SGK336 - Odem des Pestmonsters
geheimnisvolle,
unerklärliche Weise verändert.
Er gab weiter nach, und Sharon Amroons
bleiche Hand ließ nicht los.
Larry bückte sich und schlug mit dem Knauf
der Waffe zu. Immer wieder krachten seine Schläge auf die Hand, die rot und
blau anlief, dann zuckte wie eine Schlange und schließlich verkrampft losließ.
Zu diesem Zeitpunkt steckten seine Füße schon
mehr als eine Handbreit oberhalb der Knöchel in der Erde, und es schien, als
hätte der unheimliche Sog in die Tiefe auch ihn erfaßt.
Dies mußte das Schicksal der anderen sein,
die aus ihren Autos verschwunden waren... Wenn sie nicht zu verbrannten
Skeletten geworden waren, hatte die kühle Erde sie aufgenommen.
Sharon Amroon hatte es offenbar zuletzt
erwischt. Sie lebte noch, vielleicht konnte er noch etwas für sie tun.
Vorausgesetzt, daß auch er nicht noch auf der Strecke blieb
...
Er warf sich zur Seite und konnte sich aus
dem saugenden, unter seinen Füßen wegsackenden Boden befreien.
Auf dem Bauch liegend begann er mit seiner
Sisyphusarbeit.
Mit bloßen Händen grub er und warf die lockere,
feuchte Erde beiseite.
Sharon Amroons Hand bewegte sich zuckend, die
Finger öffneten und schlossen sich und streckten sich ihm entgegen, als suchten
sie einen Halt.
Das Armgelenk war schnell freigelegt.
Eines war dabei erstaunlich.
Die Erde rutschte von der Seite nicht ab.
Also doch kein Treibsand! Wie sollte er auch in diese Region kommen?
Larry wußte, daß er sich auf eine beinah
unlösbare Aufgabe eingelassen hatte. Mit jeder Sekunde, die verstrich, war die
Wahrscheinlichkeit, Sharon Amroon lebend zu bergen, geringer.
Er legte den Arm um weitere zehn Zentimeter
frei und kam dann auf einen verzweifelten Gedanken.
Es kam auf einen Versuch an
...
Die lockere Erde brachte ihn auf die Idee.
Er umfaßte Sharons Handgelenk mit beiden
Händen und zog.
Seine Rechnung ging auf. Er konnte den Arm
weiter in die Höhe ziehen. Die eine Schulter wurde frei, ein Teil des seitlich
weggedrehten Kopfes sichtbar.
Dieser erste kleine Erfolg spornte ihn zu
weiteren Taten an.
Jetzt noch den Kopf, um ihre Atemwege
freizulegen...
Dann konnte man weitersehen.
Er ließ sich zur Seite fallen. Es fiel ihm
erstaunlich leicht, Sharon weiter aus ihrem furchtbaren Grab zu ziehen.
Der Sand zog sie nicht wieder in die Tiefe,
es schien im Gegenteil so zu sein, als würde sie festeren Boden unter die Füße
bekommen.
Sharons verklebtes, mit nassem Sand bedecktes
Haupt kam zum Vorschein.
Sie hatte die Augen geschlossen, den Mund wie
zum Schrei weit aufgerissen. Ihre Ohren, Nase und der Mund waren mit feuchtem
Sand gefüllt. Larry legte sie frei, so gut es ihm möglich war.
Sharon Amroon bewegte sich. Sie lebte, auch
wenn er sie nicht atmen sah.
Er konnte sie bis zur Brust aus dem Boden
ziehen. Danach wurde es noch leichter für ihn, da er sie unter beiden Armen
fassen und vollends herausziehen konnte.
Er begriff dies alles nicht.
Wie war sie in diese Lage gekommen? Was hatte
sie in die Tiefe gezerrt? Und wieso gab de$ Boden in entgegengesetzter Richtung
ebenso gut nach? Das widersprach allen Naturgesetzen!
Hier lag einiges im argen, wofür es eine
Erklärung geben mußte.
Er befreite Sharon Amroon vom gröbsten
Schmutz und begann mit Wiederbelebungsversuchen.
Ihr Herz schlug!
Wenn sie nur wieder zu atmen anfangen
würde...
Er bewegte die Arme auf und nieder und
beatmete die junge Frau.
Sharon röchelte verhalten!
Ihr Brustkorb hob und senkte sich.
Nur ein einziges Mal.
Doch dies war ein Zeichen, daß es bergauf
ging. Weitermachen, hetzten ihn seine Gedanken .
Sie mußte husten und atmete mehrere Male
unregelmäßig und flach. Dann spuckte sie Sand.
»Sharon !« rief Larry.
»Hallo, können Sie mich hören ?«
Sie schlug die Augen auf. Sie waren dunkel
und voller Rätsel, als hätten sie Dinge erblickt, über sie sie mit niemand in
ihrem Leben sprechen würde.
Sie bewegte zaghaft die Lippen, aber kein
Laut kaum aus ihrem Mund.
Die Stimme versagte ihr den Dienst.
Larry Brent blickte sich ein letztes Mal um.
Er hoffte, noch mehr Spuren zu entdecken, von
den anderen. Vielleicht war ihnen das gleiche zugestoßen ... Er untersuchte den
Erdboden. Er war nur an der Stelle, wo er Sharon entdeckt hatte, so merkwürdig
verändert.
Da steckte niemand anders in der Erde...
Er täuschte sich. Aber das konnte er nicht
wissen.
Noch einen Meter tiefer, dorthin, wohin seine
suchende, in der lockeren Erde steckende Hand nicht mehr reichte, stand noch
jemand,
Weitere Kostenlose Bücher