Sexualitaet mit Leib und Seele
einen einzigen Streitpunkt auszudiskutieren.
Können Sie auf diese Weise Differenzen entschärfen, wird es Ihnen möglich, gemeinsam weiterzugehen. Lernen Sie sich besser kennen, schaffen Sie mehr und mehr Verständnis für sich selbst und den anderen. Tauschen Sie sich aus über Intimes, tiefer als bisher.
Von der Seele reden
»Erst du, dann ich« – ein Schutzraum für heikle Themen
Selbst Paare, die offen füreinander sind und ansonsten gut miteinander kommunizieren, können beim Thema Sexualität ins Stammeln geraten oder gar in einer Sprachlosigkeit verharren. Dabei wirken sich gute Gespräche über alles, was unsere Erotik beeinflusst, befreiend aus und bringen Paare einander näher. Doch eine Gesprächskultur über alles Intime müssen wir uns meist bewusst erarbeiten.
Verabreden Sie sich zu einem regelmäßigen Austausch. Das löst häufig Widerstände aus. Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass solche künstlich arrangierten Unterhaltungen Blödsinn sind und dass sich so etwas ergeben muss. Etwa mit der gleichen Berechtigung könnte ein Chef seinem Angestellten sagen, dass sich eine Gehaltsverhandlung schon ergeben wird, irgendwann. Die Wahrheit ist, dass es ungewohnt oder unangenehm ist, über sexuelle Themen zu sprechen. Man hofft auf eine Gelegenheit, in der man emotional aufgeheizt oder gar betrunken ist und die Kontrolle über sich verloren hat. Das sind selten gute Gelegenheiten für einen wirklichen Austausch.
Schaffen Sie bessere Situationen, es lohnt sich. Eine sehr hilfreiche Methode, um intime Gespräche zu führen, ist: »Erst du, dann ich.« Sie beinhaltet bestimmte Regeln und bietet dadurch einen abgesteckten Rahmen, um die Sprachlosigkeit zu überwinden.
Bei der Wahl des Ortes, an dem Sie so ein Gespräch führen wollen, lassen Sie sich am besten von Ihren Bedürfnissen leiten: Sie können sich dazu im Schlafzimmer treffen, eine Kerze anzünden und sich im Schneidersitz gegenübersitzen. Oder Sie verabreden sich bei Ihrem Lieblingsgriechen in einer stillen Ecke zu einem Glas Wein. Wichtig ist nur, dass Sie möglichst ungestört sind; und schalten Sie auf alle Fälle die Handys aus:
›1. Einer erzählt, der andere hört zu. Vereinbaren Sie vorher, wer anfängt und wie lange die Redezeit dauern soll (fünf, zehn oder fünfzehn Minuten – wenn möglich, stellen Sie einen Wecker). Sprechen Sie in dieser Zeit ohne lange Pausen; wenn Ihnen nichts mehr einfällt, wiederholen Sie bereits Gesagtes. Der Zuhörende darf keine Zwischenfragen stellen, auch keine Ratschläge erteilen.
Bei einem normalen Gespräch ist es oft so, dass man gar nicht richtig auf den Redenden achtet und auf das, was er sagt, sondern nur darauf wartet, dass man auf den Beitrag eine Antwort platzieren kann. Sie werden merken, wie ungewohnt es ist, nur zuhören zu dürfen. Es bedeutet nämlich, die Wahrheit des anderen erst einmal vollständig zu akzeptieren, ob sie einem gefällt oder nicht. Nehmen Sie Ihre Wünsche nach Richtigstellung, Ihr Unverständnis, Ihre eigenen guten Ideen wahr, aber äußern Sie sie nicht. Wenn Sie Mitgefühl und Anteilnahme verspüren, dürfen Sie dies hingegen ausdrücken, aber einzig über Mimik und Gestik.
2. Auch der Sprechende muss Regeln einhalten und sich bewusst beschränken – auf seine eigene innere Wahrheit. Diese sollte als Ich-Botschaft formuliert werden. Doch was tun, wenn uns als Erstes Anklagen an den Partner auf den Lippen liegen? »Du machst mich unglücklich, du bist nicht genug dies und machst nicht genug das …« Fragen Sie sich in solchen Fällen einfach, was sein Verhalten in Ihnen auslöst. Bei einem Satz wie: »Du drehst dich nach dem Sex immer um« könnte dies Folgendes sein: »Ich fühle mich nach dem Sex unglücklich und allein gelassen.« So gelangen Sie zu einer wahrhaftigen Ich-Botschaft, und die wird Sie beide tiefer mit Ihren Gefühlen in Kontakt bringen.
3. Nachdem die Redezeit des ersten Partners beendet ist, werden die Rollen getauscht. Der andere bekommt genauso lang Gelegenheit, sich mitzuteilen, und es gelten die gleichen Bedingungen wie zuvor. Wichtig ist, dass der, der jetzt dran ist, auch wirklich seine eigene Geschichte erzählt und nach Möglichkeit nicht auf das antwortet, was der Partner zuvor gesagt hat. Es erscheint uns zwar höchst unlogisch, keine direkten Entgegnungen zu formulieren – wie soll man da zu einer Einigung gelangen? –, doch keine Angst, Ihre Ideen und Einwände gehen schon nicht verloren. Sie beide
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