Sexy, süß und namenlos
barscher Ton lauter wurde. „Wie würden Sie diese ‚Zusammenkunft‘ denn nennen, Riordan?“
Grant hörte die Türklingel läuten und ging zu den Glasschiebetüren. Waren nicht schon alle da? Er hatte keine Scheinwerfer in der Auffahrt gesehen. Vielleicht war das Klingeln auch nur von einem Werbespot im Fernsehen gekommen.
„Mr Phipps, Sie kennen doch Steve Ellis, unseren Börsenmakler, der an diesem Wochenende heiratet?“
„Selbstverständlich. Meine Frau und ich werden an der Feier teilnehmen.“
Na fabelhaft, dachte Grant. Laut sagte er: „Da ich Trauzeuge des Bräutigams bin, habe ich die übrigen Trauzeugen und den Brautführer eingeladen, um letzte Vorbereitungen zu treffen.“
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung wurde beunruhigender, je lauter die Musik wurde, die aus dem Haus drang. Das Stück, das gerade aus den Lautsprechern dröhnte, hieß „Bad To The Bone“.
Grant entfernte sich rasch von der Tür. „Mr Phipps?“
„Gütiger Himmel, Riordan, Sie veranstalten doch keine Junggesellenparty?“
„Selbstverständlich nicht“, versicherte Grant ihm verärgert. Wusste der Mann nicht, dass Grant Riordan sich nie amüsierte? War das nicht der Grund, weswegen Phipps ihn eingestellt hatte, abgesehen von seiner Fähigkeit, Geld zu machen?
Eine Junggesellenparty? Er war ja noch nicht einmal vor acht Jahren zu seiner eigenen Junggesellenparty gegangen. In letzter Minute hatte Camille ihn aus der Stadt geschleppt, damit er nicht an der lustigen Fete teilnahm. Selbst nach seiner Scheidung hatte er derartige Partys gemieden. Sie erinnerten ihn zu sehr an das, was ihm in seinem Leben fehlte.
„Eine Junggesellenparty ist nicht mein Stil, Mr Phipps.“
Phipps hustete unbehaglich. „Nun, wir von First Investment können nicht vorsichtig genug sein. Ihr Vorgänger …“
Grant nahm das Telefon vom Ohr, da er nicht schon wieder hören wollte, wie Phipps die Sünden der früheren Chefmanager aufzählte. Der letzte Chefmanager hatte eine Prostituierte mit Aktien eines Investors bezahlt. Sein Vorgänger wiederum war auf dem Videoband einer Überwachungskamera beim Sex mit seiner Sekretärin festgehalten worden. Im Sitzungszimmer des Vorstands. Auf dem Tisch. Zur Mittagszeit. Beide Storys hatte Wilhelmina Langley in ihrer wöchentlichen Kolumne aufgegriffen.
Phipps beendete seine Lektion im selben Moment, als Grant im Haus eine Bewegung wahrnahm, die ihn stutzen ließ.
„Mr Phipps, es ist halb neun an einem Donnerstagabend. Ich serviere 1986er Cabernet Sauvignon und die Kaviar-Kanapees, für die meine Haushälterin berühmt ist. Und für die gute Stimmung hat mein Bruder ein Video seines Lieblingsfootballspiels mitgebracht.“
„Dann werden Sie sicher nichts dagegen haben, wenn ich in etwa einer Stunde vorbeikomme, um Ihnen die Unterlagen zu bringen, die Sie für die morgige Vorstandsitzung brauchen, oder?“
Grants Magen krampfte sich zusammen. Zum x-ten Mal ermahnte er sich, dass er den Job brauchte. Mit seinem Einkommen konnte er den Umbau des Hauses seiner Großmutter bezahlen. Es war ein großes viktorianisches Haus, das er ebenso liebte wie die zweiundachtzigjährige Lil, die seit Kurzem an den Rollstuhl gefesselt war und noch immer in dem Haus wohnte. Nur Grants hohes Einkommen garantierte, dass sie ihre letzten Tage in dem einzigen Zuhause, das sie je gekannt hatte, verbringen konnte. Vor zwei Jahren noch hätte er den kompletten Umbau mühelos bezahlen können. Doch dann kam Camille mit ihrem gerissenen Scheidungsanwalt.
Nur noch sechs Monate beruhigte Grant sich. Allerhöchstens ein Jahr. Sein Plan war absolut sicher. Mit seinem großzügigen Gehalt bezahlte er die Umbaukosten. Sein Wohnort ermöglichte ihm regelmäßige Besuche bei Grandma Lil. Und dank seiner Aktienoptionen, gekoppelt mit seinem unbestreitbaren Talent, Geld zu machen, würde die durch Camille verursachte Armut bald nur noch eine bittere Erinnerung sein. Er durfte nur nicht seinen Job verlieren.
„Sie sind herzlich willkommen, Mr Phipps. Ich sehe Sie dann in einer Stunde.“ Grant legte auf. „Was kann schon passieren?“, murmelte er, öffnete die Türen und schnappte nach Luft.
Er interessierte sich zwar nicht sonderlich für das Spiel, aber selbst er konnte unschwer erkennen, dass es sich bei dieser Art von Mannschaftssport auf dem Bildschirm nicht um Football handelte. Menschenknäuel in dieser Form gab es selbst beim Football nicht, zumindest nicht auf dem Spielfeld.
Das Porno-Video war jedoch seine
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