SGK236 - Die Mordwespen des Dr. X
hier erschöpfte sich Richard Hoggarts Mitteilung. Obwohl Morna
Ulbrandson noch geschickt einige Fragen stellte, kam bei der Beantwortung nicht
viel heraus .
Doch ein Anfang war gemacht. Die PSA-Agentin war überzeugt davon,
daß sie das Gespräch noch im Laufe des Tages fortsetzten konnte.
Richard Hoggart atmete tief durch und setzte sich dann wieder auf
seinen Platz. Da in einem anderen Zimmer Unruhe entstand, ließ Morna ihren
Gesprächspartner einige Minuten allein, um nach dem Rechten zu sehen.
Ein Patient war aus seinem Bett gestiegen, über den Stuhl auf den
Schrank hinauf und hatte sich dort in die äußerste Ecke verdrückt.
Der junge Mann gab zu verstehen, daß er aus der luftigen Höhe
nicht eher herunterkommen würde, als bis man ihm endlich besorge, worum er
schon seit Tagen bitte.
Als Drogenabhängiger war er eingeliefert worden, und Dr. McClaw
hatte alle Hoffnung, ihn wieder zurechtzubiegen und als geheilt zu entlassen.
Morna redete ihm gut zu.
Als jemand vom Pflegepersonal kam, zog sie sich aus dem Zimmer
zurück. Nur drei Schwestern waren im Augenblick im Haus vertreten, um eine Art
Notdienst aufrechtzuerhalten. Mit allen anderen durchsuchte McClaw schon zum
wiederholten Mal den Park und das Gemäuer, in der Hoffnung, vielleicht einen
Schlupfwinkel zu finden, der Mathew Wilkins Flucht ermöglicht hatte. Über das
Tor oder über das Gemäuer zu klettern, war eigentlich ausgeschlossen. Da hätte
es Hinweise geben müssen.
Als die schwedische PSA-Agentin in den Korridor zurückkam, war der
Platz, wo Richard Hoggart gesessen hatte, leer .
Morna sah sich nervös um. Sie rannte zum Hauptausgang und sah
gerade noch, wie der hagere Mann auf dem breiten Mittelpfad im Park verschwand.
Wortlos setzte Morna nach.
Von Dr. McClaw und seinen Helfern war weit und breit nichts zu
sehen. Wahrscheinlich hielten sie sich am anderen Ende des Parks auf.
Morna Ulbrandson nutzte geschickt die dicht stehenden Bäume, um
sich zu verbergen, als Hoggart sich umblickte. Er vergewisserte sich, ob er
nicht verfolgt wurde. Daß tatsächlich die junge Frau, mit der er gesprochen
hatte, ihm auf den Fersen war, ahnte er nicht.
Richard Hoggarts Ziel war der Turm.
Er verschwand in der Öffnung, die Dr. McClaw so gelassen hatte,
wie er sie in der letzten Nacht antraf.
Gleich darauf war auch Morna an Ort und Stelle, huschte in das
zwielichte Innere und sah gerade noch, wie Hoggart um den Treppenaufgang
verschwand.
Dort hinten raschelte und knirschte es, dann herrschte Ruhe.
Vorsichtig ging die Schwedin um die Treppe herum. Durch
einsickerndes Tageslicht gerade hell genug, entdeckte sie hinter einem
Bretterstoß in der äußersten Ecke eine Falltür, die zum Turmboden führte.
Eine Leiter stand dort, die in die unbekannte Dunkelheit führte.
Aber nein - dort unten brannte schwaches, gelbliches Licht .
Elektrisches Licht!
Die Falltür mündete genau in einen langen Korridor, der unter Turm
und Park Richtung Sanatorium führte. Wie ein Verbindungsgang .
Gewandt stieg die Schwedin die Leitersprossen nach unten und
benutzte die einzelnen Nischen und vorspringenden Mauern als Schutz, denen sie
sich etappenweise näherte, um Richard Hoggart nicht aus den Augen zu verlieren.
Was wollte der Mann hier unten? Wieso wußte er überhaupt von
diesem Korridor? Wieso war ihm überhaupt jene geheime Falltür bekannt, von der
nicht mal sie etwas wußte und offensichtlich auch Dr. McClaw keine Ahnung
hatte?
Morna Ulbrandson war einzige, gespannte Aufmerksamkeit und wurde
das Gefühl nicht los, daß sie einem großen Geheimnis einen Schritt näher
gekommen war, als es noch vor zehn Minuten schien.
Führte Richard Hoggart sie in das Versteck von Mathew Wilkins?
*
»Na also«, sagte Iwan Kunaritschew erleichtert. »Da bin ich ja
zufrieden. Du siehst das gleiche wie ich. Ich habe schon gedacht, ich sei
allein reif für die Klapsmühle. Ich bilde mir’s also nicht ein
.«
Larry Brent sah sich nervös um. Kunaritschew schaltete die
Innenbeleuchtung ein.
»Wollen wir nur hoffen, daß der Wagen dicht ist«, murmelte Larry
leise. »Ich habe keine Lust, von den lieben Tierchen Besuch zu bekommen. Wenn
sie nämlich in Massen auftreten, dann ziehen wir den kürzeren, Brüderchen .«
Es war ein grauenhaftes Bild. Im Schein der Innenbeleuchtung waren
die gestreiften Leiber der Wespen deutlich zu sehen.
»Es ging ganz plötzlich los«, berichtete Iwan Kunaritschew seinem
Freund, der den Anfang nicht mitbekommen hatte.
»Erst saßen
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