume der Contessa
bringen. Am Ende dieses Ganges befand sich eine Tür unmittelbar vor mir, und
jeweils eine lag zu beiden Seiten. Die Frage war nun, welche davon wohl ins
Schlafzimmer der Contessa führe, und ich sagte mir, um dies herauszufinden,
müsse ich eben klopfen. Ich klopfte an die Tür zur Linken, und nichts tat sich,
darauf pochte ich rechts, und wiederum tat sich nichts. Das bewies, daß ihr
Schlafzimmer unmittelbar vor mir zu suchen war, und darum klopfte ich
vertrauensvoll an selbige Tür.
Zum drittenmal tat sich nichts, und ich fing schon an, deprimiert zu werden und auch ein wenig
ängstlich, denn so ganz allein war’s schrecklich einsam in dem
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