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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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Frau. Oder mache ich mir etwas vor, weil ich tausendmal spießiger bin, als ich zugeben mag?
    Hartwig ist ein weit gereister ehemaliger Galeriebesitzer, der in Spanien lebt und sich als »verschmusten Atheisten und realistischen Träumer, scheu und doch neugierig« darstellt. Er ist sehr angenehm überrascht, jemanden wie mich unter den Kandidatinnen zu finden, denn alle Frauen im Dating-Angebot waren ihm zu dumm, zu wenig witzig und zu poplig, sagt er.
    Die Fotos zeigen einen schlanken, braun gebrannten, dunkelblonden, gut aussehenden Mann. Er ist einundsechzig, Typ Ex-Hippie, ganz in weißes Leinen gekleidet, in einem geschmackvoll sparsam eingerichteten Haus im Süden. Es ist zwar auch ein Foto mit nacktem Oberkörper im Badezimmer dabei - ein immer wiederkehrendes Phänomen, dem ich bisher noch nicht auf die Schliche gekommen bin, aber nun ja.
    Er sei zu Besuch in Deutschland, auch in meiner Stadt, und wolle mich gern treffen. Ich bin sehr dafür!
    Als ich sein Profil und seine speziellen Interessen noch einmal durchlese, sehe ich ein Wort, das ich übersehen hatte! Er interessiert sich für Bondage, egal ob in Fotos oder im Leben. Also ein Sadomaso-Fessler?
    Sofort rufe ich Sarah an.
    »Du triffst dich nicht mit einem Perversling!«, entscheidet sie.
    Karen wiederum sieht das anders.
    »Du musst was wagen, ich finde dich einfach zu konventionell und zu feige«, schimpft ausgerechnet sie. »Sei doch
mal sexy und anzüglich, lass dich treiben! Du musst ja keine Fessel-Fotos machen, aber tu doch erst mal offen und interessiert!«
    Sie hat gut reden, denn sie ist in den letzten drei Jahren mit einem Makler, einem Manager und einem Studienrat ausgegangen - alles Männer, die vor Bürgerlichkeit platzten.
    Ach verdammt, ich kann nicht aus meiner Haut, auch nicht der losen, dabei bin ich eigentlich sehr albern, führe Leute gern an der Nase herum und kann ganz gut schauspielern. Allerdings regt sich das Spieler-Gen ganz tief drinnen doch ein bisschen. Was soll’s - ich werde ihn treffen.
    Vielleicht suche ich nur nach Kicks für mein langweiliges sexfreies Leben, vielleicht habe ich eine versteckte Ader für das Quälen von Männern? Es gibt sicherlich irgendwo eine Studie, die besagt, dass sechsundneunzig Prozent aller Menschen aus Wut oder Lust anderen manchmal physischen Schmerz zufügen wollen, wenn sie es sich nur gestatten würden. Und immerhin besitze ich ein T-Shirt mit der Aufschrift »I like to make Boys cry« (Ich bringe gern Jungs zum Weinen). Und das stimmt. Auf eine nette Art natürlich!
    Sicherlich geht es sehr vielen Menschen so wie mir: Sie interessieren sich nicht brennend für sexuelle Abarten, die mehr als nur harmlose Spaß-Foltereien umfassen.
    Ich weiß nicht wirklich, was Leute in Leder so machen, die die Peitsche auf dem Frühstückstisch haben wie ich mein Müsli und die Süddeutsche . Wahrscheinlich gibt es feine Unterschiede zwischen Bondage, Fetisch und Sadomaso. Aber meiner Meinung nach hat das alles mit Ketten, Leder, Gummi, Peitschen, auf allen vieren kriechen, Fesseln, Pinkeln, Quälen, Unterwerfung und Schmerz zu tun. Man kennt die einschlägigen Fotos und konfessionellen Erlebnisberichte von Damen, die gern dominieren oder gequält werden,
aus Stern -Artikeln, in denen derlei Geschichten aus der Sexgruft besonders beliebt sind.
    Ob das nun meine relativ konventionellen Ideen von Sex sind, die mich so über diese Art der Spiele fantasieren lassen, weiß ich nicht. Doch selbst wenn ich wagemutig in mich hineinhöre, ist meine Bereitschaft minimal, mit über sechzig in ein quietschendes Gummiteil eingequetscht zu werden, sodass meine Haut, dort wo sie rausguckt, noch mehr wie Krepppapier aussieht.
    Ich fände mich auch mit Ledermaske oder auf allen vieren kriechend irgendwie peinlich oder aber irre komisch. Es ist sicherlich nicht im Sinne des Fetischliebhabers oder Fesslungskünstlers, wenn sich die Frau vor Lachen und nicht vor Erregung kaum halten kann. Ich muss aber sagen, dass ich Michelle Pfeiffers schwarzes Lackkostüm als Catwoman in einem der Batman -Filme sensationell sexy, total unwiderstehlich und sehr verwegen fand. Aber das ist Hollywood und die Welt des Comicstrips.
    Natürlich ist man auf seinen sexuellen Erlebnisreisen durchs Leben auch einmal neugierig auf dies und das. Und ja, auch ich habe es schon im Wald, auf der Toilette bei einer Party, in einer leer stehenden Baracke, an einem Swimmingpool und anderen interessanten Plätzen getrieben, wo man, wenn man Pech hat,

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