Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
Seine geschickte Zunge, die nur allzu genau weiß, was sie tut.
»Anastasia«, sagt er streng und reißt mich aus meiner Trance.
Es ist noch viel zu früh für mich. Aber wie soll ich ihm das klarmachen?
»Ich möchte nur ein bisschen Tee. Kann ich mir ein Croissant für später mitnehmen?«
Er beäugt mich misstrauisch. Ich setze mein hinreißendstes Lächeln auf.
»Verdirb mir nicht die Laune, Anastasia«, warnt er leise.
»Ich werde später etwas essen, wenn mein Magen wach ist. Gegen halb acht … okay?«
»Okay.«
Es kostet mich gewaltige Mühe, ihm keine Grimasse zu schneiden.
»Am liebsten würde ich jetzt die Augen verdrehen.«
»Tu’s ruhig. Du würdest mir eine Riesenfreude damit bereiten«, erwidert er streng.
Ich blicke gen Zimmerdecke.
»Eine kleine Runde über dem Knie würde mich bestimmt aufwecken.« Ich schürze die Lippen, als würde ich ernsthaft darüber nachdenken.
Christian bleibt der Mund offen stehen.
»Andererseits will ich nicht, dass dir allzu heiß wird und du dich überanstrengst. Schließlich bist du nicht an die Hitze hier unten gewöhnt.« Mit gespielter Lässigkeit habe ich die Achseln.
Christian klappt den Mund zu und bemüht sich um eine finstere Miene, was ihm jedoch kläglich misslingt. Ich sehe die Belustigung in seinen Augen glitzern.
»Sie schaffen es doch immer wieder, mich an meine Grenzen zu bringen, Miss Steele. Und jetzt trink deinen Tee.«
Ich registriere das Twinings-Schildchen, das aus der Kanne hängt, und juble innerlich. Du bedeutest ihm also doch etwas , sagt mein Unterbewusstsein. Ich setze mich und betrachte ihn. Wie schön er ist. Werde ich mich jemals an ihm sattsehen können?
Beim Hinausgehen wirft Christian mir ein Sweatshirt zu.
»Hier, das wirst du brauchen.«
Ich sehe ihn verwirrt an.
»Vertrau mir.« Grinsend drückt er mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund, nimmt mich bei der Hand und zieht mich hinter sich her nach draußen.
In der relativen Kühle vor der Morgendämmerung reicht der Hoteldiener Christian die Schlüssel zu einem schicken Sportcabrio. Ich hebe viel sagend eine Braue.
»Manchmal macht es einfach Spaß, Christian Grey zu sein«, sagt er mit einem verschwörerischen, wenn auch leicht blasierten Grinsen, das ich nur erwidern kann – er ist unwiderstehlich, wenn er so sorglos und unbeschwert ist. Mit einem übertriebenen
Diener hält er mir die Tür auf. Ich kann über seine gute Laune nur staunen.
»Wohin fahren wir überhaupt?«
»Das wirst du schon sehen.« Grinsend lässt er den Wagen an und fährt auf den Savannah Parkway. Er programmiert das GPS und betätigt einen Knopf am Lenkrad, woraufhin Orchesterklänge das Wageninnere erfüllen.
»Was ist das?«, frage ich, als uns die liebliche Süße von hundert Geigen umschmeichelt.
»Das ist aus La Traviata , einer Oper von Verdi.«
Es ist wunderschön.
»La Traviata? Davon habe ich schon mal irgendwo gehört, allerdings weiß ich nicht, wo. Was bedeutet es?«
Christian wirft mir einen Blick zu. »Na ja, wörtlich übersetzt heißt es ›die vom rechten Weg abgekommene Frau‹. Die Geschichte basiert auf Alexandre Dumas’ Roman Die Kameliendame .«
»Ah. Den habe ich gelesen.«
»Das dachte ich mir fast.«
»Die dem Untergang geweihte Kurtisane.« Ich verlagere unbehaglich mein Gewicht auf dem Sitz. Versucht er, mir irgendetwas damit zu sagen? »Eine ziemlich deprimierende Geschichte«, füge ich leise hinzu.
»Zu deprimierend? Willst du lieber etwas anderes hören? Ich habe meinen iPod dabei.« Wieder spielt dieses geheimnisvolle Lächeln um seine Lippen.
Ich kann seinen iPod nirgends entdecken. Er tippt auf den Bildschirm im Armaturenbrett vor uns – und siehe da, eine Playlist erscheint.
»Such dir etwas aus.« Seine Mundwinkel zucken.
Das ist ein Test.
Christians iPod. Das könnte interessant werden. Ich scrolle den Touchscreen hinunter, bis ich den perfekten Song gefunden habe, und drücke auf »Play«. Ich hätte nicht gedacht,
dass er gern Britney Spears hört. Die Clubmix-Techno-Klänge dröhnen aus den Boxen. Christian dreht die Lautstärke herunter. Vielleicht ist es ja noch ein bisschen früh. Britney ist jedenfalls in Hochform.
»Toxic , ja?« Christian grinst.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erwidere ich mit Unschuldsmiene.
Er dreht die Lautstärke noch ein wenig herunter, während ich mir innerlich auf die Schulter klopfe. Meine innere Göttin steht bereits auf dem obersten Podest und wartet darauf, die Goldmedaille
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