SGK272 - Lift in Luzifers Höllenwelt
.«
»Aber es gibt nur eine Susan Garon !
Und an die musste ich plötzlich denken. Ich habe nicht lange überlegt und
sofort angerufen. Sie sind's wirklich! Es ist herrlich, ich kann's gar nicht
fassen. Ich bin erfüllt von Erinnerungen, wenn ich nur Ihre Stimme höre, und
ich kann es nicht glauben, dass wirklich fünfzehn oder sechzehn Jahre seitdem
vergangen sind .«
»Siebzehn Janett! Es sind genau siebzehn Jahre. Du
warst ein Teenager von achtzehn, ich weiß das noch ganz genau ... Eine seltsame
Nacht ist das ... du wirst dich wundern, Janett, aber es sind noch keine fünf
Minuten vergangen, da habe ich intensiv an dich denken müssen.«
»Mir ist es nicht anders ergangen .«
Die Stimme der jungen Frau klang erstaunt.
»Es gibt manchmal seltsame Zufälle im Leben«, fuhr
Susan Garon fort. »Ob Zufall oder Bestimmung - das
weiß man in den wenigsten Fällen. Können wir uns irgendwie sehen, Janett ?«
»Aber deshalb rufe ich ja an .«
»Von wo aus telefonierst du ?«
»Noch vom Flughafen.«
»Dann könntest du in einer Viertelstunde hier sein .«
»Ja. Wenn Ihnen das nicht zu spät ist...«
»Mir ist es nie zu spät! Ich bin eine alte Frau, ich
brauche nicht mehr viel Schlaf. - Janett, das ist die Überraschung! Und die
kosten wir beide voll aus. Fahr' her! Ich bereite noch schnell eine Kleinigkeit
zu und ...«
»Nein, das bitte nicht, Susan. Wir setzen uns für eine
oder zwei Stunden zusammen, wenn Ihnen das nicht zu lange ist ,
und dann fahr' ich ins Hotel zurück. Ich nehme an, dass die Maschine morgen
früh startet. Ich freu' mich so sehr, Sie zu sehen!«
»Ich auch, Janett! Ich bin richtig glücklich...«
Tränen schimmerten in Susan Garons Augen. Sie wischte sie mit dem Handrücken ab. »Ich kann's kaum abwarten, dir
die Tür zu öffnen ...«
Und damit begann das Mysterium, das das Leben mehrerer
Menschen von Grund auf veränderte ...
*
Das gelbe Taxi fuhr über den Highway.
Die gutaussehende Blondine saß auf dem Rücksitz und
rauchte eine Zigarette.
Janett Erskin war schlank
und trug das Haar schulterlang und sehr jugendlich.
Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen, so dass
der hochgeschlitzte Rock aufgesprungen war und die langen Schenkel zur Hälfte
bloß legte.
Die Fahrt vom Flughafen in die Rosewood Avenue dauerte knapp fünfzehn Minuten. Janett zahlte und ging dann auf das
Glasportal des Hochhauses zu, das die Nummer 124 trug.
Das Treppenhaus war hell erleuchtet.
Die fünfunddreißigjährige Frau betrat das Hochhaus um
22.48 Uhr...
Eine ungewöhnliche Zeit für einen Besuch mitten in der
Woche.
Susan Garon hatte der Stewardess erklärt, in welcher Reihe und welchem Stock ihr
Apartment lag. Janett fand den Klingelknopf und betätigte ihn.
In der Sprechanlage knackte es.
»Janett?«
»Ja, ich bin's, gerade eben eingetroffen .«
»Wunderbar! Nimm den rechten Lift, der bedient die
Stockwerke mit den geraden Nummern .«
Der Türsummer ging.
Die Besucherin betrat das mit Marmorplatten ausgelegte
Treppenhaus.
Kein Mensch hielt sich darin auf. Das helle Licht von
versteckten Neonröhren leuchtete das Treppenhaus schattenlos aus.
Fünf Stufen ging es nach oben. Genau vor ihr lagen die
Türen der beiden Aufzüge. Der linke Lift stand im Moment in der fünfzehnten
Etage, der rechte in der vierten.
Als Janett Erskin auf den
Knopf drückte, um den Lift nach unten zu holen, blinkte plötzlich ein rotes
Warnlicht über der Tür auf.
»Außer Betrieb.«
»Auch das noch«, murmelte die junge Frau. »Das hat mir
gerade noch gefehlt .«
Sie zuckte die Achseln und wandte den Kopf, als sie
ein Geräusch an der Haustür vernahm. Kam jemand nach
Hause?
Nein, da war niemand! Sie hatte sich wohl getäuscht.
Doch dann stutzte sie plötzlich wieder.
Da unten - nur wenige Schritte von Eingang und Treppe
entfernt, in einer Mauernische liegend, gab es noch einen Lift. An dem blinkte
jetzt ein rotes Licht auf. Die Tür glitt zurück.
Ein Aufzug rechts neben der Tür, etwas zurückgebaut.
Hatte Susan Garon den gemeint?
Janett Erskin überlegte
nicht lange. Sie lief über die Stufen nach unten. Offensichtlich gab es
zwischen dem Lift hier oben und dem unten eine gemeinsame Schaltung. Wenn dann
einer ausfiel, wurde der andere betätigt.
Die Tür war vollends geöffnet. Niemand befand sich im
Aufzugskorb.
Janett betrat ihn und drückte auf den Knopf, der die
zwanzigste Etage anzeigte.
Die Tür glitt lautlos zu.
Es geschah noch etwas. Doch das konnte die Besucherin
von innen nicht
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