Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
verschlossen ist, dass ich dabei nur verlieren
kann – tief in meinem Innern weiß ich ganz genau, dass er mich verletzen wird. Ich habe mich in jemanden verliebt, der nach eigener Aussage komplett abgefuckt ist. Aber wieso ist er abgefuckt? Es muss entsetzlich sein, mit dieser Gewissheit zu leben, und die Vorstellung, dass er als kleiner Junge unsäglichem Leid und Grausamkeiten ausgesetzt war, treibt mir erst recht die Tränen in die Augen. Aber wäre er normaler, würde er vielleicht gar nicht auf dich stehen , meldet sich mein Unterbewusstsein zu Wort. Und tief im Herzen weiß ich, dass es Recht hat. Ich vergrabe den Kopf im Kissen und lasse meinen Tränen freien Lauf … zum ersten Mal seit vielen Jahren weine ich mir die Augen aus dem Kopf.
Kates Stimme reißt mich für einen kurzen Moment aus meinem Tal der Tränen.
»Was zum Teufel wollen Sie denn hier?«
»Nein, das geht nicht!«
»Was zum Teufel haben Sie mit ihr angestellt?«
»Seit sie Ihnen begegnet ist, weint sie die ganze Zeit nur noch!«
»Sie kommen hier nicht rein!«
Christian stürmt in mein Zimmer und knipst ohne Umschweife die Deckenbeleuchtung an.
Blinzelnd sehe ich ins helle Licht.
»Großer Gott, Ana«, stößt er hervor, macht das Licht wieder aus und durchquert den Raum mit wenigen Schritten.
»Was tust du denn hier?«, stammle ich zwischen Schluchzern. Mist. Ich kann nicht aufhören zu heulen.
Er knipst die Nachttischlampe an. Wieder blinzle ich. Kate erscheint im Türrahmen.
»Soll ich dieses Arschloch rausschmeißen?«, fragt sie mit thermonuklearer Feindseligkeit.
Sichtlich überrascht von ihrer leidenschaftlichen Abneigung und dem herzhaften Schimpfwort, hebt Christian die Brauen. Ich schüttle den Kopf, woraufhin sie die Augen verdreht … Oh, das würde ich in Mr. Greys Gegenwart lieber nicht tun.
»Ruf mich einfach, wenn du mich brauchst«, sagt sie eine Spur sanfter. »Grey – ich habe Sie auf dem Radar, nur damit Sie’s wissen«, faucht sie. Er blinzelt. Sie dreht sich um und zieht die Tür zu, lässt sie jedoch angelehnt.
Christian sieht mich an. Sein Gesicht ist aschfahl, seine Miene ernst. Er trägt ein Nadelstreifenjackett, aus dessen Innentasche er ein Taschentuch zieht und mir reicht. Soweit ich weiß, muss sein anderes hier noch irgendwo herumliegen.
»Was ist los?«, fragt er leise.
»Wieso bist du hergekommen?« Ich ignoriere seine Frage. Wie durch ein Wunder sind meine Tränen versiegt, trotzdem werde ich immer noch von trockenen Schluchzern geschüttelt.
»Zu meiner Rolle gehört auch, mich um dich zu kümmern. Du möchtest, dass ich bei dir bleibe, also bin ich hergekommen. Und dann finde ich dich in so einem Zustand vor.« Er scheint aufrichtig bestürzt zu sein. »Ich bin sicher, ich bin der Grund dafür, dass du so aufgelöst bist, aber ich habe keine Ahnung, wieso. Liegt es daran, dass ich dich geschlagen habe?«
Ich setze mich auf, doch der Schmerz lässt mich zusammenzucken.
»Hast du eine Tablette genommen?«
Ich schüttle den Kopf.
Er kneift die Augen zusammen, steht auf und verlässt das Zimmer. Ich höre ihn mit Kate reden, verstehe aber nicht, was sie sagen. Kurz darauf kehrt er mit den Tabletten und einer Tasse Wasser zurück.
»Hier, nimm«, befielt er sanft und setzt sich auf meine Bettkante.
Ich gehorche.
»Erzähl mir, was los ist«, flüstert er. »Du hast gesagt, es wäre alles in Ordnung. Hätte ich gewusst, dass es dir so schlecht geht, hätte ich dich auf keinen Fall alleingelassen.«
Ich betrachte meine Hände. Was soll ich dazu noch sagen? Das genügt mir nicht. Ich will, dass er bleibt, weil er gern hier ist,
und nicht, weil ich das heulende Elend bin. Und ich will nicht geschlagen werden. Ist das zu viel verlangt?
»Also war vorhin doch nicht alles in Ordnung, obwohl du es behauptet hast?«
Ich werde rot. »Ich dachte, es geht mir gut.«
»Es bringt doch nichts, mir eine Lüge aufzutischen, nur weil du denkst, dass ich sie gern hören will, Anastasia. Das ist unaufrichtig«, tadelt er. »Wenn du so etwas tust, kann ich dir doch kein Wort mehr glauben.«
Er sieht mich mit gerunzelter Stirn an und fährt sich mit den Händen durchs Haar. »Wie hast du dich gefühlt, als ich dich geschlagen habe und danach?«
»Es hat mir nicht gefallen. Es wäre mir lieber, du würdest es nicht mehr tun.«
»Es sollte dir auch nicht gefallen.«
»Aber wieso tust du es dann gern?« Ich sehe ihn an.
Mit dieser Frage hat er offenbar nicht gerechnet.
»Willst du das allen
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