SGK294 - Madame Hypno - Iim Tempel des Bösen
eigen war, die vor Generationen damit
begonnen hatte, sich mit nichtmenschlichen Wesenheiten einzulassen.
Asud Ganderchoe ging in der Zelle wie ein
gefangenes Raubtier auf und ab.
Er war in einer besonderen Zelle des
Stadtgefängnisses untergebracht.
Unruhe erfüllte ihn. Sein unsteter Blick
wanderte von der Tür über die Wände hoch zu dem winzigen, vergitterten Fenster.
»Arrrrr«, knurrte er, und ein Zittern lief
durch seinen Körper, als ob er fröre.
Er konnte den Anblick der großen Kruzifixe an
den Wänden nicht ertragen. Die höhlten seine Kräfte aus. Die Symbole
christlicher Kraft schienen ihn zu verbrennen.
»Laßt mich raus hier !«
Ganderchoe trommelte mit beiden Fäusten gegen
die massive Tür. Unter normalen Umständen hätten weder Tür noch Mauerwerk ihn
aufhalten können.
Wie jeder Ganderchoe, verfügte er über
Hexenkräfte. Sie wurden jedoch in der verfälschten Atmosphäre aufgehoben.
Er wälzte sich am Boden, trat gegen die Tür
und verfluchte die Menschen, die ihn in diese Lage gebracht hatten.
»Wenn mir dieser Brent zwischen die Finger
gerät, werde ich ihn zerquetschen wie eine Fliege. Dem anderen wird es nicht
besser ergehen !« Damit meinte er Iwan Kunaritschew.
Draußen an der Tür wurde die Klappe vor dem
Guckloch zurückgeschoben.
»Ruhe !« sagte eine
markige Stimme.
»Wenn Sie so weiterbrüllen, wecken Sie noch
die anderen Gefangenen auf...« Der wachhabende Polizist vor der Tür war wütend.
Abend für Abend, Nacht für Nacht das gleiche ... Er hielt keine Ruhe, tobte wie
von Sinnen und verlangte nach Freiheit.
Das mit den anderen Gefangenen war eine Lüge.
Aber Kanat Lanar, der aus Delhi stammte und sich auch nach zehn Jahren
Aufenthalt in Kalkutta noch nicht heimisch fühlte, fiel keine andere Ausrede
ein. In diesem Trakt des Gefängnisses lag sonst niemand. Der Gang befand sich
separat, und ganz besonders schwere Fälle wurden hier inhaftiert. Es war nicht
üblich, daß ein einzelner Beamter eine Zelle ständig überwachen mußte. Doch in
diesem Fall wurde es verlangt. Die Gefängnisleitung hatte im Schichtdienst zwei
Männer eingeteilt, die diese Zelle ständig im Auge behielten.
Kanat Lanar hielt dies für mehr als
übertrieben, weil seiner Meinung nach der Bursche in der Zelle gar kein so schwerer
Junge war. Wenn man zwanzig Jahre im Staatsdienst als Gefängnisdiener tätig
war, entwickelte man einen Blick für so etwas.
Im Gegensatz zu seiner sonstigen Ausrüstung
war Lanar außerdem mit einem Taschenfunkgerät ausgestattet.
Er war verpflichtet, jede Veränderung im
Verhalten Asud Ganderchoes mitzuteilen. Die Gefängnisleitung wollte über alle
besonderen Vorkommnisse unterrichtet sein.
Asud Ganderchoe winkte ab.
»Unsinn«, stieß er hervor. »Du weißt
ebensogut wie ich, daß in diesem Trakt außer mir niemand sonst festgehalten
wird. Das muß dir doch eigentlich zu denken geben ...« Ganderchoe kam näher an
die Tür heran. »Nein, nein«, sagte er schnell, als der Wachhabende die Klappe
zuziehen wollte, »tu’s nicht... ich möchte mich mit dir etwas unterhalten ...«
»Die Unterhaltung mit Gefängnisinsassen ist
verboten. Schlafen Sie jetzt !«
»Ich kann nicht«, Ganderchoe bemühte sich,
seinen Blick von den Kruzifixen zu wenden. Obwohl er sie haßte, zogen sie
seinen Blick wie magnetisch an. Er spürte dann jedesmal ein Unwohlsein, und es
gab ihm einen Stich durch den Magen. »Ich bin kein Verbrecher ... ich habe
nichts getan...«
»Ha«, Lanar winkte ab. »Das sagen alle, die
hier einsitzen. Die einen behaupten, sie wären in schlechte Gesellschaft
geraten, die anderen sprechen von einem Justizirrtum, dritte wiederum lassen
einen wissen, daß sie mit anderen Personen verwechselt wurden... Wir haben hier
schon die tollsten Ausreden gehört. Macht manchmal direkt Spaß ...«
Lanar grinste.
Ganderchoe fuhr sich mit der Zunge über die
Lippen. »Aber daß mit meiner Einlieferung etwas nicht stimmt, das muß dir doch
längst klargeworden sein. Das ist doch ganz anders als sonst, nicht wahr, das
mußt du doch zugeben ?«
»Möglich. Ich hab’ darüber nicht so genau
nachgedacht...«
»Vielleicht solltest du das aber tun. Man
erzählt sich allerlei ungereimte Dinge über mich. Ich hab’ doch recht, nicht
wahr ?«
»Ja ... aber jetzt ist Schluß. Halten Sie
Ruhe !«
»Noch auf ein Wort.«
»Was wollen Sie noch ?«
»Du fürchtest dich vor mir, nicht wahr ?«
»Nein.«
»Natürlich. Du sitzt nur da draußen vor der
Tür und wirfst hin und
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