Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
nach der Traumfrau. Männer suchen mit großer Akribie und Fantasielosigkeit das liebenswerte, humorvolle, tolerante, warmherzige, unkomplizierte, auch ruhig intelligente, schlanke, hübsche Wunderwesen, das genug an Wunder glaubt, um einem loveboy mit dem Motto »Deine Lust ist mir wichtig, meine steht an zweiter Stelle« zu antworten. Von mir wird er nichts hören.
Besser ohne Internet?
Jetzt reicht’s! Es muss einen anderen Weg geben.
Ich frage wieder mal meine verheirateten Freundinnen - ich weiß nicht zum wievielten Mal: »Kennt ihr wirklich keinen ledigen, interessanten und intelligenten Mann, der es mit mir aufnehmen könnte?«
Als Antwort gibt es darauf wie immer nur ein paar unnatürliche Lacher und bedauerndes Kopfschütteln. Mir kommt es vor, als würde ich sie nach einem zwei Meter achtzig großen, Porsche fahrenden Goldhamster im Armani-Anzug fragen, der perfekt Saxofon spielt, Muffins backen kann, Farsikenntnisse und einen Doktorgrad in Philosophie besitzt.
Man darf generell nicht zu viele aufregende Tipps oder Vorschläge von lang verheirateten Freunden erwarten. Sie leben auf dem Eheplaneten, und das ist der spezielle Ort der wohlbekannten Routine, ein bisschen wie das Schlaraffenland, nur mit hübsch angestrichenen Gitterstäben, der vor äußeren Einflüssen beschützen soll. Dort geht es sehr eingespielt und leicht betäubt zu, deshalb haben sie ihr ehemaliges Singledasein komplett vergessen.
Es sind sehr gemischte Bilder, wenn ich mir Ehepaare um die sechzig angucke, die noch zusammen sind. Ich habe öfter ein Gefühl von Versäumnis bei den Frauen entdeckt, die ihr Leben lang bedauern, dass sie sich mit dem zufriedengegeben haben, was gerade da war, weil sie nicht glaubten, dass sie mehr und etwas Besseres verdienten.
Ich glaube, wir vergessen bei unserer Suche häufig, dass nicht alle Frauen (und Männer) eine große Liebe finden, sie dann auch heiraten und mit ihr glücklich sind. So sitzen sie häufig da mit ihrem Partner und haben Ausbruchsfantasien
- so wie Sträflinge. Deshalb beneiden sie uns Single-Frauen öfter, als sie zugeben.
Das ist auch der Grund, warum Singles nie zu Paarveranstaltungen eingeladen werden: Weil sie Freiwild sind und selber frei wildern könnten - wenn sie wollen. Es sind die Ehefrauen, nicht die Ehemänner, die ungebundene Frauen, auch wenn es gute Freundinnen sind, nicht dabeihaben wollen. Ich werde also ohne ihre Hilfe auskommen müssen. Bin ich ja bisher auch.
Wo habe ich eigentlich meine Lieblingsmänner damals in den Steinzeitalter-Zeiten kennengelernt?
Den ersten bei der Arbeit, als ich als rasende und unterbezahlte Jungreporterin bei der Zeitung arbeitete. Der Arbeitsplatz ist ein sehr guter Platz zum Kennenlernen, denn dort kann man jemanden bei etwas beobachten, das er liebt oder gut kann. (Man sieht, ich bin aus einer anderen Generation, in der es solche naiven Motive noch gab.)
Auch den zweiten Mann traf ich beim Job, aber das war’s dann so ziemlich, was den Arbeitsplatz angeht. Der Rest verteilte sich dann auf so exotische und inspirierende Orte wie eine WG, den Amerikaurlaub, und ja, Partys, immer wieder Partys.
Man könnte sagen, dass ich ein Partygirl war, denn die letzten drei Dekaden waren sehr auf Musik und Tanzen ausgerichtet. Ich finde Tanzen und Körperbewegung, Sinn für Rhythmus und Musikalität enorm wichtig. Für einen wirklich dummen, aber guten Tänzer lasse ich jeden ungelenken, wenn auch faszinierenden Intellektuellen sausen.
Ich habe mich schon kurzzeitig in einen tollen Tänzer verliebt, weil wir so wunderbar wild gerockt und gerollt, uns an Tango und Salsa herangewagt haben und bei Reggae und Soul so viel Spaß hatten, dass unsere Herzen und Körper
sich zuflogen, wortwörtlich. Aber das ist schon eine Weile her.
»Du weißt doch, wie Ehefrauen sind, das kannst du vergessen«, sagt Toni, die das Paarproblem kennt. »Du kommst doch gut mit jungen Männern klar. Wieso triffst du dich nicht endlich mal mit einem von denen anstatt mit diesen ollen Losern!«
Natürlich hat sie recht.
Das Alter ist nur eine Zahl
Ich gehöre zu den Frauen , die sehr viel jünger aussehen, als sie sind, und deshalb machte ich mich immer zwei Jahre älter, bis ich sechsundzwanzig wurde. Mein dreißigster Geburtstag erschien mir wie eine Teenagerparty. Albern und idealistisch, lachend und tanzend wollte an dem Tag kein bisschen »Erwachsenheit« in mir aufkeimen. Und noch als Zweiunddreißigjährige auf einer Reise durch Amerika musste ich
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