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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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dreißig Jahren nicht mit der Tür ins Haus fallen - der uralte Hauch von aktiver, männerverzehrender,
loser Sünderin ließ sich nicht in einer Generation wegwedeln.
    Ich selbst hatte nie ein Kondom in der Hand oder der Tasche gehabt, bevor ich Anfang vierzig war. Das waren für mich seltsame und irgendwie auch unappetitliche Dinger für altmodische ältere Leute.
    Mir war nämlich Glück mit vielem beschieden, was sich in den Sechzigerjahren als perfektes Timing herausstellte. Seit ich neunzehn war, nahm ich die gerade neu erfundene Pille, die frischen, spontanen Sex zu jeder Zeit möglich machte - ohne jegliche Diskussion über Verhütung, lästige Unterbrechung und vor allem ohne Angst. Was für ein Geschenk!
    Aids gab es nicht, Geschlechtskrankheiten kannte ich nicht wirklich, also blieb nur das Schreckgespenst der ungewollten Schwangerschaft. Und das war verbannt worden.
    Später verliebte ich mich einmal in einer Pillenpause - mit dreiundvierzig. Aids war in unser aller Leben getreten, es wurde wie verrückt für Kondome geworben (natürlich nicht vom Papst!), und glücklicherweise war ich inzwischen versiert und reif genug, um mit ihnen spielerisch und locker umzugehen und sie jedem überzuziehen, der keine Zicken machte.
    Ich mag sie heute immer noch nicht, auch wenn sie spaßig, bunt und geschmacksverbessert angeboten werden.
    Also gucke ich mir informationshalber im Drogeriemarkt das Sortiment an Hygieneartikeln an: Da hängen sie zum Greifen nah, für jung und alt, mit so lustigen Namen wie Billy Boy , Ramses und - besonders faszinierend - Condomi Fruit & Color . Der Hersteller ist … äh … Klosterfrau.
    Ist das nicht die altehrwürdige Firma, die den Melissengeist für unsere Großeltern herstellte, und den wir vielleicht bald alle brauchen?

    Es gab eine Zeit, da konnte man dem strengen Apotheker Präservative nur mit Rotwerden und Räuspern und unter Vorlage eines Personalausweises (nehme ich an) entlocken, wenn man als junger Mann zu jung aussah. Frauen kauften natürlich keine. Der Penis und sein Zubehör waren eine rein männliche Domäne, so wie Tampons und Binden eine rein weibliche waren.
    Heute kaufen Männer und Frauen offen und fröhlich Hygieneartikel von Tampons bis Dildos im Supermarkt. Also, Billy Boys , kommt in meine Tasche.
    Irgendwie grinsen musste ich dann doch, als ich nach Hause ging. Wer weiß, ob und wann die Boys zum Einsatz kommen.

Gepflegte Langeweile

    Ganz sicher nicht bei Jürgen , auf den ich bei einer Schale experimentell wirkender, neuer grüner Teesorte in einem Café wartete, während ich irritiert ein Paar mit einem brüllenden Kleinkind dicht neben mir beobachtete. Wie es dieser Tage so üblich ist, dürfen ja Babys, Hunde, Elefanten, Fahrräder und was nicht alles überall mit dabei sein in Deutschland, besonders in engen Cafés.
    Jürgen und ich hatten einen eher wortkargen Mailwechsel gehabt.
    »Wie geht’s?«, wurde gefragt und »Wir können uns ja mal treffen« vorgeschlagen.
    Also keine aufflackernde Leidenschaft und nicht jugendfreie Fantasien von unaussprechlichen Sexualakten, die Schlagsahne, Kokain und Strapse einschlossen sowie den nicht einzudämmenden Drang, sich augenblicklich zu sehen. Aber nach Mario dachte ich: Warum nicht einen ganz normalen netten Typen treffen?
    Dann hatten wir zweimal telefoniert, und Jürgen sprach wunderbar lang gezogen Hamburgisch, angesiedelt in der Uwe-Seeler-Schule des Sprachmusters: »Also, woll’n ma so sogen, nä?«
    Das Foto hatte einen großen Kopf mit viel üppigem und lockigem Haar gezeigt, seitlich grau, obenauf mit diesem Rotstich, der von getöntem Haar herrührt, und diese etwas
aufgerissenen Kinderaugen, die zu fragen schienen: »Was ist los? Wo bin ich? Wer bin ich? Bitte seid lieb zu mir.« Um die Lippen lag ein ganz winziges unsicheres Lächeln. Aber irgendwie sympathisch. Was weiß ich, warum wir ein Gesicht als nett empfinden.
    Jürgen hatte angegeben, auch freiberuflich im Künstlermilieu tätig zu sein - wollte aber nicht konkret mit der Sprache herausrücken.
    Karen riet mir von ihm ab: »Der hat doch kein Geld! Ich würde die armen Schlucker sausen lassen. Geld macht Männer in unserem Alter einfach attraktiver. Aber vielleicht ist er ja der Kracher im Bett, das würde einiges ausgleichen.«
     
    Zumindest ist er in der Tat, so wie angegeben, ein großer kräftiger Mann von einem Meter siebenundachtzig in schwarzem Mantel, schwarzem Hemd und schwarzen Jeans. Er guckt mich mit diesem unsicheren und

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