SGK240 - Blut des toten Dämons
Masse umspannte wie
ein Rohr das vulkanische Eiland, stieg rauschend und rasend schnell in die Höhe
und faltete sich zusammen, um die Opfer einzuschließen und mit sich in die
Tiefe zu reißen.
Da erfüllte ein Knattern die Luft.
Wie ein schwarzer, bizarrer Vogel tauchte der Helikopter
über dem Eiland auf, und aus geringer Höhe konnten Larry Brent und Claude
Michel in den Rachen des Ungeheuers blicken.
Da gab es keine lange Überlegung. Da
hieß es handeln.
Claude Michel zeigte, was er während des
Fluges gelernt hatte. Larry Brent überließ ihm die Steuerung, die er auf einer
bestimmten Justierung halten sollte.
X-RAY-3 selbst brachte die Smith &
Wesson-Laser in Anschlag und drückte ab.
Durch die weit geöffnete Tür traf ihn die
Wucht des Windes, der durch die rotierenden Flügel erzeugt – wurde. Doch von
allem ließ X-RAY-3 sich nicht beirren. Mehrere Male zog er den Abzugshahn
durch. Grelle Blitze teilten die Nacht und bohlten sich in die Haut des
unheimlichen und formlosen Wesens, das aus einer urzeitlichen Vergangenheit der
Erde hier in diesem Teil des Meeres überlebt zu haben schien und von
dämonischem Geist erfüllt war, wenn man die Legenden und Mythen der Eingeborenen
zugrunde legte.
Auch dieser Dämon, von dem Auguste de Savigny
seine Kraft geschöpft hatte, existierte also wirklich.
Das grelle, zerstörende Licht fraß sich in den
glitschigen Quallenleib und löste ganze Fetzen heraus, als ob jemand mit einem
Flammenwerfer gegen ein über dimensionales Spinnennetz vorgehe.
Nachglimmende Fäden wehten durch die Luft oder
wurden von dem gischtenden Wasser mitgerissen.
Das dämonische Etwas flatterte schließlich um
das Eiland wie eine zerfledderte Fahne und schaffte es nicht mehr seinen
ausgedehnten Körper über die ahnungslosen Opfer zu wälzen. Rauschend verschwand
die weiße Masse jenseits des Korallenrandes im Gewässer, und Larry wartete erst
gar nicht ab, ob es dort noch mal auftauchte oder nicht.
Er ließ die Strickleiter nach unten, während
der Hubschrauber wie verankert über der Insel hing.
X-RAY-3 kletterte flink in die Tiefe, als Morna
Ulbrandson sich zu regen begann.
Der kalte Wind streifte ihr Gesicht. Sie
richtete sich auf, ratlos und verwirrt in die Runde blickend.
»Wo bin ich hier ?« murmelte sie, und wäre Larry Brent nicht so nahe gewesen, er hätte in dem
herrschenden Lärm kein einziges Wort verstanden.
»Gleich an meiner Brust«, sagte er zu ihr, zog
sie in die Höhe und presste sie fest an sich.
»Larry? Sohnemann, wo kommst du her?
Was tust du hier ?«
»Darüber können wir uns später unterhalten bei
einem gemeinsamen Drink und unter vier Augen«, antwortete Larry, während ihm
ein Stein vom Herzen fiel. »Alles okay, Schwedenfee?«
»Ich bin zufrieden, Sohnemann. Ja«, hauchte
sie. Sie kuschelte ihren Kopf an seine Schulter.
Einige Sekunden standen sie gemeinsam auf der
Strickleiter. Dann löste Morna ihr Gesicht von Brents Schulter und blickte den
blonden Mann mit den rauchgrauen Augen sanft und glücklich an.
Dann küssten sie sich. Sie konnten
einfach nicht anders.
*
Morna schaffte es fast aus eigener Kraft, das
Innere der Helikopterkabine zu erreichen. X-RAY-3 ging noch mal hinunter auf
das Eiland und rettete den Mann, der dort noch immer in tiefer Bewusstlosigkeit
lag.
Dann nahm X-RAY-3 wieder den Platz hinter dem
Steuerknüppel ein und jagte den Hubschrauber über die windige, wellenbewegte
See, einer anderen Insel entgegen. Auf Tatakoto konnte er die Geretteten
unmöglich bringen.
Auf der Nachbarinsel schilderte er den
Verantwortlichen, was sich ereignet hatte, und in den frühen Morgenstunden
begann eine Rettungsaktion allergrößten Ausmaßes.
Von den umliegenden Nachbarinseln trafen
Mannschaften ein, die sich zunächst um die Geretteten des Luxusdampfer
„Yanelle" kümmerten und vor allem dann auch um jene, die das Blut des
toten Dämons in ihren Adem hatten.
Die lagen wie betrunken in ihren Hütten oder
in dunklen Verstecken und atmeten nur schwach, weil ihr Nachtdasein begonnen
hatte. Tagsüber waren sie wie die Toten.
X-RAY-3 forderte von überall her Blutkonserven
an, in der Hoffnung, das Grauen, das hier Eingang gefunden hatte, doch noch
abzuwehren.
Bei allen aus Ashelmas Kreis wurde ein
Blutaustausch vorgenommen. Das abgezapfte Blut des toten Dämons aber wurde in Behälter
gegeben, die schließlich in Bleimantelkassetten versiegelt wurden. Für die Blutspendenaktion
stellten sich auch Morna Ulbrandson und Larry
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