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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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    Forever Young - das ist der magische, tragische Wunsch des Menschen und, so wie fast alle ganz großen Wünsche und Sehnsüchte, unerfüllbar. Auch ich habe zwischendurch Dorian-Gray-Momente oder vielmehr Doriana-Gray-Momente.
    Dorian ist der Mann, der seine Seele verkauft und nie alt wird - stattdessen altert sein Porträt.
    Sicherlich ist es Selbstschutz, dass es Momente gibt, in denen das eigene Gesicht, so vertraut in all seinen verschiedenen Stadien, kaum verändert wirkt. Jeder ältere Mensch wird betonen, dass er sich innerlich sehr oft unverändert jung fühlt, was seine Gefühle angeht. Nur ist das innere Alter oft schwer zu kommunizieren, denn sogenanntes jugendliches Benehmen bei ganz klar überreifen Erwachsenen wirkt, besonders was Kleidung und Sprache angeht, wie eine illegale und peinliche Grenzüberschreitung, die geahndet werden sollte.
    Klar, wenn man seine Falten als so tragisch empfindet wie einen nicht operierbaren Tumor - und man zu viel Kleingeld übrig hat -, dann muss man den Schaden wohl mit Nadel und Skalpell beheben. Aber will man wirklich glatt gebügelt aussehen oder wie eine Kreatur aus Dr. Beauty’s Gruselkabinett?
    Ich möchte sehr gern daran glauben, dass Sexualität und Schönheit nicht nur auf Jugend, Botox und perfekten Formen begründet sind. Selbst junge Männer wollen offenbar
nicht unbedingt nur Federbettlippen, kreisrunde Gel-Brüste und einen Blick aus künstlich erzeugten Mandelaugen.
    Ich nehme an, die Hauptidee bei der kosmetischen Verjüngung ist die, das ursprüngliche Selbst zu erhalten, und zwar das, welches in der attraktivsten Lebensmitte eingefroren ist. Betonung auf eingefroren. Denn die Wahrheit ist, dass ein kosmetisch verjüngtes Gesicht weniger erhalten als vielmehr brandneu aussieht. Und fremd. Und unnatürlich. Man kann nichts konservieren außer toten Tieren, Marmelade, Gewürzgurken und Gehirne im Glas.
    Und was ist schon unser bestes, schönstes Selbst? Wenn man schlau ist, nimmt man das augenblickliche und genießt die weiteren Veränderungen, die sehr interessant sein können. Denn wir sind es noch, und sind es doch nicht mehr. Optimisten sagen, wir bleiben wir selbst im Alter. Wenn das nur für die schönsten Eigenschaften gilt, dann ist das wunderbar. Und wenn man die Natur walten lässt, wie sie will und gut kann, dann gibt es andere Belohnungen. Also wäre es wahrscheinlich nicht so schlecht, sich nach dem Lebenszirkel und dessen Regeln zu richten, die sich eigentlich über Jahrhunderte als recht vernünftig herausgestellt haben. Das ist wie mit Obst und Gemüse, das am besten schmeckt, wenn Saison dafür ist.
    Und wenn man wieder an einer Hundert-Euro-Creme gegen »absackende Haut« - so der Fachbegriff - vorbeikommt und die Scheckkarte wie wild zappelt, einfach erhobenen Hauptes weitergehen. Die Zeit ist knapp, und hier ist die Probe. Für die Rolle der interessanten, also auch intelligenten Frau. Die muss gut vorbereitet werden. Man könnte es auch anders nennen: erwachsen sein.

Absolut fesselnd

    Viele sagen, dass Online-Dating und besonders die erstellten Profile unrealistisch und irreführend sind. Das stimmt nur teilweise. Gerade durch das ungehemmte Ausdrücken ihrer Wünsche, auch der sonst unterdrückten, und die beschützende Anonymität sind die Menschen offener und ehrlicher. Wo man früher vielleicht zwei quälende Dates über sich ergehen lassen musste, um ein paar Informationen aus jemandem herauszukitzeln, genügen manchmal ein, zwei Sätze in einer Mail oder im Chatroom, und man weiß, nein danke, nix für mich. Der Nächste, bitte. Schnell, sicher, sauber - alles eine Reflektion der Zeit mit ihrer emotionellen Ökonomie.
     
    Als ich auf Hartwig aufmerksam wurde oder vielmehr er auf mich, war ich ein klein wenig fasziniert. Ich langweilte mich sowieso gerade mit einigen Herren, von denen einer fragte: »Kannst du mir sagen, wann du das letzte Mal so richtig Herzklopfen hattest? Dieses Gefühl, einen Regenbogen umarmen zu können, kennst du es?«
    Ehrlich gesagt ist mir dieses alarmierend innige Gefühl für Regenbögen fremd, soll es auch gern bleiben, aber da wir gerade beim Umarmen sind: Ich war bisher Internetbegegnungen aus dem Weg gegangen, die einen eindeutig sexuellen Charakter hatten. Ich bevorzuge nach wie vor die
subtile Form von Erotik, die nicht vorher per Mail diskutiert wird wie in einer Talkshow. Aber hier war etwas, an dem mein neugieriges Autorenherz mehr interessiert war als das der rasend scharfen

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