Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
schwer kann ich meinen Ärger auf Kate im Zaum halten.
In der Nacht wälze ich mich im Bett herum und träume von rauchgrauen Augen, Overalls, langen Beinen, langen Fingern und dunklen, unerforschten Orten. Ich schrecke zweimal hoch. Verdammt, morgen sehe ich bestimmt toll aus, so übernächtigt, wie ich bin , schießt es mir durch den Kopf. Ich boxe in mein Kissen und versuche, wieder einzuschlafen.
Das Heathman liegt im Stadtzentrum von Portland. Das eindrucksvolle rötlichbraune Sandsteingebäude wurde knapp vor dem großen Crash Ende der Zwanzigerjahre fertig gestellt. José, Travis und ich fahren in meinem VW-Käfer und Kate mit ihrem Mercedes CLK, weil wir nicht alle in meinen Wagen passen. Travis ist Josés Freund und soll ihm bei der Ausleuchtung helfen. Kate ist es gelungen, für eine Erwähnung im Artikel die Gratisnutzung eines Raums im Heathman für den ganzen Morgen herauszuhandeln. Als sie an der Rezeption erklärt, dass wir da sind, um Christian Grey zu fotografieren, bekommen wir sogar eine Suite zugeteilt. Eine von normaler Größe, weil Mr. Grey die größte im Haus bewohnt. Ein junger, nervöser Marketingmensch führt uns hinauf zu der Suite. Kates Schönheit und bestimmte Art entwaffnen ihn; er ist Wachs in ihren Händen.
Es ist erst neun Uhr, so dass wir noch eine halbe Stunde haben, um alles aufzubauen. Kate ist ganz in ihrem Element.
»José, ich glaube, wir machen die Fotos vor dieser Wand, was meinst du?« Sie wartet nicht auf seine Antwort. »Travis, rück die Stühle weg. Ana, könntest du unten anrufen und sie bitten, was zu trinken raufzubringen? Und Grey zu sagen, wo wir sind?«
Ja, o Herrin. Ich verdrehe die Augen.
Eine halbe Stunde später betritt Christian Grey unsere Suite. Er trägt ein weißes Hemd mit offenem Kragen und eine graue Flanellhose. Seine widerspenstigen Haare sind feucht vom Duschen. Ich bekomme einen trockenen Mund, als ich ihn sehe … Gott, ist er sexy. Hinter Grey kommt ein Mann Mitte dreißig mit kurz geschorenen Haaren und Dreitagebart, schickem Anzug und Krawatte herein, stellt sich wortlos in die Ecke und beobachtet uns mit ausdrucksloser Miene.
»Miss Steele, so sieht man sich wieder.« Grey streckt mir die Hand entgegen, und ich ergreife sie blinzelnd. Als ich sie berühre, spüre ich abermals dieses köstliche Knistern, das mich erröten lässt und mir die Luft raubt.
»Mr. Grey, das ist Katherine Kavanagh.« Ich mache eine Geste in Richtung Kate, die sich zu uns gesellt und ihm direkt in die Augen sieht.
»Die beharrliche Miss Kavanagh. Wie geht es Ihnen?« Er schenkt ihr ein kleines, belustigtes Lächeln. »Sie scheinen wieder gesund zu sein. Anastasia hat erzählt, dass Sie sich letzte Woche nicht wohlfühlten.«
»Danke der Nachfrage, Mr. Grey, mir geht es gut.« Sie schüttelt ihm fest die Hand, ohne mit der Wimper zu zucken. Kate hat die besten Privatschulen Washingtons besucht. Ihre Familie hat Geld, und sie ist selbstbewusst und im sicheren Wissen um ihre gesellschaftliche Position aufgewachsen. Sie lässt sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen, und dafür bewundere ich sie.
»Danke, dass Sie sich die Zeit für das Fotoshooting nehmen.« Sie schenkt ihm ein höfliches, professionelles Lächeln.
»Es ist mir ein Vergnügen«, versichert er ihr und sieht mich an.
Erneut werde ich rot. Verdammt.
»Das ist José Rodriguez, unser Fotograf«, erklärt Kate und grinst José an, der mich liebevoll anlächelt. Sein Blick kühlt deutlich ab, als er von mir zu Grey wandert.
»Mr. Grey.« Er nickt.
»Mr. Rodriguez.« Auch Greys Miene verändert sich, als er José taxiert.
»Wo soll ich mich hinstellen?«, fragt Grey ihn. Sein Tonfall hat etwas leicht Bedrohliches, doch Katherine will José nicht die Show überlassen.
»Mr. Grey – würden Sie sich bitte hier hinsetzen? Vorsicht, Kabel. Und anschließend hätte ich gern ein paar Aufnahmen im Stehen.« Sie dirigiert ihn zu einem Stuhl an der Wand.
Travis schaltet das Licht ein, blendet Grey damit und nuschelt eine Entschuldigung. Dann treten Travis und ich einen Schritt zurück und sehen zu, wie José zu fotografieren beginnt. Er macht einige Aufnahmen, während er Grey bittet, sich hierhin, dann dorthin zu wenden, den Arm zu heben und wieder zu senken. Später verwendet er das Stativ. Grey sitzt ihm zwanzig Minuten lang geduldig und ganz natürlich Modell. Mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen: Ich darf Grey anhimmeln, sogar aus ziemlicher Nähe, nicht nur aus der Ferne. Zweimal treffen
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