SGK216 - Draculas Vampirfalle
wirklich eine so erschreckende Gefahr
darstellten, wie die Gerüchte glauben machen wollten.
Scharten sich um den scheuen und blassen jungen Mann, dessen Vorfahren
aus Russland gekommen waren, wirklich Vampire - oder gab sich diese Gruppe
Jugendlicher nur einen Anstrich ins Makabre? Dass junge Menschen verschwanden
und nicht mehr nach Hause zurückkehrten, dass an ihrer Stelle wächserne Köpfe
per Post oder Bote gebracht wurden, das alles war jedoch schon mehr als
merkwürdig und bereitete den Verantwortlichen einiges Kopfzerbrechen.
Ursprünglich war es Larry darauf angekommen. Sich der Gruppe
anzuschließen, um aus nächster Nähe das Leben und Treiben zu verfolgen und die
Gefahr zu bannen, die andere abhängig machte. Er hatte da einen furchtbaren
Verdacht. Diese Abhängigkeit und die Tatsache, dass die Verschwundenen immer
wieder in der Nacht auftauchten. Trug alle Zeichen eines Vampirdaseins...
Waren diese Menschen wirklich nur noch Untote, die tagsüber in verborgenen
Gräbern sich aufhielten und in der Nacht hervorkamen, um neue Opfer zu jagen?
Dies alles wäre eine vollkommen neue, eine sehr moderne Art des Vampirismus!
Larry Brent unterschied sich in der Dunkelheit in nichts von anderen
Leuten auf Motorrädern. Auch er trug einen dunklen, hauteng anliegenden
Lederanzug einen schwarzen Helm, der in der Mitte mit einem orangefarbenen
Streifen gekennzeichnet war. Larry Brent war in der Situation, in der er sich
befand, nicht zu beneiden. Er musste höchste Aufmerksamkeit walten lassen, um
den Fremden nahe zu bleiben, und sich gleichzeitig nach hinten absichern, für
den Fall, dass unerwartet ein Fahrzeug aus dieser Richtung näher kam. Ehe er in
den Scheinwerfern eines solchen Fahrzeugs zu erkennen war, musste er nach
rechts oder links in den Wald verschwinden, um sich zu verbergen, weil sonst
die Gefahr bestand, dass die anderen ihn in ihren Rückspiegeln entdeckten.
Doch alles ging gut. Noch etwa zwanzig Minuten dauerte die Fahrt durch
den nächtlichen Wald, dann verringerte der vorderste Fahrer seine
Geschwindigkeit. Die anderen zogen nach.
Gleich darauf bog der Anführer der Bande, Wonja, nach links in einen
Waldweg ein. Über den holprigen Boden ging es zu einem dichtbewaldeten Hügel,
auf dem die Reste einer ehemaligen, finsteren, aber sehr großen Burg lagen.
Das grobe Gemäuer ragte zyklopenhaft zwischen den Bäumen in den
nächtlichen Himmel. Kantige Türme flankierten einen Toreingang, von dem aus es
in einen großen, düsteren Innenhof ging.
In ihn fuhren Wonja und seine Begleiter.
Für Larry Brent war die Grenze des Risikos erreicht. Er konnte es
nicht wagen, ebenfalls in den Innenhof zu fahren. Er blieb zurück an der
Baumgrenze, schaltete seinen Motor ab und rollte noch einige Meter weit über
den feuchten, weichen Laubgrund zwischen den Bäumen. Hinter dichtem Buschwerk
legte er die Maschine einfach seitlich und lief dann geduckt, das Dunkel für
sich ausnutzend, zu dem großen Toreingang, um von hier aus in den Innenhof zu
sehen.
Niemand bemerkte ihn.
Im Innern des Burghofes dröhnten die Motoren, und die Luft vibrierte
unter dem Krach.
Nach und nach wurden die Maschinen abgestellt, und dann kehrte Ruhe
ein.
X-RAY-3 kauerte hinter einem riesigen, schwarzen Stein und konnte von
hier aus alles genau beobachten.
Die Motorräder wurden in Reih und Glied an dem alten, mit Moos und
Gras bewachsenen Gemäuer abgestellt.
Vom Innenhof, der mehrere hundert Quadratmeter groß war, konnte man in
verschiedene Gebäudeteile der Ruine gelangen.
Vereinzelt war die alte Burg sogar noch überdacht, und die Räume waren
mit dem großen Hauptteil verbunden. Fast alle Fenster gähnten als rechteckige,
klaffende Mäuler dunkel und bedrohlich den Betrachter an.
Der Amerikaner beobachtete alles und ließ sich nichts entgehen.
Er sah, wie die Angekommenen Brillen und Helme abnahmen und dann ihre
Motorradhelme ablegten.
Sie verstauten alles in den ledernen Taschen, die an den Rücksitzen zu
beiden Seiten hingen.
Larry Brent war überrascht.
Außer Wonja waren nur noch zwei junge Männer anwesend. Alles andere
waren gutaussehende Frauen.
Die meisten hatten langes Haar, waren schwarzhaarig, blond, brünett
oder rot. Unter ihren Motorradanzügen trugen sie enganliegende, hochgerollte
Röcke die sie jetzt nach unten strichen. Die Pullis lagen hauteng und ließen
die weiblichen Formen voll zur Geltung kommen.
Es waren junge, moderne Mädchen. Und doch anders als ihre
Altersgenossinnen in London und
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