SGK236 - Die Mordwespen des Dr. X
Sie Sorgen, Richard ?« bohrte Morna
weiter. Sie setzte sich gegenüber auf den Sessel, legte ihre Hand auf die
seinen und lächelte ihn freundlich an. »Dann sagen Sie’s mir. Schütten Sie ihr
Herz aus! Vielleicht kann ich ihnen helfen. Ich bin sogar sicher, Ihnen helfen
zu können. Sie haben doch schon so erfreuliche Fortschritte gemacht und . was ist geschehen, Richard? Sie sind seit gestern
abend wie umgewandelt . Wissen Sie doch etwas, was Sie
möglicherweise vergessen haben, uns zu sagen, was Ihnen nun so eingefallen ist,
was Sie gern sagen möchten, aber Sie getrauen sich nicht, weil Sie befürchten,
jemand zu verraten. Hat Mathew Ihnen vielleicht etwas mitgeteilt, hat er Sie
möglicherweise mit eingeweiht? Er hält sich doch versteckt, nicht wahr? Und Sie
wissen es, Richard ... Bitte sagen Sie’s mir! Mathew braucht dringend unsere
Hilfe. Er wird vielleicht sterben, wenn wir ihn nicht rechtzeitig finden .«
Hoggart hörte auf, an seinen Lippen zu nagen. Die Spannung auf
seiner Miene, der verzerrte Gesichtsausdruck, der sein Gesicht so finster und
nachdenklich zeichnete, wichen von einem Augenblick zum anderen. Er lächelte.
»Na sehen Sie, Richard! So gefallen Sie mir schon viel besser. Ich
versprech’s Ihnen: Kein Mensch wird je erfahren, woher ich’s weiß. Sagen Sie
mir die Wahrheit !«
Wieder mal erwies sich Dr. McClaws Anweisung als richtig, selbst
zu den Verstocktesten so freundlich wie nur möglich zu sein. Die meisten würden
auftauen wie Eis unter der Sonne.
»Ich . kann es . nicht«, sagte Richard
Hoggart langsam.
»Und warum können Sie es nicht ?«
»Ich habe ... Angst .«
»Aber vor wem denn? Hier ist doch niemand, der Sie bedroht. Wir
alle sind Ihre Freunde. Wir mögen Sie, und Sie wissen, daß Sie mit jeder Sache
zu uns kommen können .«
»Ja, Miss Diana ... das ist schon ... richtig .« Er sagt es in natürlich klingendem Tonfall. »Und doch ... es gibt Dinge, über
die sollte man nicht reden .«
»Haben Sie darüber vielleicht mit Ihrem Zimmerkollegen Mathew
gesprochen ?« nahm Morna von einer anderen Seite den
Faden wieder auf. »Ist es deshalb, weil Sie fürchten, daß das, was Mathew
geschehen ist, auch Ihnen passieren könnte ?«
Er sah sie mit großen, leuchtenden Augen an. Er wirkte wie ein
Junge, den man bei einem Streich ertappt hatte.
»Mhm«, murrte er, »vielleicht ist es so, wie sie sagen .«
»Also wissen Sie doch etwas, Richard .« Morna Ulbrandson seufzte. »Sagen Sie mir was Sie bedrückt! Nur so können wir
vielleicht auch noch Mathew Wilkins helfen . Das
wollen Sie doch, nicht wahr ?«
Hoggart senkte den Blick. »Natürlich«, sagte er mit belegter
Stimme. »Es ist nur wegen dieser verfluchten Wespen . sie .« Er brach mitten im Satz ab.
»Was ist mit ihnen, Richard? Was wissen Sie von den Wespen? Sie
meinen doch jene, die dort drüben im Dachgebälk des alten Turm hängen, nicht
wahr ?«
»Ja, Miss Diana . « Er fuhr wie unter einem Peitschenhieb
zusammen, als dieses Wort über seine Lippen kam.
Morna Ulbrandson hatte etwas aus ihm herausgelockt, was er unter
normalen Umständen offensichtlich gar nicht gesagt hätte.
Er gab plötzlich einen leisen, erschreckten Aufschrei von sich,
drückte ihre Hand zurück und sprang auf.
»So bleiben Sie doch, Richard !« Auch
Morna Ulbrandson erhob sich blitzschnell. »Sie müssen unbedingt darüber reden .«
Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein ... ich kann nicht. Ich weiß
überhaupt nicht, warum ich mich mit Ihnen hier unterhalte, Miss Diana. Sie
werden über mich kommen wie über Mathew .«
Woher wußte er, daß sich droben im Turm die Wespen befanden?
Bei den anderen Patienten, die in den letzten Tagen wie in
tranceähnlichem Zustand von diesen Insekten gesprochen hatten, war jedoch
nichts über den Aufenthaltsort bekannt geworden. Es schien, als wüßten sie es nicht . und doch verschwanden sie aus ihren Krankenzimmern,
um nicht wiederzukehren.
Das ganze Gelände war durchsucht worden, und es war genauso
gewesen wie bei Mathew Wilkins:
Spurlos verschwunden, als hätte sie der Erdboden verschluckt .
Hoggart war der erste, der etwas mehr wußte und es gegen seinen
Willen offensichtlich mitgeteilt hatte.
Er wollte davonlaufen. Doch Morna hielt ihn fest.
»Bleiben Sie hier, Richard! Auch ich weiß das, was Sie darüber
wissen. Sie waren also im Turm drüben .«
Er nickte schwach mit dem Kopf. »Ich mußte es tun. Mathew wollte
es so .«
»Er wollte also auch die Wespen sehen ?«
»Ja ...«
Und
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