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Sexualitaet mit Leib und Seele

Sexualitaet mit Leib und Seele

Titel: Sexualitaet mit Leib und Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Lang-Reeves
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Und es schafft eine Vertrautheit, die es insbesondere Opfern von sexueller Gewalt möglich macht, sich wieder ein kleines Stück weiter ins lustvolle Leben zu wagen – aus dem sie sich geflüchtet haben, oft verbunden mit Selbstvorwürfen.
    Carla hatte ihrem Partner Philipp zum ersten Mal von den sexuellen Übergriffen eines Verwandten im Rahmen der »Erst du, dann ich«-Technik erzählt und dass ihre Mutter es wusste, aber ignorierte. Philipp hatte ihr schweigend zugehört, gelegentlich ihre Hand genommen und ihr mit kleinen anteilnehmenden Lauten signalisiert, dass er bei ihr ist. Für beide war es befreiend, dieses Erlebnis offenzulegen, da es ihre gemeinsame Gefühlswelt immer noch bestimmte, ihre Sexualität beeinträchtigte. Philipp konnte danach verstehen, warum Carla sich manchmal abgekapselt hatte. Er bezog es jetzt nicht mehr auf sich, wenn sie das Bedürfnis verspürte, sich abzugrenzen, und Carla gewann durch sein aufrichtiges Mitfühlen tiefes Vertrauen zu ihm.
    In früheren Beziehungen hatte sie oft schlechte Erfahrungen gemacht, wenn sie diesen Verwandten erwähnte. Es fielen Bemerkungen wie: »Warum hast du nicht sofort geschrien?« Oder: »Diesen alten Drecksack sollte man …« Einer ihrer ehemaligen Partner verfiel in dumpfes Brüten, nachdem sie ihm davon berichtet hatte, wodurch sie sofort ein schlechtes Gewissen bekam. Wie hatte sie ihm bloß so etwas »Blödes« erzählen können? Nach dem lösenden Gespräch mit ihrem jetzigen Partner fiel ihr auf: »Eigentlich hatte ich immer das Gefühl, dass ich selbst schuld bin an allem.« Sein anteilnehmendes Zuhören gab ihr zum ersten Mal das Gefühl, keinen Fehler begangen zu haben. Dadurch gewann sie viel Kraft und Lebensfreude zurück.
    Ein Fundament aus guten Gefühlen schaffen
    Bei all den Problemen, die uns zu schaffen machen können, lohnt es sich wirklich, eine Beziehung durch seelenvollen Austausch zu pflegen und damit gesund zu erhalten.
    Schmerzen erlebt man um ein Mehrfaches intensiver als Wohlbefinden: Hunger ist quälend, Sattsein nicht. Das hat damit etwas zu tun, dass es lebenswichtig ist, auf Schmerz zu reagieren – sich wohl, geliebt und glücklich zu fühlen ist dagegen eher Luxus. Deshalb fühlen sich Schwierigkeiten in der Beziehung gewichtiger an als das, was uns erfüllt. Absurd, aber leider wahr.
    Doch Sie können gegensteuern: Teilen Sie bewusst Ihre starken und positiven Erlebnisse, erinnern Sie sich gegenseitig an diese, machen Sie sich klar, was Sie verbindet, was Sie miteinander schon genossen haben und noch genießen. Lachen Sie gemeinsam über etwas, das am Anfang Ihrer Beziehung als Problem zwischen Ihnen stand, das sich aber gebessert oder erledigt hat. Loben Sie sich für etwas, das Sie beide zusammen gemeistert haben. Staunen Sie darüber, was in Ihrer Beziehung neu entstanden ist.
    Es gibt dafür eine Fülle von Formulierungen: »Das hast du mir gegeben.« »Das liebe ich an dir.« »Das hätte ich alleine nie getan.« »Wir haben uns nicht unterkriegen lassen.« »Das ist wirklich schön geworden.« Auch wenn Sie es vielleicht denken, dies ist keine kitschige »Weißt-du-noch«-Romantik. Das ist Beziehungspflege, aktiver Rostschutz für Ihren Partnerschaftsunterboden.
    Achten Sie einmal darauf, wie schnell sich ein miesepetriges »Aber« bei Ihren Aussagen meldet: »Weißt du noch, wie schön der Regentag in unserem letzten Urlaub war, wo wir einfach mal im Bett geblieben sind …« Unausgesprochen kann mitschwingen: »Aber an all den anderen Tagen war Action angesagt, und der Urlaubsort war auch eher nach deinem Geschmack als nach meinem.« Der Klassiker bei dieser Kom munikation ist die Aussage: »Früher hast du mir öfter mal …« Ob Sie das »Aber« aussprechen oder nicht, es reduziert ein schönes Gefühl zu einem kurzen Sonnentag, dem zwei Wochen Regenwetter folgen – und das Sie durchnässt zurücklässt. Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, positive Begebenheiten hemmungslos zu verklären – wir leben nicht nur im Sonnenschein –, sondern um etwas, das klasse war, auch bedingungslos als solches anzuerkennen. Setzen Sie bewusst einen Punkt hinter ein angenehmes Erlebnis oder sogar ein Ausrufezeichen. Das war toll!
    Machen Sie die kleinen und großen Highlights in Ihrer Beziehung zum Thema. Sie können dies als wildes Brainstorming gestalten oder auch nach der strukturiert ablaufenden »Erst du, dann ich«-Methode. So oder so, Sie werden staunen, wie viel Schönes Sie finden werden, wie viele glückliche

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