Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
eine junge schöne Frau aus dem neuen Indien, die zwar nach den strengen indischen Regeln des Patriarchats lebt, aber westlich heiß aussieht.
»Wir könnten ausgehen. Hast du Zeit?«, fragt er.
Nein, habe ich nicht, du kleiner arroganter, unerzogener Klops, denke ich. Um keinen Preis.
Es ist ein billiger kleiner Triumph, ich weiß, aber ich fühle mich ziemlich gut dabei, immer noch in Situationen zu kommen, in denen ich jungen Männern einen Korb geben kann.
Als mich mein Lieblingschauffeur, mit dem ich so einiges erlebt habe, nach drei Tagen zum Flughafen bringt, drückt er meine Hand.
»You are a really nice lady!«, versichert er mir.
Und wirklich, ich merke, es bedeutet mir mehr als platte Komplimente. Die reife Frau als interessanter Mensch. Kein schlechtes Konzept.
Mallorca
Das bestätigte sich auch auf Mallorca. Als ich spontan in ein Museum in Palma gehen wollte, merkte ich, dass ich alles Geld ausgegeben und auch keinerlei Bankkarten dabeihatte. Manchmal hat man ja Glück und kann in Museen an die Nettigkeit der Angestellten appellieren und andeuten, dass man ein sehr kunstinteressierter Mensch ist. Ich probierte es, aber mir wurde der Eintritt verwehrt.
Da kam ein etwa fünfundsechzigjähriger, kleiner, etwas rundlicher Mann mit grau gesprenkeltem Bart, Pferdeschwanz und typisch spanischem Gesicht auf mich zu, lächelte charmant und fragte auf Englisch: »Wollen Sie rein?«
Ich nickte, er griff meine Hand, ging zur Kasse, zeigte einen Ausweis, und wir gingen hinein. Er war der Direktor und Kurator, der das Museum als sein eigenes Haus betrachtete. Er machte mit mir eine lange private Führung, wir unterhielten uns über Malerei und Reisen. Dann gingen wir einen café con leche trinken, einen Milchkaffee, dann ein wenig in Palma spazieren. Er zeigte mir seinen verwunschenen, wild wachsenden Lieblingsgarten in einer winzigen Gasse, und dann sagten wir adiós . Kein Adressenaustausch, kein nichts.
Ein wundervoller Nachmittag, vielfältig und voller Genuss. Ich habe längst seinen Namen vergessen, aber nicht diese unerwartete Bereicherung, die ein sinnlicher, vergnügter Nachmittag zwei Fremden bereiten kann, ohne dass Sexualität die Hauptrolle spielt.
New York
New York ist eine coole, witzige, aggressive Stadt, das wissen wir alle. Den smarten New Yorkern macht man nichts vor, sie urteilen schnell und kennen alles. Sie sind obendrein spontan, kritisch und lieben es, auf der Straße mit unmissverständlichen Kommentaren ihrer positiven wie auch negativen Meinung Ausdruck zu verleihen.
Ich will nur zwei kleine nette Geschehnisse erzählen, um uns nicht mehr jungen Frauen zu zeigen, dass immer alles möglich zu sein scheint. New Yorker Frauen sind sehr selbstbewusst, deshalb sind sie auch sehr großzügig, was Komplimente angeht. Es passiert recht schnell, dass eine selbst sehr attraktive Frau an der roten Ampel (eigentlich gehen New Yorker immer bei rot über die Straße) eine andere flink anspricht, um ihr zu sagen, wie toll ihre Tasche, ihr Outfit, ihre Frisur, ihr Gürtel, ihr Stil und was nicht alles ist.
Bei mir war es ein schwules Paar, das den Vogel abschoss. Einer der beiden, ein schwarzer, leicht überdrehter junger Typ, tippte mir auf die Schulter und säuselte recht laut: »Also nein, dass muss ich einfach sagen. Sie haben die schönsten grauen Haare, die ich je gesehen habe«, und schüttelte bewundernd seinen Kopf, während er die Augen verdrehte.
Ich war ziemlich baff und sagte nur Danke, begleitet von meinem breitesten Lächeln. Aber das war längst nicht alles.
»Und dazu die Lippenstiftfarbe, der Hautton, alles perfekt«, er sah mich an wie ein Stylist, der er ohne Frage war, »wirklich schön.«
Die Leute neben uns an der Ampel guckten schon, und mir war es peinlich. Gott sei Dank war grün, aber mein neuer Verehrer musste noch etwas loswerden. Er griff mich und küsste mich rechts und links auf die Backe.
»Das musste ich eben machen.«
Und ich musste nun wirklich lachen.
Dann ging er zu seinem Freund, der still dagestanden hatte, und drehte sich nach ein paar Schritten noch schnell um und rief: »Please, don’t ever change!«
Dann folgte eine Kusshand von ihm, und ich ging kichernd, kopfschüttelnd und sehr, sehr geschmeichelt die 59. Straße runter.
Also, ich gehörte bisher nicht zu den Frauen, die die wichtigsten, wunderbarsten und innigsten Freundschaften mit Schwulen pflegen, weil sie angeblich die besseren Männer mit einer so tollen Sensibilität und
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