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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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Qualitäten wie »sensibel«, »guter Zuhörer« beigefügt.
    Jeder Mann glaubt zu wissen, dass die meisten Frauen auf Sex ohne Gewissen und Pornos ohne Peinlichkeit empört reagieren - ob das nun stimmt oder nicht.
    Seit eine riesige lukrative Industrie sich der Frauen und ihrer angeblichen geheimen Wünsche und ihrer speziellen warmherzigen Disposition angenommen hat, weiß selbst
der größte Depp so ganz vage, dass Frauen Duftkerzen, Badeschaum und dekorativen Schnickschnack ebenso lieben wie flauschige Kätzchen, unbequeme Riemchenstilettos und einen ganzen Becher Häagen-Dasz-Eiscreme beim Anschauen einer romantischen Komödie vor dem Fernseher.
    Natürlich wollen die Männer sie nicht verärgern, die neuen Amazonen und Gebieterinnen, die ungeduldig und scharfkantig geworden sind. Aber ihnen zu gefallen ist komplizierter geworden als Hirnchirurgie, denn ist man als Mann zu freundlich, ist man weibisch; zu höflich, ein Weichei; zu unsicher, Muttis Bester; zu männlich, ein Macho; zu stilsicher, heimlich schwul; zu charmant, ein Schürzenjäger; zu kritisch, frauenfeindlich. Die Liste ließe sich endlos verlängern.
    Ja, die Welt des Mannes, so wie sie einmal war, ist am Bröckeln, er weiß nicht mehr so richtig ein noch aus - aber Ratlosigkeit wirkt nicht sexy. Könnte man nicht den Mann etwas vermenschlichen, ohne dass er Erotik und Sexiness verliert? Geht das überhaupt?
    Denn auch wenn sie noch so gern kuscheln, in einer der unzähligen Studien ist wieder einmal herausgefunden worden, dass der verständnisvolle, sensible, einfühlsame Softie nicht das ist, wovon Frauen träumen, und deshalb, um Bushido zu zitieren (ich möchte nicht wirklich mit oder für ihn sprechen), »kein’n Respekt« von Frauen bekommt.

Weiche Witwer und andere Katastrophen

    Also, der Rosenmann und all die anderen Kuschler wohnen sowieso zu weit weg, und ich will endlich anfangen. Ich kann mich wie immer nicht entscheiden, aber zwischen dem sechsundzwanzigjährigen türkischen Jungmann, der sehr gut aussieht und rasend gern tanzt (genau wie ich), und dem klassischen sympathischen Zeitgenossen, der »besser zu mir passt«, wie jede beratende Instanz mir versichern würde, verabrede ich mich erst einmal mit Dirk aus Hannover, einem scheinbar freundlichen, intelligenten und gebildeten Mann von dreiundsechzig.
    Er hat mich bei Parship entdeckt und mir gemailt, dass er »mich für sehr interessant und attraktiv« hält. Das hört man gern, war aber nicht unbedingt ein Grund, mich auf ihn zu stürzen. Doch warum nicht mal einen Witwer, schuldlos allein und nicht, weil er ein scheußliches Schwein ist, mit zwei erwachsenen Kindern und viel Freizeit?
    Er ist Architekt im Ruhestand, reist viel und war, genauso wie ich, oft in Amerika. Wir mögen San Francisco und Chardonnay, er sieht sympathisch auf dem Foto aus, und überhaupt will ich mir ja endlich abgewöhnen, nur nach auffälligen, gut aussehenden Männern zu schauen, so wie ich es mein Leben lang gemacht habe.
    Wir führen eine sehr gepflegte Unterhaltung per Handy, und er möchte gern extra aus Hannover anfahren, um mich zum Lunch zu treffen.

    Theoretisch sind Witwer perfekt. Beziehungsgefestigt und pflichterfüllt durch eine lange Ehe, dazu ein bisschen traurig und unerfahren mit neuen Frauen und deshalb dankbar für eine neue Chance, können sie der Fang schlechthin sein. Wunderbar für schüchterne Frauen, die Sicherheit suchen. Und im Gegensatz zu geschiedenen Männern müssen sie keinen Unterhalt zahlen! Die einzige Gefahr droht von den Kindern, wie ich später in einem anderen Fall noch lernen werde.
     
    Da ist er nun, einige Zentimeter kürzer als angegeben, graues, leicht schütteres Haar, wie es halt so sein kann in dem Alter. Ein wollener dunkelblauer Blouson, helles Hemd, graue, am Hosenboden etwas blanke, weil durchgesessene Hose, Schnürschuhe, Brille mit Goldrand, an der etwas gerückt wird.
    Typ Günther Jauch in alt, denke ich. Nicht gut, denn ich finde den kinnlosen Langweiler bereits in seinem jetzigen Alter zum Schnarchen. Dirk ist wirklich sehr sympathisch, auf eine unspektakuläre Art. Doch nach eineinhalb Stunden Unterhaltung über Gruppenreisen mit abenteuerlichen Senioren, knackende Kniescheiben und alte Eltern - die zündenden Themen unserer Generation - bin ich bereit zum Abschied, den ich mit einem bedauernden Lächeln ankündige.
    Dirk steht zuerst auf, und ich sehe ohne Begeisterung seinem flachen Hintern und ganz leicht gebückten Gang hinterher.
    So,

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