Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
ich Christian tatsächlich in- und auswendig? Ich hatte Sex mit ihm, gut und schön, aber vermutlich gibt es noch so einiges, von dem ich nichts ahne. Ich weiß, dass er launenhaft, witzig, eiskalt, aber auch sehr warmherzig sein kann. Gütiger Himmel, dieser Mann ist der Widerspruch auf zwei Beinen. Ich gehe auf die nächste Seite; auch hier gibt es ausschließlich Fotos, auf denen er allein zu sehen ist. Mir fällt wieder ein, dass Kate meinte, es gebe kein einziges Foto mit einer weiblichen Begleitung, was sie zu ihrer Vermutung geführt hatte, dass er schwul sein muss. Schließlich, auf der dritten Seite, erscheint ein Foto zusammen mit mir bei der Abschlussfeier. Die einzige Aufnahme mit einer Frau ist die, auf der er mit mir abgelichtet ist.
Scheiße! Ich bin bei Google . Ich starre das Foto an, betrachte mein Gesicht, das aussieht, als hätte mich die Kamera überrascht. Ich wirke nervös, verunsichert. Christian dagegen ist wie gewohnt unfassbar attraktiv, kühl und gelassen, und er trägt wieder diese Krawatte. Ich sehe ihn an. Dieses Gesicht. So wahnsinnig schön. Ein bildschönes Gesicht, das die beschissene Mrs. Robinson in diesem Augenblick vor sich haben könnte. Ich gebe die Fotos zu meiner Favoritenliste und klicke die restlichen achtzehn Seiten über ihn durch … nichts. Keine Mrs. Robinson bei Google. Aber ich muss wissen, ob er mit ihr zusammen ist. Ich tippe eine rasche Mail an ihn.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Essen mit Freunden
Datum: 31. Mai 2011, 23:58 Uhr EST
An: Christian Grey
Ich hoffe, du und deine Freundin, ihr hattet einen schönen Abend.
Ana
PS: War es Mrs. Robinson?
Ich drücke auf »Senden« und gehe wieder ins Bett, mit dem festen Entschluss, Christian bei nächster Gelegenheit über seine Beziehung zu dieser Frau auszuquetschen. Auf der einen Seite will ich unbedingt mehr über sie erfahren, auf der anderen würde ich am liebsten vergessen, dass er mir je von ihr erzählt hat. Meine Periode hat eingesetzt, das heißt, ich muss morgen Früh das erste Mal die Pille nehmen. Ich stelle den Wecker meines BlackBerrys, lege ihn auf den Nachttisch und falle schließlich in einen unruhigen Schlaf. Ich wünschte, wir wären in derselben Stadt und nicht knapp dreitausend Meilen voneinander entfernt.
Nach einem Einkaufsbummel am Vormittag und einem anschließenden Ausflug an den Strand hat meine Mutter darauf bestanden, dass wir den Tag in einer Bar ausklingen lassen. Also haben wir Bob vor dem Fernseher zurückgelassen und sitzen in der Nobelbar des teuersten Hotels von Savannah. Ich bin beim zweiten Cosmopolitan, meine Mutter beim dritten und gibt mir weitere Einblicke in das fragile Ego der Männer. Ich finde das Ganze reichlich befremdlich.
»Weißt du, Ana, die Männer glauben immer, alles, was aus dem Mund einer Frau kommt, ist automatisch ein Problem, das gelöst werden muss. Ihnen kommt nicht einmal ansatzweise in den Sinn, dass wir nur gern eine Weile herumdiskutieren und
das Ganze dann wieder vergessen. Bei Männern muss immer irgendetwas passieren.«
»Mom, wieso erzählst du mir das?«, frage ich mit mühsam verhohlener Gereiztheit. Sie geht mir schon den ganzen Tag mit ihren Weisheiten auf die Nerven.
»Schatz, du klingst, als wärst du völlig durcheinander. Du hast nie einen Jungen mit nach Hause gebracht. Nicht mal in Vegas hattest du einen Freund. Eine Zeit lang dachte ich, mit diesem Typ aus dem College, diesem José, könnte sich etwas entwickeln.«
»Mom, José ist nur ein Freund von mir.«
»Das weiß ich ja, Schatz, aber ich habe das Gefühl, dass du mir etwas verschweigst.« Mütterliche Besorgnis zeichnet sich auf ihrer Miene ab.
»Ich brauchte nur etwas Abstand von Christian, um in Ruhe über alles nachzudenken, mehr nicht. Er neigt dazu, mich zu erdrücken.«
»Erdrücken?«
»Ja. Trotzdem vermisse ich ihn.« Ich runzle die Stirn.
Ich habe den ganzen Tag nichts von Christian gehört. Keine Mails, gar nichts. Es juckt mich in den Fingern, ihn anzurufen, um zu hören, ob alles in Ordnung ist. Meine größte Angst ist, dass er einen Autounfall gehabt haben könnte; meine zweitgrößte, dass Mrs. Robinson erneut ihre gierigen Krallen in sein Fleisch gegraben hat. Natürlich ist das idiotisch, aber wenn es um Mrs. Robinson geht, verlässt mich jede Vernunft.
»Schatz, ich muss mal auf die Toilette.«
Sie verschwindet, was mir Gelegenheit gibt, die Nachrichten auf meinem BlackBerry zu checken – was ich den ganzen Tag über in regelmäßigen
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