SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen
geheimnisvollen Flüchtling zu.
Absichtlich hielt der Russe die Waffe tief.
Er war nicht darauf aus, den Gegner zu töten. Er wollte ihn nur daran hindern,
die Flucht fortzusetzen, um unterzutauchen . . .
Der Laserstrahl verfehlte das Ziel um
Haaresbreite.
Der Fremde verschwand im Augenblick des
Abschusses hinter einem Schornstein. Der Strahl fraß sich in Beinhöhe in einen
Blechverschlag, der handbreit um den reparierten Kamin lief.
Das Metall wies an dieser Stelle ein
stecknadelgroßes Loch auf.
Die Vefolgungsjagd führte über die Dächer der
angrenzenden Häuser.
Dann mußte sich Kunaritschew eingestehen, daß
er die Spur des Besuchers der Wohnung verloren hatte.
Eben noch glaubte er ihn deutlich hinter dem
mittleren der Schornsteine verschwinden zu sehen - doch als er dort ankam, war
alles leer.
Die Dunkelheit war der beste Verbündete des
Unbekannten.
Es mußte ihm während er letzten Minuten gelungen sein, durch eines der Dachlukenfenster entweder in
eine Bodenkammer einzusteigen oder auf eines der tieferliegenden Häuser zu
springen. Von dort aus konnte er seine Flucht zur nächsten Straße fortsetzen.
Verwirrt und verärgert gab der Russe
schließlich die Verfolgung auf. Er ging den Weg zurück, den er gekommen war, um
sich in Rosalynn Randalls Wohnung umzusehen.
Da löste sich aus dem Kernschatten eines
Schornsteins die Gestalt des Druidenpiesters.
Iwan Kunaritschew sah ihn nicht.
Wie ein Schatten stieg der Unbekannte hinter
dem Russen auf, dann kamen seine Hände nach vorn ...
Ruckartig ließ er sie auf die Schultern des
PSA-Agenten fallen.
Da erst erkannte X-RAY-7 die Gefahr.
Zu spät!
Der Unheimliche aus einem anderen
Jahrhundert, dessen Geist und Seele den Ablauf der Zeit überstanden hatten,
murmelte einen Fluch und konzentrierte sich auf das Opfer, das er gerade berührte.
Der Druide, der das Geheimnis magischer
Formeln kannte, konzentrierte sich auf seinen Gegner.
Instinktiv wollte sich Kunaritschew nach vorn
werfen, um den Angreifer dabei über die Schultern zu heben.
Doch schien es ihm, als würden seine Sehnen
und Muskeln versteifen, hart und kalt werden.
Er war zu keiner Bewegung mehr fähig.
Wie gelähmt fiel er nach vorn und schlug
schwer auf das Dach.
Der Druide ließ ihn los, tauchte im Dunkel
unter, und Kunaritschew lag reglos da.
Seine Augen waren weit aufgerissen, die Hand,
die die Laserwaffe hielt, hatte er weit und verkrampft von sich gestreckt.
Er konnte die versteifte Hand nicht mehr um
den Abzugshahn krümmen.
Seine Haut verfärbte sich.
Sie wurde langsam aber unaufhaltsam -
lehmbraun . . .
*
Die Computerauswertungen verlangten von Larry
Brent umgehende Stellungnahmen und Aktivität.
Während er mit dem Lotus-Europa das
Krankenhausgelände verließ, sprach er in das winzige Mikrofon der
Miniatursendeanlage den Code des X-RAY-1.
Dies bewirkte, daß der elektronische
Stimmenmodulator aktiviert wurde.
Diese Elektronik veränderte Larry Brents
Stimme in die des ersten X-RAY-1, David Gallun. Seit der Gründung der PSA
vernahmen die Agentinnen und Agenten, sämtliche Mitarbeiter, die auf irgend eine Weise mit X-RAY-1 zu tun hatten, immer ein und
dieselbe Stimme.
Bisher hatte auch Larry Brent vergebens
versucht, dahinter zu kommen, warum David Galluns Vermächtnis ihn dazu
verpflichtete, den Eindruck aufrecht zu erhalten, daß noch immer die gleiche
Person die Leitung der PSA hatte.
Er setzte sich mit Morna Ulbrandson alias
X-GIRL-C in Verbindung.
Die Schwedin erhielt offiziell den Auftrag,
sich umgehend nach Chicago zu begeben.
Larry erschien es wichtig, daß sich jederzeit
jemand in unmittelbarer Nähe von Clair Simpson befand.
Morna in dem Hospital unterzubringen,
bereitete keine Probleme.
Noch vor Mitternacht würde die PSA- Agentin
in Chicago eintreffen und ihre Stelle besetzen.
Auf diese Weise erhoffte sich X-RAY-3 eine
permanente Berichterstattung, die für ihn im Zusammenhang mit den aufgetretenen
Phänomenen von Wichtigkeit war.
X-GIRL-C ahnte in diesen Minuten nicht, daß
sie in Wirklichkeit nicht mit dem ehemaligen X-RAY-1, sondern mit ihrem besten
Freund Larry Brent sprach.
Larrys nächster Schritt war, zum Airport zu
fahren. Dort verpackte er auf der Frachtstelle den Arm aus gebranntem Ton in
einem Spezialkarton und sandte ihn an einen Mitarbeiter der technischen
Abteilung der PSA.
Die Adresse war so angegeben, daß man den
Empfänger für einen Geschäftsmann hielt.
Auf dem Flughafen verlor Larry Brent mehr
Zeit, als er
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