SGK288 - Madame Hypno und das Höllenmonster
dem
fraglichen Einsatz doch nicht alle Gefahren beseitigt worden waren.
>Chaton< kam öfter nach Kalkutta, und
er schien auch Lolit Kaikun, den Hypnotiseur und Illusionisten gekannt zu
haben. Der Todesdiamant versprach demjenigen Macht, Einfluß und Reichtum, der
ihn besaß. Wer ihn hatte, dem gelang alles - mit des Teufels Hilfe und den
Mächten aus der Finsternis. Doch Satan verschenkte nichts. Er forderte Opfer:
Menschenopfer!
>Chaton< war ein erfolgreicher Mensch.
Das war noch kein Grund, ihn in die gleiche Reihe zu stellen wie Lolit Kaikun.
Bedenklich wurde erst die Serie der Todesfälle, die ausschließlich
>Chatons< Frauen betraf. Hatte er sie möglicherweise als >Opfer<
auserkoren, ohne daß dies je durch irdische Gerichtsbarkeit vergolten worden
wäre?
Alle diese Gedanken gingen Adida Modderjee
durch den Kopf, als sie ihre Wohnung wieder verließ.
Die Agentin ließ den Kleinwagen geparkt am
Straßenrand stehen. Sie würde ihn in den nächsten Tagen um so mehr benötigen,
wenn die Auftrittsorte >Chatons< außerhalb des Zentrums lagen.
Der Verkehr auf der Straße war beachtlich,
sehr viele Menschen waren auch zu Fuß unterwegs.
Unter den Passanten unweit des Hauseingangs,
aus dem Adida kam, befand sich ein Mann, der die Agentin beobachtete und
verfolgte.
Als sie die Straße überquerte, erblickte
Adida schon von weitem den hellerleuchteten Eingang des Gebäudes, das als
>Maharadscha-Bar< bekannt war.
Es sah aus wie ein kleiner Palast, der mit
einem vergoldeten Kuppelturm verziert und zahlreichen goldfarbenen Reliefs über
dem Eingang geschmückt war.
Einige Marmorstufen führten hoch zum Eingang.
Auf dem Parkplatz zu beiden Seiten des
Gebäudes gab es keine Möglichkeit mehr, ein Fahrzeug abzustellen. Die Autos
stauten sich in den engen Seitenstraßen.
Viele Menschen kamen als Besucher.
Vor den Eingängen herrschte dichter Betrieb.
Die meisten Gäste befanden sich schon im Besitz einer Karte.
Leute von der Presse verschwanden in einem
Seiteneingang, um vor der Vorstellung die Prominenten und den Manager noch zu
interviewen.
Unter den Menschen, die herandrängten, war
auch ein gewisser Asud Ganderchoe.
Der Mann war - auf seine Weise - auf eine
Begegnung mit Adida Modderjee eingestellt. Ursprünglich war es seine Absicht
gewesen, die Frau in ihrer Wohnung zu überraschen. Doch auch hier in der
Menschenansammlung konnte er seine Chance wahrnehmen.
Es gelang ihm, sich an den anderen Gästen
vorbeizudrängeln, daß er auf Adidas Höhe kam.
In der kleinen Halle gab es eine Galerie, von
der aus man auf die Ankommenden herabsehen konnte.
Oben standen drei Personen. Ein Inder, der in
einer der Bars bediente, ein Mädchen mit langen schwarzen Zöpfen, das auf
jemand zu warten schien, und eine Frau von betörender Schönheit.
Auch sie war Exotin, doch nicht aus diesem
Land.
Es handelte sich bei ihr um eine rassige
Ägypterin mit langem, schwarzem Haar, das vom zu einer kunstvollen Frisur
hochgesteckt war. Jeder Zoll eine Dame, eine Königin, die jedem Vergleich mit
der legendären Kleopatra standgehalten hätte.
Das war Shea Sumaile, die geheimnisvolle
Ägypterin, die ebenfalls heute abend in der > Maharadscha-Bar <, dem
Mekka der Reichen, auftreten sollte.
Sie wurde als einzige Zeugin eines
bedeutsamen Zwischenfalls.
Sie sah die kurze, ruckartige Bewegung, die
der Mann in dem dunkelblauen Anzug machte. Seine Rechte hielt etwas, das sie
nicht genau erkennen konnte.
Es war eine Nadel.
Die Spitze bohrte sich wenige Millimeter nur
in Adida Modderjees Haut.
Die junge Frau zuckte zusammen.
Das Gift wirkte sofort.
Adida wankte, konnte aber nicht fallen. Zu
viele Menschen umringten sie.
Das verhinderte zwar ihren Sturz, wurde aber
auch zu ihrem Verhängnis. In dem allgemeinen Gedränge erkannte niemand den wirklichen
Vorgang.
Der Täter umfaßte Adidas Hüften und fing die
Agentin auf, als ihre Knie weich wurden.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Asud
Ganderchoe freundlich. »Meiner Frau ist übel geworden - bitte, so machen Sie
doch Platz, haben Sie bitte Verständnis ...«
In dem allgemeinen Stimmengemurmel gingen
seine Worte fast unter.
Adida Modderjee merkte nicht mehr, was um sie
herum vorging.
Vor ihren Augen begann alles zu kreisen, das
Blut rauschte in ihren Ohren. Sie erkannte die Gefahr, die ihr drohte, aber sie
war außerstande, etwas dagegen zu tun.
Sie wollte schreien und auf ihre mißliche
Situation aufmerksam machen.
Es ging nicht.
Ihre Zunge, ihr Kehlkopf waren wie
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