SGK306 - Dr. Tschang Fu - Der Unheimliche kehrt zurück
sein
siebentes Leben aushauchte, Teil eines riesigen Insektenkörpers gewesen. Zuhauf
konnte die unheilbringende Brut mit Feuer und Chemikalien vernichtet werden.
Aber - und hier gingen Larry Brents Gedanken weit voraus, ohne daß
er ahnte, daß seine Überlegungen den Nagel genau auf den Kopf trafen - ein
einziges Insekt konnte ausreichen, Tschang Fus teuflisches Leben weiter zu
verpflanzen.
Dieser Verdacht stand schon damals wie ein Fanal über der letzten
Begegnung mit dem Unheimlichen.
War es Zufall oder steckte eine gezielte Aktion Motas dahinter,
daß er möglicherweise ein Insekt entdeckte, das aus dem Körper Tschang Fus
stammte? War er vielleicht durch die Lektüre eines Buches, das sich mit Tschang
Fu befaßte und das auch Larry Brent nicht bekannt war, auf einen bestimmten Weg
geleitet worden?
Motas Wesen war geheimnisvoll, undurchsichtig und widersprüchlich.
War er ein wirklicher Forscher gewesen oder von einem bestimmten Zeitpunkt
seines Lebens an in den Händen einer anderen Macht? Wußte er etwas über die
Nachfolgeorganisation der einstigen >Roten Drachen<, die jetzt das große
Abbild des Käfers mit dem Chinesenkopf trugen?
War er vielleicht ganz und gar der Initiator der neuen
Vereinigung, die Tschang Fu als Diener jederzeit zur Verfügung standen,
willenlose, besessene Sklaven, wie jener >Bettelmönch<, der von seiner
grausamen Mission überzeugt war?
Konnte es sein, daß Suki Yama deshalb sterben mußte, weil sie in
diesem Haus etwas sah oder entdeckt hatte, das sie
besser nicht wahrgenommen hätte?
Komaso hatte Morna Ulbrandson vor einem Betreten des Hauses in der
Nacht gewarnt. Suki Yama hatte von dieser Warnung nichts gewußt...
Der Rundgang durch das Haus des Reporters erbrachte nichts
Ungewöhnliches, obwohl Larry Brent instinktiv fühlte, daß es etwas gab...
etwas, das er nur nicht wahrnahm, nicht in dieser Stunde. Aber es war allgegenwärtig.
Ein böser Geist erfüllte die Mauern dieses Hauses.
Er fand Mornas Wahrnehmungen bestätigt.
Der Gedanke an die Freundin und Kollegin erfüllte ihn mit Sorge.
Noch immer gab es kein Lebenszeichen.
Seit Stunden war das Flugzeug, mit dem sie unterwegs war,
überfällig. Morna Ulbrandson war in der Nacht nicht mehr zurückgekommen.
Im Moment waren zwei Suchflugzeuge der japanischen Luftwaffe über
dem Gebiet des >Jukai<. Bis jetzt gab es keine neuen Nachrichten. Es hieß
weiterhin abwarten...
X-RAY-3 kurbelte noch eine andere Sache an.
Wie und wann Professor Mota gestorben war, interessierte ihn.
»Vor vier oder fünf Monaten, wenn ich mich recht entsinne. Seit
dieser Zeit ist Toshio Kawasako der Besitzer .«
Zu dem von Uhora genannten Zeitpunkt waren die Selbstmorde um rund
fünfundzwanzig Prozent angestiegen. Mit Motas Tod war also etwas in Bewegung
geraten.
Der Insektenforscher war an Altersschwäche gestorben. Larry
verschaffte sich Einblick in die ärztlichen Unterlagen.
»Jetzt interessiert mich nur noch eines«, sagte er dann.
»Und was ist das, Mister Brent ?«
»Festzustellen, ob Mota wirklich beerdigt ist, Captain. Leiten Sie
alles in die Wege, daß das Grab des Professors noch in dieser Stunde geöffnet
wird! Ich möchte mich mit eigenen Augen von seinem Tod überzeugen...«
*
Als sie die Augen aufschlug, wußte sie im ersten Moment nicht, wo
sie sich befand und was mit ihr los war.
Sie hatte nur das Gefühl, wie gerädert zu sein.
Ein Stöhnen kam über ihre Lippen.
Morna Ulbrandson schmeckte die feuchte, faulige Erde. Sie spie sie
aus und drehte langsam und schwerfällig den Kopf zur Seite.
Es hatte aufgehört zu regnen, nur hin und wieder tropfte es von
den Blättern der Bäume, die sie umgaben.
Es war düster in dem Wald.
Die PSA-Agentin blickte in die Runde, sah den aufgepflügten Boden
und Wrackteile des Flugzeuges, die in den Zweigen schaukelten oder im Boden
steckten.
Morna schloß aufgewühlt die Augen. Alles stand wieder vor ihr. Sie
lebte und war wie durch ein Wunder davongekommen ...
Aber - sie befand sich irgendwo in der Tiefe eines Waldes, dem der
Ruf vorausging, daß man ihn nicht mehr verlassen konnte, wenn man nicht
dementsprechend ausgerüstet war.
Was sie besaß, war das nackte Leben. Sie wußte nicht, wo sie sich
befand, noch wie sie hier wegkommen sollte.
Sie richtete sich auf. Das fiel ihr schon schwer. Ihr Herz schlug
wie rasend. Die Bewegung forderte äußerste Anstrengung. Die Schwedin lehnte
sich außer Atem gegen einen dunklen, mit Moos überwachsenen Baumstamm und
begann
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