SGK336 - Odem des Pestmonsters
überrascht worden war wie Schwester Belinda.
Aus den unten liegenden Stationen kamen
weitere Skelette nach oben. Jeder, der sich nach dem Stromausfall im Hospital
durch Rufen oder Bewegung bemerkbar gemacht hatte, war durch die Skelette zu
einem der ihren gemacht worden.
So ereilte das unheimliche Schicksal auch Dr.
Haller, als er die Tür seines Zimmers öffnete, um festzustellen, was man machen
könne.
Schwarze, knöcherne Hände griffen nach ihm.
Das Leben wich aus seinem Körper, als die
ungeheuerliche Kraft wie ein Fieber seinen Organismus ergriff.
Der Tod ereilte ihn, und doch lebte er
weiter, als ein untotes Geschöpf, das dem Pestodem durch die Berührung zum Opfer
fiel.
Die unheimliche Gesellschaft wurde um ein
weiteres Mitglied vermehrt.
Insgesamt waren es nun vierzehn.
Zu ihnen gehörte auch Gien Stouven, der als
letzter die Treppe hochkam.
In der Dunkelheit wirkte er etwas kompakter
als die gespenstischen Skelette. Schemenhaft umhüllte ihn das, was man als
Körper bezeichnen konnte, womit er sich Morna Ulbrandson gegenüber erkennbar
gemacht hatte.
Es war wie eine dünne Haut, die langsam an
Fülle verlor und sich lautlos und gespenstisch auflöste. Auch Gien Stouven -
war nur ein Skelett, und was immer ihn unter Kontrolle gehabt hatte, um seinen „menschlichen“
Eindruck vorzugaukeln, ließ jetzt nach.
Theater und Täuschung waren nun nicht mehr
notwendig. Die Stunde der Wahrheit für alle Beteiligten stand bevor.
Der Zug der Geister lief durch den
nachtdunklen Korridor in Richtung der Krankenzimmer auf der Isolierstation, in
der sich Morna Ulbrandson aufhielt ...
*
Im Augenblick der höchsten Gefahr handelte er
instinktiv.
Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 wußte, daß er
den Sturz in die Tiefe nicht überleben würde.
In Sekundenbruchteilen traf er seine
Entscheidung. Denken und handeln waren eins ...
Als das Metall zerbrach und er wie ein Stein
in die Tiefe stürzte, überließ er sich nicht blindlings und ergeben seinem
Schicksal.
Noch mal faßte er nach vorn und riß seinen
Körper vor, um einerseits nicht an dem darunterliegenden Balkon
vorbeizustürzen, andererseits aber auch nicht auf ihn zu fallen, um sich dort
sämtliche Knochen zu brechen.
Seine kräftigen Hände packten zu.
Da war die Brüstung des Balkons unter ihm,
die zweite Etage.
Ein Ruck ging durch Kunaritschews Körper. In
seinen Schultern knackte es.
Er pendelte hin und her und konnte sich
halten.
Was immer auch das Metall der Balkonbrüstung
eine Etage höher morsch und brüchig hatte werden lassen, hier wurde es in
diesen alles entscheidenden Sekunden nicht aktiv.
Das mußte er ausnutzen!
Der Sturz in die Tiefe war gebremst. Mit
einiger Mühe zog der muskulöse Russe sich am Geländer empor und fand endlich
festen Boden unter den Füßen.
Iwan warf rasch einen Blick nach oben.
Eisenstaub regnete ihm ins Gesicht.
Was hier geschah, widersprach allen
Naturgesetzen. Aber auch Morrisons Verwandlung in das brüllende, tosende
Wolkengebilde paßte nicht in eine enträtselte, wissenschaftlich erklärbare
Welt.
Über ihm entwickelten sich chaotische
Zustände.
Die Scheibe neben der Balkontür flog aus dem
Rahmen, es regnete Scherben.
Die schwarze Masse quoll schnell aus der weit
offenen Tür und dem zerstörten Fenster. Über Kunaritschew schob sich ein
gewaltiges schwarzes Dach.
Iwan raffte sich auf und nahm seine ganze
Kraft zusammen.
Er mußte die anderen warnen. Die tödliche
Gefahr, die durch das Gebilde bestand, hatte er mit eigenen Augen gesehen.
Er taumelte auf die Balkontür zu. Sie war
verschlossen. Er schlug die Scheibe ein, faßte durch das Loch und drückte die
Türklinke.
Das Zimmer war nicht belegt.
Er schoß das Schloß auf und stürzte auf den
Gang.
Noch mal warf er einen Blick zurück.
Kam das Unheimliche nach?
Nein! Das Zimmer hinter ihm war frei...
Er änderte seinen ursprünglichen Plan, lief
den Korridor entlang und dann über die nach oben führende Treppe.
Sein Ziel war erneut Clay Morrisons Zimmer.
Er wollte sich vergewissern, daß dort
wirklich nichts mehr lauerte. Diesmal war er gewarnt, und er war alles andere
als ein Selbstmordkandidat, der mit offenen Augen ins Verderben lief.
Er wußte, daß er dem Gebilde nichts
entgegensetzen konnte. Der Tod der beiden ahnungslos Eintretenden war Beweis
genug.
Er konnte mit der Laserwaffe nichts
ausrichten, und auch der besonders gestaltete Talisman, den er trug, und der
dämonische und schwarzmagische Einflüsse
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