Sexualitaet mit Leib und Seele
und keine patzigen Entgegnungen provozieren.
Aber achten Sie bei der Suche nach den Ich-Botschaften darauf, dass manche Sätze, die mit Ich beginnen, in Wahrheit versteckte Du-Botschaften sind: »Ich finde, du solltest …« Oder: »Ich wünsche mir, dass du …« Suchen Sie nach den wahren Ich-Botschaften, Sie erkennen sie daran, dass Sie nicht mehr recht haben wollen, sondern mit Ihren Emotionen in Kontakt sind.
Du-Botschaften sind deshalb so verführerisch, weil derjenige, der sie austeilt, die Schuld erst mal dem anderen gibt und seinen Standpunkt damit stärkt. Wer hingegen sein Gefühl benennt, nimmt die scheinbar schwächere Position ein, da er sich öffnet und folglich verletzlich wird. Wenn Sie dies aber wagen, beweisen Sie wirklichen Mut. Sie lernen sich und den Partner besser kennen, stärken Ihre Autonomie und bereiten den Boden für Wahrheit in Ihrer Beziehung.
Aus der Endlosschleife aussteigen
Streitereien lassen sich selten mit Argumenten lösen. Trotzdem ist die Versuchung groß, beharrlich an diesen festzuhalten, weil uns erst einmal nichts anderes einfällt. Zugleich geht es aber tendenziell ums Rechthaben, wobei Letzteres eigentlich bedeutet: »Ich will, dass du meine (emotionale) Wirklichkeit akzeptierst.« Und das kann der Partner nicht, weil er sich in seiner eigenen abgelehnt fühlt. So stecken wir in einer Endlosschleife fest. Beide Partner leiden – bis es ge lingt, auf eine andere Ebene zu gehen. Jeder kennt diese Er fahrung, dass man einen Streitpunkt plötzlich anders sieht, Abstand dazu hat, alles von oben betrachten kann. Es bedeutet, sich nicht mehr ausschließlich mit der eigenen Meinung zu identifizieren, sondern zusätzlich eine objektive Ebene einnehmen zu können. Diese konstruktive Gesprächshaltung können wir fördern – und damit gelangen wir zu echten Lösungen.
Lassen Sie die Vorstellung los, alles ausdiskutieren zu müssen. Aber ziehen Sie sich nicht beleidigt und genervt zurück. Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrem Partner. Und versuchen Sie »größer« zu werden als das Problem, damit Sie es betrachten und als Teil Ihrer gemeinsamen Wirklichkeit akzeptieren können. Vielleicht liegt Ihnen die folgende Methode in vier Schritten:
›1. Halten Sie inne, und nehmen Sie wahr, dass Sie in einer Endlosschleife gefangen sind.
2. Beobachten Sie die Argumente, die Sie auf der Zunge haben. Nehmen Sie Ihre Empörung wahr, dass der Partner Sie nicht verstehen will, obwohl Sie sich sicher sind, dass Sie sich keineswegs irren. Registrieren Sie das, was in Ihnen brodelt und danach drängt, gesagt zu werden. Atmen Sie ganz tief durch, und lassen Sie es los. Die Meinungsverschiedenheiten sind da, es gilt nicht, sie zu leugnen oder den eigenen Standpunkt aufzugeben. Aber lassen Sie trotzdem innerlich los. Schweigen Sie gemeinsam. Schauen Sie sich an. Wenn Sie es schaffen, an diesem Punkt Ihre Liebe füreinander zu spüren, kommen Sie auf diese andere Ebene.
3. Versuchen Sie den gemeinsamen Wunsch hinter dem Streit zu finden. Fangen Sie an mit einem Satz wie: »Eigentlich sehnen wir uns beide danach, dass …«
4. Formulieren Sie jeder für sich eine eindeutige Ich-Botschaft, die Ihre beteiligten Gefühle enthält. Finden Sie zu Ihren Wünschen, stehen Sie zu Ihren Emotionen, erkennen Sie sie wechselseitig an, auch wenn das bedeutet, dass es nicht gleich eine Lösung für Ihre Differenzen gibt.
Eine andere Möglichkeit, um zusammen eine neue Ebene zu finden, ist eine interessante Visualisierung, die sich »Auf den Schrank setzen« nennt:
›Wenn Sie zu der Einsicht gelangt sind, dass bei Ihnen und Ihrem Partner gerade eine Endlosschleife läuft, stellen Sie sich Folgendes vor: Sie sitzen auf einem erhöhten Punkt im Raum, zum Beispiel auf dem Schrank, und schauen von dort herunter. Sie sehen da unten die beiden Streitenden, wie sie argumentieren, lamentieren und erklären. Aus Ihrer entspannten Perspektive erkennen Sie, dass die Konfliktpartner irgendwie das Gleiche wollen, es aber gerade nicht schaffen, einig zu werden. Sind sie nicht eigentlich ein schönes Paar, die beiden?
Der »Abstand« zu sich selbst, der durch diese Visualisierung erzeugt wird, hilft dabei, sich nicht so stark mit den Problemen zu identifizieren. Sie sind nicht das Problem, sie haben eins. Das tut sehr gut. Wenn es Ihnen gelingt, gemeinsam mit Ihrem Partner auf dem Schrank zu sitzen und sich voll Mitgefühl anzulächeln, haben Sie einen großen Schritt ge tan, um einer Lösung näher zu kommen, auch ohne
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