SGK324 - Phantomjagd auf Morna U
hielt Morna die
Waffe hin.
»Niemals«, sagte die Schwedin. Dies alles
erinnerte sie an die gräßlichen Traumvisionen, die in Josephines Haus begonnen
hatten.
»Dann werde ich dich töten, weil Ardox und
Rose und die anderen es so wollen. Ich werde weiter mit meinen Wünschen leben,
die nicht enden werden. Ich kann jeden Tag eine andere Einrichtung haben. Alles
wird so sein, wie ich es haben möchte ...«
»Aber es sind nur Bilder, keine
Wirklichkeit...«
»Keiner erkennt den Unterschied. Ich bin eine
große Dame, mir mangelt es an nichts. Pierre hat Erfolg, und auch mein Vater
ist wieder bei mir. Daß du von Pierre abgefangen wurdest, ehe du in Duponts Wohnung
gehen konntest, ließ sich nach deiner Begegnung mit ihm nicht mehr verhindern.
Pierre brachte dich zu einem Freund, der ein Bestattungsunternehmen besitzt.
Von dort aus wurdest du hierher in Roses Haus gebracht. Särge haben ihren
eigenen Reiz...«
Sie lachte auf eine gespenstische Weise.
Es gab keinen Zweifel. Josephine Tofflaine
war total verrückt. Nur eine Wahnsinnige konnte so denken, fühlen und handeln,
wie sie es tat.
»Bevor Rose ihre Freunde ruft, möchte ich dir
noch sagen, daß es sinnlos ist, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Du warst
letzte Nacht nicht in der Lage, irgendetwas gegen die Kraft zu tun, die dich
zwang, im Zimmer zu bleiben ... meine Freunde haben dir bewiesen, wie mächtig
sie sind. Wände und verschlossene Türen sind kein Hindernis für sie. Und du
warst als Opfer praktisch vorprogrammiert. In dem Moment, als du dich
entschieden hast, meine Wohnung zu betreten, betäubte die dort herrschende
Atmosphäre deinen Geist. Die Kraft wirkt noch lange nach. Sie wird übermittelt
durch Pierres Bilder aus dem Reich der Phantome ... die Kraft, die aus dem
jenseitigen Reich in diese Welt sickert, lähmt jeden, der mit ihr in Berührung
kommt, und sie wirkte noch nach, als du glaubtest, längst zu schlafen ... in
Wirklichkeit aber war dein Schlaf ein über Stunden sich ziehender einziger
Alptraum. Du konntest kein Auge schließen, und als du am Morgen aus dem Hotel
gingst, geschah dies ebenfalls wie in Trance, denn im einzelnen weißt du jetzt
noch nicht, was du alles gesagt und getan hast... die Wirkung durch die Bilder
des Bösen läßt bei dir erst jetzt langsam nach ...«
Larry Brent bekam alle . diese
Ungeheuerlichkeiten mit und registrierte auch, daß er sich anders verhielt als
sonst.
Die Dinge liefen vor ihm ab wie in Zeitlupe,
er wußte, daß er etwas unternehmen mußte, um Morna zu Hilfe zu eilen, ehe sie
endgültig das Opfer einiger Wahnsinniger wurde, die sich mit schrecklichen
Experimenten befaßten.
Doch etwas lähmte ihn und schränkte seine
Entscheidungsfreude und seinen Antrieb ein.
Er wußte, was das bedeutete.
Auch auf ihn wirkte sich eine Kraft aus, die
Kraft, die in Josephine Tofflaines Haus ihren Ausgang auch auf Morna Ulbrandson
genommen hatte.
Die okkulte Kraft aus den Bildern, die er
schon ganz anders gesehen hatte als Morna ...
Auch er war beeinflußt und merkte nur
beiläufig, daß etwas hinter ihm stand, eine fahlgrüne Phantomgestalt, eine
Gestalt, die identisch war mit einem der Namen, die auf dem geheimnisvollen
Spielbrett der Liliputanerin inzwischen entstanden waren ...
*
Iwan Kunaritschew verstand kein Wort von dem
Murmeln des riesigen Negers.
Doch dafür wurde das, was er nun zu sehen
bekam, für ihn um so verständlicher.
In den aufsteigenden Duftwolken über dem
Feuer waren plötzlich die diffusen Umrisse einer menschlichen Gestalt zu
erblicken!
Kopf und Oberkörper eines Mannes waren dann
immer deutlicher zu erkennen. Es schien, als würde ein unsichtbarer Projektor
ein Filmbild des Betreffenden projizieren. Das Bild war schwarz-weiß.
Das Gesicht der Erscheinung, die
offensichtlich durch die geheimnisvollen Beschwörungen des Massai hervorgerufen
wurde, war Iwan Kunaritschew nicht unbekannt.
Das war der Tote, den er mit Poulin und Larry
Brent im Leichenschauhaus gesehen hatte!
Jean Ludeux!
Unwillkürlich trat X-RAY-7 näher, ohne daß
der völlig abwesende Neger auch nur das geringste bemerkte.
Plötzlich begann die gespenstische Gestalt zu
sprechen.
»Umo ...« die Stimme klang schwach und dumpf
und hörte sich an, als würde jemand durch einen ausgehöhlten Knochen sprechen,
»... du mußt... mich suchen ... ich lebe ... ich bin nicht tot ... sie haben es
nicht... geschafft...«
Jean Ludeux redete nicht in der Sprache des
Maissai, sondern in seiner
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