SGK294 - Madame Hypno - Iim Tempel des Bösen
wieder einen Blick durch das Guckloch. Und was bekommst
du dafür? Ein paar schäbige Rupien im Monat. - Obwohl du bewaffnet bist, wagst
du es nicht, ohne diesen komischen Mönch zu mir in die Zelle zu kommen .«
»Ich halte mich an meine Anweisungen .«
Ganderchoe lachte gequält. »Sie haben dir
erzählt, daß ich zaubern kann, stimmt’s ?«
»Du bist ein Hexer, ja ...«
»Das kann für dich zum Vorteil sein«, sagte
Ganderchoe schnell, ehe der Wachhabende weitersprechen konnte.
»Unsinn! Was für einen Vorteil sollte das für
mich haben ?«
»Ich könnte deine Rupien vermehren - zum
Beispiel. Wie viele Kinder hast du ?«
»Sechs...«
»Und da kommst du mit deinem Lohn aus ?« fragte Asud Ganderchoe lauernd.
»Wer kommt heute schon mit seinem Geld aus ?«
»Ich kann dir welches beschaffen«, blieb
Ganderchoe hart am Ball. »Soviel du willst .«
»Ich weiß nicht wovon du redest...«, mit
diesen Worten drückte Kanat geräuschvoll die Klappe zu. »Ich bin nicht mehr zu
sprechen .«
Er wandte sich ab, tastete nach der zusammengeknüllten
Zigarettenpackung und klopfte sich ein Stäbchen heraus.
»Sie haben dich getäuscht«, sprach Ganderchoe
weiter. Dumpf klang seine Stimme hinter der Zellentür. »Und das mit Absicht!
Sie wissen ganz genau, wie stark mein Wunsch nach Freiheit ist - und wollen
mich damit erpressen ... Sie werden bald kommen und sich meiner Kräfte
bedienen. Deshalb halten sie mich hier fest... es ist widerrechtlich ... sie
wollen mich ausnutzen... und sie können es ... mit diesen verdammten Kreuzen,
die überall herumhängen.
Damit machen sie mich weich ...«
Ganderchoe blies ins rechte Horn.
Er begann zu jammern, verdrehte die Situation
völlig und brachte es fertig, daß Kanat Lanar tatsächlich noch mal die Klappe
vom Guckloch wegschob.
»Sag mal«, fragte er leise, als Ganderchoe
schwieg. »Kannst du wirklich zaubern ?«
»Ich werde es dir beweisen, wenn ich noch in
der Lage dazu bin. Diese Dinge hier...«, der Gefangene deutete mit nervösen
Handbewegungen in die Runde, »machen mich verrückt - nimm’ sie fort !«
»Das kann und darf ich nicht. Man hat es mir
streng verboten .«
»Weil sie alles für sich in Anspruch nehmen
wollen, wie ich dir schon gesagt habe. Dabei wäre es deine Chance, reich zu
werden. Und du gehst dabei kein Risiko ein... ich kann nicht fliehen. Du bist
bewaffnet. Ich verlange sehr wenig von dir. Nur das eine - diese verflixten
Dinge fortzunehmen. Ihr Anblick stört mich ...«
»Sie würden es merken .«
»Aber ich kann nicht schlafen !« zischte Ganderchoe. »Ihre Nähe treibt mich zum Wahnsinn
und laugt meine Kräfte aus... welchen Wert hat das größte Geldstück, das du bei
dir hast ?« fragte er unvermittelt.
»Was soll diese Frage, Ganderchoe ?« Lanar schüttelte den Kopf. Der Kerl hatte wirklich nicht
mehr alle Tassen im Schrank.
»Du wirst sehen... zieh’ es raus ...«
Lanar kramte eine Rupie aus der Tasche seines
Jacketts.
»Gib sie mir !« Asud
Ganderchoe, der Mann, der unter besonderen Bedingungen in Haft genommen worden
war, streckte Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand durch das kleine
Guckloch.
»Was willst du damit ?« fragte Lanar mißtrauisch.
»Zwei Rupien daraus machen...«
Der kräftige Inder, der eine ähnliche Statur
hatte wie der Häftling, grinste breit. »Jetzt machst du dich über mich lustig .«
»Du hast doch selbst gesagt, daß du mich für
einen Zauberer hältst? Wenn du noch länger wartest, werden meine Kräfte so weit
beschnitten sein, daß es mir schwer fällt, dich reich zu machen .«
Lanar hatte schon mit den komischsten
Galgenvögeln zu tun gehabt, aber so einer war noch nie eingekerkert gewesen.
Er reichte Ganderchoe die Münze.
»Nun paß’ gut auf«, sagte der Häftling rauh.
»Damit dir nichts entgeht...«
Er rieb die Münze zwischen Daumen und
Zeigefinger und hielt die Augen
geschlossen, um durch die zahlreichen
Kruzifixe nicht abgelenkt zu werden.
Asud Ganderchoe schluckte. Dinge, die ihm
normalerweise leichtgefallen waren, ließen sich mit einem Mal nur unter
höchster Konzentration durchführen. Die zermürbende Kraft der geweihten Symbole
machte sich bemerkbar.
Aber - er mußte es schaffen, er mußte den
Wächter überzeugen, nur dann hatte er eine Chance, seinen Plan zu verwirklichen
und seine geflohenen und untergetauchten Familienangehörigen zu suchen.
»Halt die Hände auf«, sagte er rauh.
Da sprang die Münze zwischen seinen Fingern
vor, durch das Guckloch direkt auf
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