Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
Kavanagh?«
Eine einfache Frage zum Aufwärmen.
»Seit dem ersten Semester. Wir sind gut befreundet.«
»Hm«, lautet sein unverbindlicher Kommentar.
Was ihm wohl durch den Kopf geht?
Kaum hat er am Lift den Knopf gedrückt, ertönt ein leises Ping. Die Türen gleiten auf und geben den Blick auf ein junges Paar in leidenschaftlicher Umarmung frei, das überrascht auseinanderspringt.
Während wir den Aufzug betreten, bemühe ich mich um einen ernsten Gesichtsausdruck und senke den Blick. Als ich dann aber doch Grey verstohlen ansehe, spielt die Andeutung eines Lächelns um seine Mundwinkel. Schweigend fahren wir ins Erdgeschoss, nicht einmal nichtssagende Berieselungsmusik bietet Ablenkung.
Die Türen öffnen sich, und zu meiner Überraschung umfasst Grey meine Hand mit seinen langen, kühlen Fingern. Wieder spüre ich dieses Knistern, und mein ohnehin schon schneller Puls beschleunigt sich noch mehr. Als er mich hinausführt, hören wir das gedämpfte Kichern des Paares hinter uns. Grey grinst.
»Was haben diese Aufzüge nur an sich?«, schmunzelt er.
Wir durchqueren das riesige, von Menschen wimmelnde Foyer des Hotels in Richtung Ausgang, wo Grey nicht die Drehtür nimmt. Ob das damit zu tun hat, dass er meine Hand loslassen müsste?
Es ist ein milder Sonntag im Mai. Die Sonne scheint, auf
der Straße sind nicht viele Autos unterwegs. Grey wendet sich nach links und schlendert zur Kreuzung, wo wir auf Grün warten. Ich stehe auf der Straße, und Christian Grey hält meine Hand. Niemand hat je zuvor meine Hand gehalten. Mir ist schwindelig, und meine Haut prickelt. Ich versuche, das dümmliche Grinsen zu unterdrücken, das auf mein Gesicht zu treten droht. Bleib ruhig, Ana , fleht mein Unterbewusstsein mich an. Endlich wird es grün.
Erst beim Portland Coffee House lässt Grey meine Hand los, um mir die Tür aufzuhalten.
»Suchen Sie schon mal einen Tisch aus, während ich uns etwas zu trinken hole. Was möchten Sie?«, fragt er höflich wie immer.
»Äh … englischen Frühstückstee, den Beutel extra.«
Er hebt die Augenbrauen. »Keinen Kaffee?«
»Ich mag Kaffee nicht besonders.«
Er lächelt. »Okay, Tee also, Beutel extra. Süß?«
Ich stutze, weil ich das im ersten Moment für ein Kosewort halte, aber zum Glück meldet sich mein Unterbewusstsein mit spöttisch geschürzten Lippen zu Wort. Nein, du Idiotin – er will wissen, ob du Zucker möchtest.
»Nein, danke.« Ich betrachte meine ineinander verschlungenen Finger.
»Etwas zu essen?«
»Nein, danke.«
Er macht sich auf den Weg zur Theke, und ich beobachte ihn verstohlen, wie er sich in die Schlange stellt. Ich könnte ihm den ganzen Tag zusehen … Er ist groß und schlank und hat breite Schultern und wie die Hose auf seinen Hüften sitzt … Wow! Ein- oder zweimal fährt er sich mit seinen langen Fingern durch die nach wie vor zerzausten Haare. Hm … das würde ich auch gern machen. Der Wunsch schleicht sich unaufgefordert in mein Gehirn. Ich beiße mir auf die Lippe, weil es mir nicht gefällt, welche Richtung meine Gedanken nehmen.
»Na, was geht in Ihrem hübschen Kopf vor?«, reißt Grey mich aus meinen Überlegungen.
Ich erröte. Och, ich habe mir nur gerade vorgestellt, mit den Fingern durch deine Haare zu fahren, und mich gefragt, ob sie weich sind. Ich schüttle den Kopf. Er stellt das Tablett auf dem kleinen, runden Tisch mit Birkenholzfurnier ab und reicht mir Tasse und Untertasse, eine kleine Teekanne sowie einen Teller mit einem einzelnen Teebeutel, auf dem steht: Twinings English Breakfast – meine Lieblingssorte. Für sich selbst hat er Kaffee mitgebracht, auf dessen Milchschaum sich ein hübsches Blattmuster abzeichnet. Wie machen die das? , überlege ich. Außerdem hat er sich ein Blaubeer-Muffin geholt. Nachdem er das Tablett beiseitegestellt hat, setzt er sich und schlägt die langen Beine übereinander. Ich beneide ihn um seine elegante Lässigkeit – das komplette Gegenteil von mir.
»Und, was denken Sie?«, hakt er nach.
»Das ist mein Lieblingstee«, antworte ich leise. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich in einem Coffeeshop Christian Grey gegenübersitze. Ich gebe den Teebeutel in die Kanne und hole ihn kurz darauf mit dem Löffel wieder heraus. Als ich den feuchten Beutel auf den kleinen Teller lege, sieht Grey mich fragend an.
»Ich mag den Tee schwarz … und, äh, schwach«, stammle ich.
»Verstehe. Ist er Ihr Freund?«
Was? Wie bitte?
»Wer?«
»Der Fotograf. José
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