SGK288 - Madame Hypno und das Höllenmonster
gelähmt...
Sie machte roboterhafte Bewegungen, als ob sie einen Krampf hätte. Ihre Augen
verdrehten sich, kippten nach oben weg, und nur noch das Weiß des Augapfels war
zu sehen.
Ganderchoe schimpfte über die
Gleichgültigkeit der Umstehenden und hatte es eilig, sich einen Weg nach draußen zu bahnen.
Und noch jemand hatte es plötzlich sehr eilig ...
Shea Sumaile lief über die schmalen Treppen
nach unten, drängte sich dem Ausgang entgegen und sah gerade noch, wie der
angebliche Ehemann die grazile Frau auf den Rücksitz bettete und dann in aller
Hast seinen Platz hinter dem Lenkrad des nachtblauen Ford einnahm.
Ganderchoe startete, noch ehe die Ägypterin
die Straße erreichte.
Der Zufall kam Shea Sumaile entgegen.
Durch die Ankunft zahlreicher Gäste stand
eine Anzahl Taxis zur Verfügung.
Shea Sumaile lief zu nächststehenden.
»Folgen Sie dem Wagen dort vorn, schnell...«
sagte sie, während sie schon auf den Beifahrersitz rutschte.
Der Chauffeur, ein blutjunger Inder, sehr
hellhäutig, reagierte sofort.
Er stellte keine langen Fragen
...
Madam Hypno blickte angespannt durch die
Windschutzscheibe. Die Ägypterin trug ein hauteng anliegendes Kleid, das ihre
vortreffliche Figur voll zur Geltung brachte. Man mußte befürchten, daß die wie
angegossen sitzende Garderobe bei der nächsten Bewegung, die sie machte, aus
allen Nähten platzte. Der junge Fahrer warf hin und wieder aus den Augenwinkeln
einen verstohlenen Bück auf die schöne Frau, als erwarte er Ähnliches
...
Der nachtblaue Ford mit dem Entführer am
Steuer hatte schon einen beachtlichen Vorsprung auf der kerzengerade durch das
Zentrum führenden Straße. In Westrichtung war die Fahrbahn fast leer. Der Mann
fuhr schneller, als die Vorschrift erlaubte.
»Schneller«, bat Madame Hypno. »Ich leg’ ein
paar Rupien dazu, wenn Sie’s schaffen, daß wir ihn nicht aus den Augen
verlieren ...«
»Vielen Dank für Ihr Angebot, Madam«, seufzte
der Inder. »Ich versuch’ mein möglichstes. Aber ich muß aufpassen. Ich habe in
den vergangenen Wochen schon mehrere dumme Sachen angestellt und mir
Strafzettel eingehandelt. In den meisten Fällen lag das daran, daß ich es stets
mit Kunden zu tun hatte, die es sehr eilig hatten. Sie wollten zum Airport oder
ins Hotel. Die Zeit brannte ihnen auf den Nägeln. Und
der arme Tolip mußte es dann ausbaden... ich verlier’ noch meine Lizenz, wenn
ich weiter so wild durch die Straßen fahre. Die Polizei kennt bereits meinen
Fahrstil und mein Auto ...«
»Sie brauchen nichts zu fürchten. Es wird
alles gutgehen«, sagte Shea Sumaile beiläufig, als sei das ganz belanglos. »Die
Polizei - sollte sie auf tauchen - wird mit Ihrer Fahrweise sehr zufrieden sein .«
»Ihr Wort in Ehren, Madam ... aber seien Sie
sich nicht so sicher! Sie kennen die Polizei von Kalkutta nicht. Immer dann,
wenn man sie nicht vermutet, taucht sie auf und... na also, man meint, ich
hätte es geahnt«, sagte er plötzlich, und seine Schultern sanken leicht nach vorn.
»Da sind sie schon...«
Tolip fuhr in diesem Moment mit einer
Geschwindigkeit von siebzig Meilen pro Stunde.
»Bremsen hat keinen Sinn mehr - sie haben uns
schon gesehen«, sagte er leise.
In der übersichtlichen Kreuzung tauchte ein
Polizeifahrzeug auf. Zwei Uniformierte waren im hellen Licht der
Straßenbeleuchtung deutlich hinter der Windschutzscheibe zu erkennen.
»Weiterfahren«, flüsterte Madame Hypno. »Tun
Sie so, als wäre nichts ...«
Tolip lachte trocken. »So tun, als ob nichts
wäre? Mit siebzig Meilen pro Stunde...«
»Haben Sie ja gar nicht! Sie fahren genau die
Hälfte ... haben Sie das denn noch nicht bemerkt, daß Sie sich
irren ?«
Tolips Blick irrte zum Tacho.
»Das gibt’s ... doch nicht«, stammelte der
Chauffeur. Seine Augen weiteten sich. Die Tachonadel pendelte sanft auf der
35-Meilen-Marke. »Aber ich bin eben doch noch... ich fahr’ ja immer noch so
schnell, Madam !«
»Schon möglich ... Aber die Polizei wird sehr
zufrieden sein mit Ihnen. Da Sie bekannt sind wie ein bunter Hund, wie Sie
selbst sagten, wird man Ihr vorschriftsmäßiges Verhalten sicher zu würdigen
wissen ...«
Dann waren sie auf der Höhe der Kreuzung.
Das Taxi raste mit hoher Geschwindigkeit über
die Fahrbahn.
Dies war der Augenblick, wo Madame Hypno sich
aufs äußerste konzentrierte, und zwar auf die beiden Männer in dem
Streifenwagen.
Denen entging das an ihnen vorüberfahrende
Taxi nicht. Allerdings sahen sie es nicht so, wie es sich in
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