SGK336 - Odem des Pestmonsters
...
»Besuch für dich, Gien«, machte Stouvens
Stellvertreter sich bemerkbar. »Gut, daß du kommst. Ich hab’ nicht mehr weiter
gewußt... Ich verschwinde gleich, bevor man mich auf der Station vermißt...«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, lief er davon und verschwand im
Krankenhausgebäude.
Morna Ulbrandson rasselte noch mal ihr
Sprüchlein herunter.
Stouven hörte schweigend zu.
X-GIRL-C fand ihr Gegenüber recht wortkarg
und merkwürdig.
Gien Stouven war blaß und hatte die wächserne
Haut eines Toten. Morna kam er nicht ganz geheuer vor. In seiner Nähe fror sie.
Etwas stimmte mit dem Mann nicht, sie hätte
jedoch nicht zu sagen vermocht, was es war.
»Schwester Belinda befindet sich auf der
Inneren Station. Sie liegt gleich hier im vordersten Blick, Haupteingang,
dritte Etage. Ich rufe die Schwester an und sage ihr Bescheid, daß Sie gekommen
sind ...«
»Das ist sehr nett. Danke. Noch eine Frage,
Mister Stouven: Hat sich bei ihnen heute abend irgendwann ein gewisser Mister
Brent gemeldet ?«
Kopfschüttelnd, ohne lange nachzudenken.
»Nein, dessen bin ich ganz sicher. Ich habe für Namen ein ausgezeichnetes
Gedächtnis...«
Er deutete noch mal auf den Haupteingang.
Morna parkte das cremefarbene Cabriolet auf
dem Besucherparkplatz und trat durch den Haupteingang.
Sie wandte sich noch mal um und warf einen
Blick in die Anmeldung, wo der diensthabende Stouven irgendeine Eintragung in
ein Buch machte.
Die Schwedin fühlte sich in ihrem Verdacht
bestärkt, daß mit dem Mann dort drüben etwas nicht stimmte.
Einen Moment meinte Morna, die Umrisse des
anderen nur nebelhaft verschwommen wahrzunehmen, aber als sie dann wieder genau
hinsah, war alles so, wie es sein mußte, und sie glaubte, einer kurzen
Sinnestäuschung erlegen zu sein ...
Die PSA-Agentin fuhr mit dem Lift in die
dritte Etage und ging sofort in das Schwesternzimmer.
Schwester Belinda war anwesend.
Sie war eine Frau Mitte vierzig, mit
pechschwarzem Haar, in dem es keine einzige graue Strähne zu sehen gab. Ihr
Gesicht war für eine Frau zu hart geschnitten, so daß ihr etwas Männliches
anhaftete.
Da ihr Haar sehr kurz war und ihre ganze Art
sich zu geben sehr burschikos wirkte, wurde dieser männliche Eindruck nur noch
verstärkt.
Ihre ganze Art aber war von freundlicher
Herzlichkeit.
»Ich habe Sie schon sehnsüchtig erwartet«,
begrüßte sie Morna. »Wir können hier jede Hand gebrauchen. In den
Sonderstationen, die wir einrichten mußten, fehlen uns Kräfte. Wir hoffen, in
den nächsten Tagen weitere Helfer zu kriegen. Sie sind nicht direkt als Pflegerin
vorgesehen, ich weiß. Aber Ihre Arbeit wird für uns bestimmt sehr wichtig sein
... Sie gehören einer Sonderkommission an. Weiß man inzwischen schon mehr über
die Krankheitsursache ?«
»Leider nein«, bedauerte Morna. »Auch das ist
ein Grund meiner Anwesenheit, wie Sie wissen, Schwester. Ich soll den
Krankheitsverlauf verfolgen und einen Bericht darüber anfertigen ... Welche
Ärzte sind zur Zeit auf der Station ?«
»Dr. Haller und Dr. Mayfield. Auf unseren
Chef, Dr. Perkins müssen wir leider noch immer verzichten. Niemand weiß, wo er
geblieben ist .«
Belinda weihte Morna kurz in den neusten
Stand der Dinge ein.
So erfuhr die Schwedin, daß die
Isolierstation in diesem Stock eingerichtet worden war und insgesamt vierzehn
Personen mit grippeähnlichen Symptomen sich derzeit dort aufhielten.
X-GIRL-C wollte sowohl mit den behandelnden
Ärzten als auch mit den Patienten sprechen.
Sie schlüpfte in einen weißen, frisch
gestärkten Kittel, und dann reichte Schwester Belinda ihr ein desinfiziertes
Mundtuch und hauchdünne Kunststoffhandschuhe.
»Mundtuch und Handschuhe sollen Sie hier auf
der Station ständig tragen. Und wenn Sie die Schleuse passieren, ausziehen und
das nächste Mal durch neue ersetzen. Unsere Docs nehmen diese Dinge sehr
ernst...«
»Ich auch, Schwester. Solange niemand weiß,
was wirklich los ist, ist Aufmerksamkeit das höchste Gebot. - Sagen Sie«, fügte
Morna unerwartet hinzu, »was für ein Mensch ist eigentlich dieser Mister
Stouven ?«
Schwester Belinda sah sie groß an, und dann
stahl sich ein amüsiertes Lächeln auf ihre Lippen. »Sie haben es also auch
gleich bemerkt... ein Casanova ist er, nicht wahr? Hat er’s auch mit Ihnen
versucht? Er hält sich für unwiderstehlich. Frauen sind seine Schwäche. Aber
sonst ist er in Ordnung, fleißig und zuverlässig. Nichts ist ihm zuviel .«
»Nein, das meinte ich nicht. Sein
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