Sexualitaet mit Leib und Seele
Solange sie nur Ja und Amen zu allem sagen, was im Bett läuft, hat der andere leichtes Spiel. Aber sich mit den tatsächlich vor handenen Differenzen auseinanderzusetzen bringt beiden Partnern langfristig Gewinn – im Gegensatz zu der schleichenden Unlust, die damit einhergeht, dass eine Frau ein schwaches Körper-Ich hat.
Männer können ebenfalls seelisch missbraucht und in ihren Grenzen verletzt worden sein – was sich nicht selten in Beziehungen zu dominanten Frauen widerspiegelt. Für sie gilt das Gleiche wie für betroffene Frauen – Autonomie üben.
Das tun Sie, indem Sie aktiv in sich hineinspüren und herausfinden, was Sie wirklich möchten. Danach müssen Sie sich trauen, diese Wünsche anzumelden. Selbstliebe ist ein guter, weil sicherer Einstieg, den eigenen Körper besser kennenzulernen. Damit Ihr Nein und Ihr Ja selbstbewusst und kraftvoll sind.
Hemmungslos und wild und bunt
Warum wird wilder und ekstatischer Sex so sehnsüchtig gewünscht und so selten gelebt?
Normalerweise deshalb, weil wir alle sehr kontrolliert sind. Damit fährt man nicht schlecht im Büro oder im Straßenverkehr oder bei vielen anderen Gelegenheiten, aber im Sex? Wenn wir wirklich ganz tief genießen wollen, ist loslassen angesagt. Beim Orgasmus verlieren wir für Sekunden die Kontrolle über uns selbst, und vielleicht ist das kein unwichtiger Grund, sich nach dem »kleinen Tod« (» la petite mort «) zu sehnen, wie Franzosen den Orgasmus auch nennen.
Alles im Griff haben zu wollen, nicht abschalten zu können, macht die Sexualität unlebendig und mechanisch. Alkohol und andere Rauschmittel werden häufig genutzt, um die Kontrolle zu lockern, aber sie sind zwiespältige Helfer. Wer damit umgehen kann, kann sie ruhig einsetzen. Aber ein Glas zu viel und man tut vielleicht Dinge, die man lieber nicht getan hätte.
Wenn Sie gern ein wenig hemmungsloser im Bett wären, überhaupt lockerer, lustiger, lebendiger werden möchten, dann sollten Sie ernsthaft üben, Vertrauen zu entwickeln – zu sich selbst, Ihrem Körper, dem Leben an sich.
Jede Verlangsamung im Sex erlaubt uns, den Punkt zu spüren, wo wir uns entscheiden können zwischen einem kontrollierten Weitermachen wie gewohnt oder einem Sich-mehr-Hingeben. Probieren Sie es aus, atmen Sie öfter einmal tief durch und geben Sie sich einen kleinen Schubs. Lassen Sie los!
Außerhalb der Sexualität können Sie Vertrauen üben, indem Sie Ihren Körper überhaupt besser kennenlernen und ihn stärker einsetzen. Freies Tanzen, alles, was mit spielerischer Improvisation zu tun hat, hilft Ihnen dabei. Wichtig ist auch, richtig zu atmen, Energie aufzubauen und kräftige Beckenbewegungen auszuführen – so bringen Sie sich näher an Ihr ekstatisches Potenzial.
Viele verschiedene Körpererfahrungen können Sie im sicheren Raum mit sich allein ausprobieren oder in einer Gruppe: »Erst dachte ich, ich werde mich endlos blamieren, als ich hörte, dass wir bei der Theaterimprovisation wilde Raubtiere spielen sollten. Am Ende war ich richtig heiser, aber ich habe mich selten so lebendig gefühlt.«
Sieht aus wie Sex, ist aber etwas anderes
Am schönsten ist Sex, wenn er Ausdruck von Liebe ist. In dieser reinen Form ist er eine Kostbarkeit. Er nimmt sehr schnell andere Schattierungen an, abhängig davon, wie die jeweiligen Partner psychisch gestrickt sind. Vieles davon ist menschlich sehr verständlich, macht den Sex aber dennoch schlechter.
Manche Männer kanalisieren all ihre Bedürfnisse, Wünsche und unverarbeiteten Gefühle, ihren Stress, Frust und Ärger in ihren Schwanz, aus dem einfachen Grund, weil es da einen Ausgang für diese Dinge gibt. Der übersichtliche Ablauf von Spannung – Ejakulation/Orgasmus – Entspannung ist ein bequemer und verführerischer Weg, alles, was Anspannung verursacht, mit Sex lösen zu wollen. Und Spaß macht es auch noch. Sich mit Sex abzureagieren gilt als völlig normal, und die Männer fühlen sich in diesem Zustand meist super – angespitzt, aktiv, unter Strom, also männlich. Und sie sind total genervt, wenn die Frauen »herumzicken« – sprich: keine Lust haben.
Es mag üblich sein, als Mann mit Sex Dampf abzulassen. Die Frau hat leider nicht viel Freude dran. Erstens ist sie diejenige, die diese druckvolle Energie in sich aufnehmen muss. Sie spürt intuitiv, das ist nicht Liebemachen, das ist Müll abladen. Zweitens fühlt sie sich nicht gemeint, wenn er vor aufgestauter Geilheit zittert – und sie ist auch nicht gemeint. Drittens
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