SGK288 - Madame Hypno und das Höllenmonster
Zuneigung - das paßt
nicht zu einem Hexer, zu einem Menschen, der sein Leben in den Dienst des Bösen
gestellt hat. Liebe, Mitleid ... das sind Begriffe, die es in der Welt des
Bösen nicht gibt. Ich bin ein Aussätziger, ich muß entfernt werden.
Meine Familie hat sich entschieden, mich
auszumerzen. Ihr Auftauchen und die Ereignisse draußen haben mir
unerwarteterweise Zeit geschenkt. Und Kraft zurückgegeben, die ich verloren
glaubte. Ich konnte die Fesseln sprengen - mit meinem Willen. Meine Hexerkräfte
sind doch noch nicht völlig gewichen. Das gibt mir eine Chance ... Und auch
Ihnen...«
Die ganze Zeit über, während er sprach,
führte er seine Hände über Kunaritschews Körper.
Er berührte Arme und Beine, Schultern, Nacken
und Brust...
Iwan hatte das Gefühl, als würden
Zentnergewichte von ihm gewälzt. Er konnte wieder tiefer atmen, fühlte sich
kräftiger und war in der Lage, sich im nächsten Moment zu bewegen.
»Es funktioniert noch !« Subai freute sich sichtlich. »Aber nur deshalb, weil sie anderweitig so
intensiv mitdenken müssen, daß sie keine Kräfte verschwenden, meine Fähigkeiten
weiter auszulaugen. Aber das kann sich sehr schnell ändern, wenn sie
zurückkommen ...«
Iwan Kunaritschew erhob sich. »Danke«,
murmelte er, »ich übertreibe wohl nicht, wenn ich davon ausgehe, daß Sie mir
das Leben gerettet haben .«
Subai zuckte die Achseln und winkte ab. »Wir
haben etwas Zeit gewonnen - nun kommt es darauf an, was wir daraus machen. Wenn
meine Verwandten hier wieder aufkreuzen, wird alles nur noch viel schlimmer als
bisher. Sie werden keine unnötige Sekunden mehr verstreichen lassen und uns auf
der Stelle töten ...«
Er lief zum Kelleraufgang, wo an den Wänden
die Waffen hingen.
»Können Sie mit so etwas umgehen ?« fragte Subai und deutete auf ein Schwert mit einer
besonders breiten Schneide.
»Wenn es sein muß ja ...«
»Wenn es um Ihr Leben geht, werden Sie es
können. Ich habe Sie vorhin kämpfen gesehen ... Sie sind mutig, gewandt,
draufgängerisch - ohne leichtsinnig zu sein. Nehmen Sie das Schwert hier, es
wird Ihnen im Notfall gute Dienste leisten. Alle Waffen, die Sie hier sehen,
haben eine besondere Geschichte. Es haftet ihnen etwas an, was herkömmlichen
Waffen fehlt. Sie wurden benutzt, um Hexen, Dämonen, Halbmenschen, Vampire und
Werwölfe zu richten. Sie Stücke sind zum Teil fünf- bis sechshundert Jahre alt.
Meine Familie hat alles darangesetzt, um die Schwerter, Pflöcke, Messer, Speere
und Lanzen, die in der Vergangenheit »Menschen« vom Schlag der Ganderchoes
eliminierten, komplett zu sammeln und hier im Haus auf zu bewahren.«
»Damit hätten sie sich gegenseitig schön
umbringen können . . .« , murrte Kunaritschew, während
er das angebotene Schwert entgegennahm.
»Damit wollten sie sicherstellen, daß sich
keine Waffen, die ihnen gefährlich werden konnten, unkontrolliert außerhalb
ihres Besitzes befanden. Sie konnten allerdings auch nicht ahnen, daß es mal
eine Situation geben sollte, wo diese Objekte innerhalb des Hauses gegen sie
selbst gerichtet sein würden. Ich habe mit etwas Gück den magischen Bann von
Ihnen nehmen können, nicht allein, um Sie zu retten - auch um meiner selbst
willen. Zu zweit haben wir eine größere Chance, lebend hier ’rauszukommen.
Machen wir uns keine Illusionen ... wir werden um unser Leben kämpfen müssen,
und es hängt nur an einem seidenen Faden. Wenn wir erst mal außerhalb der Mauer
sind, wird es einfacher sein, aber hier - in Haus und Park - hat die Sippe die
Macht, das Sagen... und ihr Einfluß nimmt zu, wenn ich die Zeichen noch richtig
deuten kann ... mit dem Kollektiv-Bewußtsein versuchen sie schon seit geraumer
Zeit, eine Bestie entstehen zu lassen, deren Zuhause der Park sein soll...«
»Da gibt’s nichts weiter zu fressen als
Steine«, meinte X-RAY-7. »Selbst ’ne Bestie würde sich in der unwirtlichen Welt
nicht wohl fühlen...«
»Ihre Worte zeigen, daß Sie wenig über das
wahre Geheimnis der Ganderchoes wissen. Der Park war die erste
Kollektiv-Leistung des Sippenbewußtseins. Bäume und Felsen veränderten ihre
Form, der Boden wurde zur Oberfläche des Mondes - und blieb so. Nun wollen sie
das Höllenmonster schaffen. Dies ist die nächste Kollektivleistung. Es braucht
nichts zu fressen - es benötigt lediglich das Leben von Menschen, die es wie
ein Vampir aussaugt. Je mehr Lebenskraft das Monster in sich aufnehmen kann,
desto stärker und unbezwingbarer wird es. Und meine Familie gibt
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