SGK272 - Lift in Luzifers Höllenwelt
Eltern, um in die Stadt zu
ziehen. Der Erlös ermöglichte ihr seither ein sorgenloses, freies Dasein. Sie
war in den letzten Jahren viel gereist, hatte sich kaum länger als ein oder
zwei Jahre am selben Ort aufgehalten. Hier im sonnigen Los Angeles hatte sie
sich schließlich entschieden, zu bleiben. Die Apartmentwohnung lag in einer
vornehmen Gegend und nach dem Kauf blieb immer noch genug Geld übrig, um
weiterhin ein gutes Leben zu führen.
Janett Erskin war immer nett
zu ihr gewesen. Sie hatten sich blendend verstanden - und sich dann doch aus
den Augen verloren. Ein junges Mädchen entdeckte das Leben, und die alten
Bekannten verloren sich aus den Augen.
Einige tausend Meilen lagen zwischen der Heimat von
damals und der heutigen. Nie wieder hatte sie etwas von Janett gehört.
Susan Garon wunderte sich
selbst, dass ihr ausgerechnet diese Gedanken durch den Kopf gingen. Warum
beschäftigte sie sich ständig mit Janett Erskin ?
Dachte sie bereits an den Tod? Nun, mit vierundsiebzig
wäre das normal gewesen. Es gab da einiges, das sie vererben konnte. Sie hatte
Vermögen - und keine Nachkommen. Janett wäre eigentlich die richtige Person . .
.
Aber nein, sie verwarf den Gedanken ebenso schnell
wieder, wie er ihr gekommen war. Wenn Janett wirklich etwas an der alternden
Frau gelegen wäre, hätte sie sich selbst um sie kümmern können.
Überhaupt diese komischen Gedanken! Sie fühlte sich
gesund und dachte noch nicht ans Sterben. Wenn sie weiterhin so rüstig blieb,
konnten gut und gern noch zehn Jahre ins Land gehen. Bis dahin war vom Vermögen
sowieso nichts mehr da. Das bedeutete, sie brauchte sich keine Gedanken darüber
zu machen, wem sie was vererbte.
Sie erhob sich schwungvoll, versuchte die düsteren
Gedanken zurückzudrängen und den komischen Augenblick von vorhin zu vergessen.
Sie schenkte sich einen Sherry ein und wollte danach
zu Bett gehen.
Da schlug das Telefon an ...
Susan Garon hob ab. »Ja,
bitte ?« fragte sie erstaunt. Es war ungewöhnlich, dass
nach zehn Uhr abends noch jemand anrief.
»Guten Abend! Bitte entschuldigen Sie, dass ich es
wage, so spät anzurufen. Sie sind doch Missis Garon , nicht wahr ?«
»Ja, die bin ich. Mit wem spreche ich denn ?« Susan Garon legte die Stirn in
Falten.
»Erkennen Sie meine Stimme nicht mehr, Missis Garon ?«
Die Gefragte dachte irritiert nach. »Nein, tut mir
leid ... nicht dass ich wüsste ...«
Ein leises Lachen drang aus dem Hörer.
»Denken Sie doch mal nach ... es ist lange her... fällt
Ihnen an meiner Stimme denn gar nichts Vertrautes auf ?«
»Nein, tut mir leid ...« Susan Garon reagierte heftiger, als es ihre Art war. Da erlaubte sich jemand einen dummen
Scherz mit ihr ...
»Aber Missis Garon ! Meine Stimme hat sich doch gar nicht verändert...«
Die Frau konnte sich trotz aller Gedankenakrobatik
nicht entsinnen, mit wem sie diese Stimme in Verbindung zu bringen hatte.
»Nun machen Sie's nicht so spannend! Sagen Sie schon
...«
»Aber Sie haben niemals >Sie< zu mir gesagt«,
lachte die Sprecherin. »Vielleicht hilft Ihnen das weiter .«
»Nein.«
Ein Seufzen. »Na gut, dann muss ich es Ihnen wohl
sagen, Missis Garon . Hier
spricht - Janett... Janett Erskin ...«
*
»Janett? Aber nein - aber das ... gibt es doch ...
nicht«, stammelte Susan Garon .
Sie kniff sich in den Arm, um nachzuprüfen, dass sie
wirklich wach war und nicht träumte.
»Janett Erskin ... wo bist
du, wie kommst du dazu, hier anzurufen? Wie bist du an meine Adresse gekommen ?«
Wieder dieses fröhliche, jungmädchenhafte Lachen. Ja,
daran erinnerte sie sich. Janett war immer ein fröhliches, ausgeglichenes Girl
gewesen. Auch noch als Teenager, wo bei den meisten die Probleme anfingen.
»Ich bin gerade in Los Angeles. Mit der ganzen Crew.
Wir liegen hier fest wegen eines technischen Defekts .«
»Crew? Technischer Defekt ?« echote Susan Garon .
»Ich bin Stewardess bei einer großen Fluglinie, Missis Garon ... ich bin zufällig
in Los Angeles. Das ist sonst nicht meine Route. Ich bin die ganze Nacht hier.
- Ich hätte Sie so gern mal wieder gesehen .«
»Aber gern, Janett, ich .. «, Susan Garon unterbrach sich plötzlich. »Woher weißt du denn, dass
ich hier lebe? Du hattest doch gar keine Adresse, Janett ...«
»Zufall, Missis Garon ! Ich blätterte im Telefonbuch, um für eine Bekannte
eine Nummer zu suchen. Da stieß ich zufällig auf Ihren Namen ...«
»Es gibt bestimmt mehrere Garons in Los Angeles. Der Name ist nicht so selten
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