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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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im ersten Frühling unserer Liebe immerzu spazieren gingen, uns ins Gras legten und uns abküssten oder spätnachts auf Bänken herumlungerten, ebenfalls küssend. Verliebtheit fand in der Natur ihre Vervollkommnung. So, als würde die Natur bei einem Treffen von zwei Menschen das dritte und sehr wichtige Element sein, das genauso beeinflusste und inspirierte wie Gesten und Stimmen.
     
    Bernd und ich setzen uns auf eine Bank, er rückt näher, guckt mich begehrlich an und küsst mich auf die Wange mit den Eislippen. Etwas daran ist vielversprechend, und ich überlege, ob ich mit ihm nach Hause gehen sollte, er hat schon gesagt, dass er den Nachmittag frei hat. Sicherlich ist seine Bude voll mit Ikea-Möbeln, Computern und seltsamen Farbkombinationen.
    Sex in der Studentenbude, muss das wirklich sein? Ich hatte Sex in Studentenbuden! Vor vierzig Jahren!
    Er zieht mich näher an sich heran, mein Rücken versteift sich etwas, und ich rücke mit einem nicht ganz echten Lächeln weg. Nein, kommt nicht infrage.
    »Komm, gehen wir ein Stück«, schlage ich vor.
    Er guckt mich verwundert an, seufzt, steht aber auf. Wir gehen los, er greift meine Hand und will sie festhalten, aber so rührend das irgendwie ist, mir passt es nicht, ich ziehe die Hand weg und lege schnell meinen Arm leicht um seine Taille, was ihn freudig überrascht.
    Völlig verrückt eigentlich, dass Hand in Hand zu gehen - wohl eine mit starker Symbolik belegte Handlung - intimer sein kann als eine stürmische Umarmung. Ich denke an
eine Folge von Sex And The City , in der Samantha ihren hübschen jungen blonden Beau, den sie heimlich liebt, empört auf der Straße zusammenstaucht, weil er locker ihre Hand beim Gehen nimmt. Ficken tut sie ihn gern und oft, ja, aber das ist etwas ganz anderes! Sie will mehr Distanz.
    Nun ist das ja nicht das Szenario hier, ich habe keinen jungen Freund, könnte aber einen haben, wenn ich nicht so zickig wäre. Nein, schüchtern eigentlich. Und das merke ich immer wieder, wie schüchtern und unsicher ein großer Teil in mir eigentlich ist. Ich wollte es mein Leben lang nie wahrhaben, es gefiel mir nicht, denn ein anderer Teil von mir war durchaus Jägerin, und auf diesen Aspekt hatte ich meine sexuelle Persönlichkeit mehr stilisiert. Es war ein sexy Image, das Unabhängigkeit mit einem Schuss Aggression versprühte.
    Aber auch die Zeiten sind vorbei, das muss ich einfach hinnehmen. Der Imagewechsel hat bereits im wirklichen Leben stattgefunden, jetzt ist es an mir, ihn in und an mir zuzulassen und zu integrieren. Es ist ein bisschen so wie in den Filmen, in denen die jung wirkende, attraktive Heldin schmerzlich einsieht, dass sie die Rolle der jugendlichen Liebhaberin abgeben muss, um in das etwas seriösere Fach zu wechseln und ihrem Alter entsprechend zu agieren.
    Aber wer möchte schon diese Mahnungen des echten Lebens hören? Wir sträuben uns mit Händen und Füßen dagegen, dass man uns diese so geliebte und schmeichelhafte Rolle brutal unter dem nicht mehr knackigen Hintern wegreißen will. Ich auch. Aber ich merke, dass mein Widerstand schwächer wird.
    Hier und heute könnte mein Abschied von der Jugend sein, die sich mir immer mal wieder in verschiedenen Formen anzubieten scheint. In dem Interesse an Gesprächen
mit mir, in gelegentlichen begehrlichen Blicken jüngerer Männer. Ich empfinde Dankbarkeit für diese Generosität des Lebens, entschließe mich aber, nicht unbedingt immer etwas nur deshalb zu machen, weil es mir noch möglich ist.
    Und plötzlich mag ich meine Schüchternheit Bernd gegenüber, die vielleicht nur Vernunft ist. Solange sie mich nicht wirklich von inspirierenden Menschen und Situationen fernhält, darf sie bleiben.
    Bye-bye, Bernd.
     
    Das erste Mal, dass ich den schmerzenden Stich des reifen Alters in Verbindung mit Männern empfand, glücklicherweise etwas sehr spät, war bei einem Treffen mit einem viel jüngeren Mann. Ich war einundfünfzig Jahre alt und bei einer Party gewesen, die aus sehr kreativen und attraktiven Menschen bestand.
    Ich war sicherlich eine der ältesten Personen, aber das Licht, oh wow, das muss sehr günstig gewesen sein, wie es ja oft bei schummerigen Partys der Fall ist. Ein junger, sehr interessanter Schreiber von Mitte dreißig heftete sich an meine Fersen, wir flirteten und tanzten, und wahrscheinlich hätte ich ihn abschleppen können, aber das fiel mir noch nie leicht, und außerdem muss man nicht jeden netten Jungen ins Bett locken wollen.
    Wenn mehr

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