Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)
sein, sie mitten in deinem Apartment stehen zu sehen. Taylor hat heute Nachmittag noch alles überprüft. Er ist am Boden zerstört.«
»Ich mache Taylor keinen Vorwurf.«
»Ich auch nicht. Er hat dich überall gesucht.«
»Wieso?«
»Ich wusste nicht, wo du bist. Du hast deine Handtasche und deine Schlüssel im Wagen gelassen. Ich konnte dich also nicht mal orten. Wo warst du?« Obwohl seine Stimme sanft klingt, höre ich den drohenden Unterton darin mitschwingen.
»Ethan und ich sind in eine Bar auf der anderen Straßenseite gegangen. Damit ich sehe, was weiter passiert.«
»Verstehe.« Die Stimmung hat sich kaum merklich verändert. Die Lockerheit von gerade eben ist verflogen.
Okay, das Spiel können auch zwei spielen. Mal sehen, wie dir das gefällt . »Und was hast du mit Leila in meiner Wohnung gemacht?«, frage ich so lässig, wie ich nur kann. Obwohl ich mich vor der Antwort fürchte, muss ich meine Neugier befriedigen.
Er hält, die Gabel voll Makkaroni auf halbem Weg zum Mund, mitten in der Bewegung inne.
O nein, das ist gar nicht gut.
»Willst du das wirklich wissen?«
Mein Magen verkrampft sich, und auf einen Schlag habe ich keinen Appetit mehr. »Ja«, flüstere ich. Willst du es wirklich wissen? Ganz sicher? Mein Unterbewusstsein hat die leere Gin-Flasche auf den Boden geschleudert, fährt aus dem Sessel hoch und starrt mich voller Entsetzen an.
Christian presst die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. »Wir haben geredet, und dann habe ich sie in die Badewanne gesteckt«, gesteht er zögernd. Als ich nichts erwidere, fährt er eilig fort. »Ich habe ihr etwas von deinen Sachen zum Anziehen gegeben. Ich hoffe, du hast nichts dagegen. Aber sie war völlig verdreckt.«
Verdammte Scheiße nochmal! Er hat sie gebadet?
So etwas tut man doch nicht. Angewidert starre ich auf die Makkaroni auf meinem Teller. Allein bei ihrem Anblick wird mir schlecht.
Versuch, das Ganze nüchtern zu betrachten, schaltet sich mein Unterbewusstsein ein. Dem rationalen Teil meines Gehirns ist vollkommen klar, dass er es nur getan hat, weil sie schmutzig und verwahrlost war, doch mein angeschlagenes Selbstbewusstsein weigert sich eisern, sich mit dieser Erklärung zufriedenzugeben.
Plötzlich würde ich am liebsten anfangen zu weinen – und zwar nicht bloß ein paar damenhafte Tränchen, die dekorativ über meine Wangen kullern, sondern so richtig, mit allem Drum und Dran, aber meine Kehle fühlt sich rau und ausgedörrt an, also hole ich nur tief Luft.
»Mehr konnte ich nicht für sie tun, Ana«, fährt er leise fort.
»Empfindest du immer noch etwas für sie?«
»Nein!« Gequält schließt er die Augen. »Sie so zu sehen – so am Boden zerstört, wie ich sie sonst nicht kenne … Sie bedeutet mir etwas, aber nur in dem Sinne, wie einem als normalem Menschen das Wohlergehen eines anderen am Herzen liegt.« Er zuckt mit den Achseln, als wollte er eine unangenehme Erinnerung abschütteln.
Großer Gott, erwartet er jetzt auch noch, dass ich Mitleid mit ihm habe?
»Ana, sieh mich an.«
Ich kann nicht. Denn ich weiß genau, dass ich in Tränen ausbrechen werde, wenn ich es tue. Es ist alles zu viel. Ich bin wie ein überlaufender Benzintank – randvoll, keinerlei Kapazität mehr. Ich kann nichts mehr aufnehmen, ertrage es nicht, mir noch mehr von dieser elenden Scheiße anzuhören.
Das Bild von Christian, der sich auf so intime Weise um seine einstige Sub kümmert, sie badet, flammt vor meinem geistigen Auge auf. Und sie ist nackt, verdammt nochmal! Ein heftiger Schauder überläuft mich.
»Ana.«
»Was?«
»Tu’s nicht. Es hat nichts zu bedeuten. Es war, als hätte ich mich um ein völlig verstörtes Kind gekümmert, das nicht mehr aus noch ein weiß.«
Was zum Teufel weiß er schon darüber, wie man sich um ein Kind kümmert? Leila ist eine erwachsene Frau, mit der ihn etwas verbindet – eine durchaus reale und zweifelsohne perverse Beziehung.
Der Schmerz ist enorm. Ich ringe um Fassung. Vielleicht redet er ja auch von sich; davon, dass er das verstörte Kind ist. Das klingt viel einleuchtender, aber vielleicht irre ich mich auch, und all das ergibt keinerlei Sinn. Es ist alles so verdammt abgefuckt. Mit einem Mal bin ich todmüde. Ich brauche Schlaf.
»Ana?«
Ich stehe auf, trage meinen Teller zur Spüle und werfe die Reste in den Mülleimer.
»Ana, bitte.«
Ich wirble herum. »Hör endlich auf mit diesem verdammten ›Ana, bitte‹«, schreie ich, während die Tränen nun doch über meine
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