SGK272 - Lift in Luzifers Höllenwelt
den Staaten gab.
Nur selten war Gelegenheit, sich zu einem gemütlichen
Plausch zu treffen, in Erinnerungen zu wühlen und einmal nicht an Arbeit zu
denken.
Dies war ein solcher Abend.
»Dann würde ich dir empfehlen, schnell einen schönen
Diener zu machen und dich höflich zu verabschieden«, antwortete der blonde Mann
auf die Bemerkung seines Gegenüber . »Ich nehme an, du
hast von dir gesprochen .«
»Irrtum, Towarischtsch«, entgegnete der russische
PSA-Agent. »Ich dachte dabei eher an euch... Ihr seid beide noch so jung. Ihr
braucht euren Schlaf .«
Larry Brent seufzte. »Brüderchen - du glaubst doch
selbst nicht, dass wir beide ins Bett gehen, um zu schlafen. Wenn wir schon mal
die Gelegenheit haben, die Nacht gemeinsam zu verbringen - dann doch nicht, um
die Augen zu schließen .«
»Ah«, staunte der Russe und schnitt sich einen Happen
von seinem Steak, der so groß war, dass ein anderer die Maulsperre bekommen
hätte, »was macht ihr denn dann, wenn ihr im Bett liegt ?«
Morna und Larry wechselten einen raschen Bück.
»Wollen wir's ihm verraten, Sohnemann ?« fragte die attraktive Schwedin, kaum merklich die feinen
Augenbrauen hochziehend.
» Mhmm «, schüttelte Larry
Brent den Kopf. »Ich weiß nicht, ob wir ihm vertrauen können. Vielleicht will
er ein Buch über die Schwächen von PSA- Agentinnen und -Agenten herausbringen.
Bei einem Menschen, der Zigaretten raucht, deren Tabak schwarz wie die Nacht
ist, muss man mit allem rechnen .«
Larry griff nach seinem Glas und prostete seinen
Freunden zu.
Sie saßen gemeinsam in einem neu eröffneten
Feinschmeckerlokal, dem ein Hotel angegliedert war. Das Haus stand in Anaheim,
einem Vorort Los Angeles.
Hier wollten sie übernachten. Morgen früh würden sich
ihre Wege wieder trennen.
Iwan Kunaritschew trat am Nachmittag eine mehrtägige
Asienreise an. Larry Brent musste nach New York zurück, wo ein Berg Arbeit ihn
erwartete. Larry war außer X-RAY-3 auch nochX-RAY-1. Ein Vermächtnis David Galluns hatte ihn dazu bestimmt und verpflichtet, darüber
absolutes Stillschweigen zu bewahren. Das fiel ihm gerade seinen engsten
Freunden gegenüber, zu denen er volles Vertrauen hatte, entsetzlich schwer. Bei
ihnen, mit denen er alles besprach, hätte er sich gern mitgeteilt. Doch das
Testament des erstenX-RAY-1 verpflichtete ihn zur Verschwiegenheit.
Nur Morna Ulbrandson erhielt die Gelegenheit, einige
Tage auszuspannen. Sie wollte diese Zeit im sonnigen Kalifornien verbringen.
Disneyland besuchen und spätestens übermorgen nach einem Besuch bei einer
Freundin, Los Angeles wieder verlassen.
»Dieser Besuch ist schon lange fällig«, sagte die
Schwedin, auf den Brief zu sprechen kommend, den sie vor einiger Zeit erhalten
hatte. »Clarissa hielt sich einige Jahre in Schweden auf. Wir haben für die
gleiche Firma Modelle vorgeführt...«
Bevor Morna zur PSA stieß war sie Mannequin gewesen.
»Dann mach' ich dir einen Vorschlag«, sagte der Russe,
während er seine Serviette zusammenfaltete und mit einem Wodka seine Mahlzeit beschloss.
»Ich laß' meine Reise sausen und spiele den Fremdenführer für dich in Los Angeles.
Bei dieser Gelegenheit kannst du mir deine ehemalige Freundin vorstellen. Ich
habe eine Schwäche für Schwedinnen. Und wenn sie schon Clarissa heißt, muss es
ein ganz besonders hübsches Kind sein .«
»Da muss ich dich enttäuschen, Iwan«, entgegnete Morna
Ulbrandson. »Clarissa ist Amerikanerin ...«
»Macht auch nichts. Wenn sie wie eine Schwedin
aussieht, bin ich schon
zufrieden.«
Unmittelbar nach diesem Gespräch brachen sie auf. Sie
waren die letzten Gäste im Lokal.
Iwan Kunaritschew hatte noch die Absicht eine
Verdauungszigarette zu rauchen. Er konnte sein Vorhaben unmöglich im Lokal
selbst durchführen. Die berühmt-berüchtigten Selbstgedrehten des Russen zeigten
eine verheerende Wirkung selbst auf Leute, die von sich behaupteten, starke
Raucher zu sein.
Sie wurden grün und grau im Gesicht, japsten nach Luft
und waren überzeugt davon, dass das Teufelskraut, das Kunaritschew mit
Begeisterung inhalierte, nur aus der Hölle selbst stammte.
Beim Verlassen des Lokals erklärte Morna Ulbrandson
noch, dass es vergebliche Liebesmüh' wäre, um Clarissa zu werben.
»Sie ist seit kurzem verheiratet, hat sie mir
geschrieben«, sagte die Schwedin. »Da wird es auch nicht mehr viel nutzen, wenn
ich dir die Adresse mitteile. Übrigens eine hübsche Adresse, hört sich
romantisch an, auch wenn lauter Hochhäuser in der Gegend
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