Sexualitaet mit Leib und Seele

nach, was Sie dabei empfinden. Nehmen Sie Kontakt auf zu diesem Wesen unter Ihrer Hand. Vielleicht brodelt ungeduldiges Begehren in Ihnen, aufkeimende Lust, vielleicht aber auch die Energie des kraftvollen Beschützers. Es ist extrem wichtig, dass Sie sich beherrschen und nicht doch wieder anfangen zu streicheln. Jedes kleinste bisschen ist zu viel – außer wenn die Frau es ausdrücklich wünscht und das auch sagt. Aber meist ist das passive Gehaltenwerden richtig. Bergen Sie die Vagina in Ihrer großen warmen Hand, vergegenwärtigen Sie sich die Verletzlichkeit dieses geheimnisvollen Orts, und halten Sie Ihre Partnerin nahe an Ihrem Herzen.
    Jetzt ist Vorsicht angebracht. In dieser Situation öffnen sich Frauen sehr leicht, manche sind tief berührt, so zärtlich gehalten zu werden, ohne etwas leisten zu müssen. Sie meinen dann oft, bereit zu sein für Sex. Wenn der allerdings wie der als Standardnummer abläuft, werden sie sich subtil miss braucht fühlen. Deshalb ist es besser, wenn sie das Halten ohne Sex beenden. Und wenn es doch dazu kommt, gestalten Sie es als stilles und präsentes Liebemachen.
    Wundern Sie sich nicht, wenn während des Haltens starke Gefühle auftauchen, etwa Angst vor einem sexuellen Übergriff. Der Stress, bereit sein zu sollen, kann sehr groß sein. Auch Erinnerungen an beschämende Erlebnisse können an die Oberfläche gelangen. Wenn Tränen aufsteigen, weinen Sie. Es gibt kaum eine heilendere Erfahrung für die Frau, als so gehalten zu werden, körperlich und seelisch. Für die Intimität in der Partnerschaft ist das ein großer Gewinn:
    »Seit wir uns gelegentlich halten, fühlt sich meine Yoni wärmer an. Mir kommt sie auch tagsüber einfach mal in den Sinn, und es ist dann sehr angenehm da unten. Ich bin auch offener für Sex geworden, weil er nicht mehr zwangsläufig sein muss.«
    Für den Mann ist es ein großer Unterschied, ob er mit einer Erektion gehalten wird oder ohne. Wenn es pulst und drängt, erfordert es echtes Heldentum, loszulassen und sich nicht ständig zu wünschen, sie möge doch endlich richtig hinlangen. Das Halten mit einer Erektion sollten Sie in Betracht ziehen, wenn der Mann es selbst möchte, um eine überstarke Reizbarkeit zurückzufahren. Das kann ihm auch gelingen, wenn er sich in seine Erregung hineinentspannt. Für das stille Liebemachen ist dies eine intensive Vorerfahrung.
    Als Frau hat man mehrere Halte-Möglichkeiten. Man kann die Hände zum Beispiel um die Hoden legen oder auf den Penis. Und wenn der gerade kein starker Ritter ist und sich vollkommen zusammengezogen hat, halten Sie alles im Körb chengriff. Für Männer, die immer stark sein müssen, und da unten am meisten, ist es eine sehr ungewöhnliche Erfahrung, wenn eine Frau die ganze entspannte Herrlichkeit einfach schützend in die Hand nimmt und tatsächlich nichts von ihnen erwartet. Ihr Weltbild gerät ins Wanken: Es muss keine Leistung erbracht werden! Entspannen dürfen ist näm lich auch für Männer eine wichtige Qualität in einer Bezie hung. Und nicht selten kommt es dadurch zur Erektion. Wenn Sie beide wollen, können Sie dann Sex haben. Oder Sie machen gar nichts damit und genießen es einfach nur.
    Das Halten kann auch Heilwirkung haben, besonders wenn der Mann Probleme mit seiner Erektion hat. Wenn es Ihnen gelingt, jedes Mal aufs Neue absichtslos zu halten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der müde Kämpfer aufersteht:
    »Ich hatte jedes Mal Stress, wenn für mich erkennbar war, dass die Frau Sex von mir erwartet – in solchen Momenten ging gar nichts mehr. Vielleicht habe ich mir deshalb immer passive Frauen gesucht. Meine jetzige Freundin ist das jedoch nicht, und das war am Anfang eine Katastrophe. Jetzt legen wir uns einfach gemeinsam hin, wenn wir Lust auf Sex haben. Wir machen gar nichts, sie hält mich nur, und dabei entspannen wir uns. Eigentlich ist es völlig paradox: Lust zu haben und gleichzeitig zu akzeptieren, dass vielleicht gar nichts läuft. Doch innerhalb kurzer Zeit war ich bis auf wenige Male wieder bereit für mehr.«
    Das gegenseitige Halten unserer Genitalien schafft Geborgenheit, macht uns lockerer, baut Schamgefühle und Abwehr ab und bringt uns in eine Offenheit, in der das freie Spielen möglich wird.
    Und das ist ein großer Lustbringer auf dem Liebeslager.
    Einladung in den Liebestempel
    Frauen und Männer haben unterschiedliche Wünsche, wie sie an den Genitalien berührt werden wollen. Für Frauen ist der ganze Körper wichtig, sie