Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)
Anfang.« Meine Antwort erscheint mir zwar illoyal, aber sie entspricht der Wahrheit.
»Das wundert mich nicht, Ana. Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
Was könnte ich ihn fragen?
»Das ist meine erste richtige Beziehung, Dr. Flynn, und Christian ist so … na ja, Christian eben. Während der vergangenen Woche ist eine Menge passiert, und ich hatte noch keine Gelegenheit, in Ruhe über alles nachzudenken.«
»Worüber würden Sie denn gern nachdenken?«
Ich hebe den Blick. Er sieht mich mitfühlend an. Glaube ich zumindest.
»Na ja … Christian behauptet, er gebe mit dem größten Vergnügen seine … äh …«, stammle ich und halte inne. Das Ganze gestaltet sich wesentlich schwieriger, als ich dachte.
Dr. Flynn seufzt. »Ana, in der kurzen Zeit, seit Sie Christian kennen, haben Sie größere Fortschritte bei ihm erzielt als ich in zwei Jahren. Ihr Einfluss auf ihn ist gewaltig. Das sollte Ihnen bewusst sein.«
»Sein Einfluss auf mich ist genauso gewaltig. Ich weiß nur nicht, ob ich ihm wirklich genüge. Ob ich seine Bedürfnisse befriedigen kann«, gestehe ich leise.
»Sind Sie deshalb hergekommen? Um sich von mir die Bestätigung zu holen?«
Ich nicke.
»Bedürfnisse können sich ändern«, erwidert er schlicht. »Christian befindet sich in einer Situation, in der seine bisherigen Methoden, mit dem Thema umzugehen, nicht länger die gewünschte Wirkung zeigen. Mit einfachen Worten – Sie haben ihn gezwungen, sich einigen seiner Dämonen zu stellen und sich neu zu orientieren.«
Ich sehe ihn verblüfft an. Genau dasselbe hat Christian im Grunde auch gesagt.
»Ja, seine Dämonen«, murmle ich.
»Halten Sie sich nicht zu lange damit auf – sie sind Vergangenheit. Christian kennt seine Dämonen, genauso wie ich. Und Sie inzwischen ebenfalls. Meine Sorge gilt vielmehr der Zukunft und der Aufgabe, Christian in die Position zu bringen, in der er gern wäre.«
Ich runzle die Stirn, und er hebt eine Braue.
»Der Fachbegriff dafür ist lösungsfokussierte Kurztherapie, die, wie der Name vermuten lässt, das zeitnahe Erreichen eines bestimmten Ziels anstrebt. Wir konzentrieren uns darauf, an welchem Punkt Christian stehen will und wie er so schnell wie möglich an dieses Ziel gelangt. Es ist ein dialektischer Therapieansatz. Es bringt nichts, die Vergangenheit auseinanderzudröseln – all das hat jeder Arzt, Therapeut und Psychologe, den Christian aufgesucht hat, in der Vergangenheit längst getan. Wir wissen, warum er so ist, wie er ist, aber das ist im Moment nicht wichtig. Wichtig sind nur die Zukunft und die Frage, wo Christian sich selbst sieht und gern in seinem Leben stehen würde. Erst seit er Sie kennt, ist er bereit, diese Therapie ernsthaft in Angriff zu nehmen. Ihm ist bewusst, dass sein Ziel in einer liebevollen Beziehung mit Ihnen besteht. So einfach ist das, und genau daran arbeiten wir. Natürlich gibt es einige Hindernisse zu überwinden – seine Haphephobie, zum Beispiel.«
Bitte was?
»Entschuldigung. Seine Angst, berührt zu werden«, erklärt Dr. Flynn. »Aber auch die kennen Sie bestimmt bereits.«
Ich nicke.
»Seine tief sitzende Selbstverachtung dürfte Ihnen ebenfalls nicht verborgen geblieben sein. Und natürlich die Parasomnie … äh … die nächtlichen Panikattacken, für den Laien.«
Ich sehe ihn an und lasse all die Fachbegriffe auf mich wirken. Natürlich kenne ich Christians Probleme inzwischen alle, aber mein Hauptanliegen hat Dr. Flynn noch nicht angesprochen.
»Aber er ist doch Sadist. Und folglich muss er Bedürfnisse haben, die ich nicht befriedigen kann.«
Verblüfft beobachte ich, wie Dr. Flynn die Augen verdreht. »Sadismus gilt nicht länger als psychiatrischer Fachbegriff. Ich weiß nicht, wie oft ich ihm das schon gesagt habe. Seit den Neunzigern wird es noch nicht einmal mehr als Paraphilie klassifiziert.«
Wieder habe ich keine Ahnung, wovon er spricht.
»Darüber könnte ich mich stundenlang aufregen.« Er schüttelt den Kopf. »Christian geht in jeder Situation automatisch vom Schlimmsten aus. Das ist ein Teil seines selbstverachtenden Naturells. Natürlich gibt es so etwas wie sexuellen Sadismus, aber das ist keine Krankheit, sondern ein selbst gewählter Lebensstil. Und wenn er innerhalb einer normalen Beziehung freiwillig von zwei Erwachsenen praktiziert und mit bestimmten Codewörtern abgesichert ist, gibt es absolut nichts dagegen einzuwenden. Soweit ich informiert bin, hat Christian all seine bisherigen Beziehungen auf einer BDSM -Ebene
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