SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen
Druiden in der
Höhle erfuhren. Abenteurer und Schatzsucher begaben sich zu ihr hin - um jedoch
nie zurückzukehren.
Kein Mensch wußte, was aus ihnen geworden
war.
Auch jener Autor, der vor etwa hundertfünfzig
Jahren die unglaubliche Geschichte über Llandrindod Pikky und die Druiden
verfaßte, wußte nichts darüber auszusagen.
Seltsam, dachte Stuart Bingham irritiert, daß
ihm gerade diese Geschichte in allen Details wieder durch den Kopf ging. Aber
es mußte wohl so sein. Schließlich war sie es gewesen, die ihn auf das einstige
Druidendorf eigentlich aufmerksam machte.
Die Beschreibung der handelnden Personen war
lebensnah. Er mußte dabei an den Wirt denken.
Der jetzige Elron Plumrose könnte ebenso gut
jener Wirt sein, mit dem sich der unbekannte Schriftsteller in der Nacht nach
seiner Ankunft eingehend unterhielt.
Er hatte das gleiche fuchsrote Haar, das
breite, sommersprossige Gesicht und die dicke Knollennase - lauter Merkmale, die
der Verfasser der Story erwähnt hatte.
Aber der Wirt von damals und der von heute
konnten unmöglich die gleichen Personen sein. Immerhin lagen hundertfünfzig
Jahre dazwischen .. .
*
Wieder warf Stuart Bingham einen Blick auf
seine Uhr.
Es war fünf Minuten nach zwei.
Andere Geschichten, die der Herausgeber in
dem gleichen Buch gesammelt hatte, waren als wirkliche Begebenheiten allgemein
bekannt. So zweifelt kein Mensch mehr daran, daß Maya- und Aztekenkönige, daß
Montezuma, dessen Ebenbild im Wachsfigurenkabinett von Barcelona stand, tonnenweise Gold wegschaffen ließ, damit es nicht in die
Hände der feindlichen Invasoren fiel.
Da waren Angaben über Kleinstinseln in der
Südsee, wo Piraten ihre Schätze verborgen hatten. Eine andere Geschichte wies
auf versunkene Schatzgaleeren hin, die unentdeckt in der ewigen Stille auf dem
Grund des Meeres lagen.
Oder Atlantis - auch davon gab es eine
Geschichte. Die Reichtümer, die mit dem Untergang der Welt versanken, harrten
noch ihrer Entdeckung.
Und dann dieses winzige Llandrindod Pikky mit
seiner ’Höhle der Druiden’. Daran glaubte kein Mensch. Dabei hatte der Autor
genaue Verhaltensmaßregeln mitgegeben, wie es möglich war, an den Schatz
heranzukommen, ohne durch den Druidenfluch vernichtet zu werden.
Es kam auf die Stunde an, zu der man aufbrach
und dort ankam. Das war einer von vielen Faktoren. Ein anderer war der, daß nur
einer es schaffen konnte, der die schwarzmagischen Kräfte und okkulten
Einflüsse der Druiden nicht unterschätzte und alles als puren Unsinn hinstellte.
Er war sich dieser Gefahr voll bewußt und bereit, sich dementsprechend zu
verhalten.
Er hatte die Story über Llandrindod Pikky und
seine Stellung zu den Druidenpriestern mehr als einmal gelesen und war zu dem
Schluß gekommen, daß schließlich auch der Verfasser dem geheimnisvollen,
unbekannten Fluch zum Opfer gefallen war. Die Geschichte war nur ein Fragment.
Der Autor warnte zu Beginn seines Textes vor den Gefahren, die auf den
lauerten, der die Höhle aufsuchte. In der Mitte kam er zu dem Schluß, daß ihn
die ganze Sache nun erst recht reize und er es auf alle Fälle versuchen wolle.
Er brach schließlich auf, um sich einen Teil des unvorstellbaren Schatzes zu
holen.
In einer Fußnote wies der Herausgeber darauf
hin, daß das Tagebuch von dem Wirt Plumrose an die Heimatadresse des Autors
geschickt worden war. Der Verfasser blieb spurlos verschwunden. Über sein
Schicksal wurde nichts weiter ausgesagt.
Stuart Bingham warf einen letzten Blick aus
dem Fenster hinunter in die stille Dorfstraße und wandte sich dann ab.
Er drückte die Kippe im Ascher aus und
faltete dann den Plan zusammen, den er bis vor einer Stunde noch eingehend
studiert hatte.
In der Herberge von Elron Plumrose gab es
kein elektrisches Licht. Llandrindod Pikky schien im Mittelalter stehen geblieben
zu sein.
Bingham drehte den Docht der Öllampe so weit
in die Höhe, daß das schwache, unruhig flackernde Licht die nähere Umgebung
erhellte und er die Gegenstände sah, die er sich bereit gelegt hatte.
Es war eine Bergsteigerausrüstung.
Er nahm die blaue Jacke vom Türhaken,
schlüpfte hinein und hängte sich dann das Seil um die Schultern, steckte den
Hammer in die breite Lederschärpe und die lange Stablampe, die er mit frischen
Batterien ausgestattet hatte.
Dann löschte er die Öllampe und verließ auf
Zehenspitzen das Zimmer.
Doch es lag nicht bei ihm, wie leise er aus
dem Haus kam. Der alte Dielenboden knarrte bei jedem Schritt, und die
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