SGK236 - Die Mordwespen des Dr. X
den Garaus zu machen, jederzeit wiederholen würde.
Doch die Luft war rein!
Brent setzte einen Fuß nach draußen und tastete vorsichtig die
glänzende Lackoberfläche des Wagens ab, ohne jedoch etwas Verdächtiges
festzustellen.
»Wenn wirklich auf dem Lack etwas lag, was die Biester anlockte,
Brüderchen, dann haben sie das jetzt ratzekahl weggefressen .«
»Wollen wir hoffen, daß es so war, Towarischtsch. Wenn die Biester
allerdings bewußt auf uns angesetzt wurden, ohne daß es eines anderen Hilfsmittel bedurfte, sieht die Sache schon schwieriger aus.
Wespen ... überall Wespen ... Vorhin hab ich noch Quatsch gemacht, und jetzt
ist daraus bitterer Ernst geworden. In Dr. McClaws Sanatorium reden einige Leute
doch auch immer von diesen Viechern. Vielleicht ist dort das Nest - wer weiß
... ?«
Sie inspizierten die nähere Umgebung, ohne daß der rätselhafte und
unheimliche Wespenschwarm, den sie davonfliegen sahen, noch mal auftauchte.
Die Ausdehnung dieses Schwarms jedoch hatte ihnen beiden einen
Eindruck davon vermittelt, wie stark in etwa die Wand gewesen sein mußte, die
sich außerhalb des Bentley aufschichtete.
Larry Brent vermutete, daß diese Schicht rundum mindestens an die
zwanzig Zentimeter betragen hatte.
Sie setzten ihre Fahrt wortlos fort und hingen ihren Gedanken
nach.
Ihre Aufmerksamkeit wurde durch das eintönige Landschaftsbild kaum
abgelenkt, nur ein einziges Mal, als ihnen ein Bus entgegenkam.
Die Straße war gerade so breit, daß beide Fahrzeuge eben noch
aneinander vorbeikamen.
Iwan Kunaritschew und Larry Brent drangen weiter in das Hinterland
ein.
Der Vorfall hatte ihre ursprüngliche Aufmerksamkeit für etwas
Außergewöhnliches nur noch geschärft.
»Es scheint, als hätten >Big Wilma< und >The clever
Sofie< mal wieder einen goldrichtigen Tip gegeben«, sagte X-RAY-3
unvermittelt. »Jemand, mit dem wir schon zu tun hatten, der im Gespensterhaus
an der Themse auftauchte und dessen wir dann doch nicht habhaft wurden, scheint
auf eine andere Weise auf sich aufmerksam zu machen. Wir haben ihn nie gesehen,
aber er kennt uns. Und damit wächst unser Risiko um ein Vielfaches. Ich habe
ein komisches Gefühl, wenn ich an das Sanatorium denke und daran, was Morna
jetzt wohl machen wird ... Fahr’ schneller, Brüderchen! Je eher wir dort sind, desto
besser ist es .«
Iwan verdrehte die Augen. »Du bist die reinste Nervensäge,
Towarischtsch. Bei dir weiß kein Mensch, wo er dran ist.
Einmal heißt’s: >rase nicht so<.
Ein andermal: > fahre langsam< ...«
Wer Iwan Kunaritschew so reden hörte, mochte meinen, daß der Russe
sauer war.
Doch Larry Brent schien dies überhaupt nicht zu berühren. Er
strahlte über das ganze Gesicht, klopfte seinem Freund jovial auf die Schulter
und sagte: »Eben alles zu seiner Zeit, Brüderchen ... manchmal so - und
manchmal anders ... wenn nämlich . « Larry Brent
schickte sich an, die Gründe seiner Reaktion zu erläutern, doch abrupt brach er
mitten im Wort ab.
»Achtung !« rief er noch.
Im gleichen Augenblick erkannte auch Iwan Kunaritschew die Gefahr.
Der Bentley schoß über eine Erdwelle, danach machte die Straße
einen scharfen Knick nach links.
Trotz der Geschwindigkeit, die der Russe fuhr, wäre es noch
möglich gewesen, den Wagen unter Kontrolle zu halten. Doch das war nicht das
Problem.
Das Auto schoß genau in Richtung eines Fußgängers, der mitten auf
der Straße lief, der mehr taumelte, als er ging, und wie ein Betrunkener
wirkte.
Es war eine junge, rothaarige Frau, die genau in den Wagen lief
und die tödliche Gefahr überhaupt nicht erkannte, weil sie viel zu sehr mit
sich selbst und den Dingen beschäftigt war, die sie im Augenblick im wahrsten
Sinn des Wortes gefangen nahmen.
Sie wurde von Wespen umschwärmt und schleuderte einen Stock davon,
an dem wimmelnde Trauben hingen, die aus schwarz-gold gestreiften
Insektenkörpern bestanden.
X-RAY-7 reagierte geistesgegenwärtig.
Er zog den Wagen so weit nach rechts, wie es ging. Ohne das Risiko
eines Überschlagens herauszufordern, jagte er über das ansteigende
Ackergelände, so daß dunkle Erdschollen unter den Rädern emporgeschleudert
wurden.
Dann stieg der Russe in die Bremse.
Die fremde, taumelnde, von Wespen verfolgte Frau, die schreiend
und um sich schlagend die ganze Situation nicht mitbekommen hatte, entging um
Haaresbreite ihrem Schicksal.
Doch offensichtlich nur um den Preis, von einem anderen eingeholt
zu werden.
Larry Brent warf den Kopf herum. Im nächsten
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