Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
nicke. »Wer sonst?«
»Was hat die Karte zu bedeuten?«
»Ich glaube, sie ist eine Warnung – er warnt mich ständig. Keine Ahnung, warum. Schließlich versuche ich nicht, ihm die Tür einzutreten.«
»Ich weiß, dass du nicht über ihn reden möchtest, Ana, aber er fährt total auf dich ab. Warnungen hin oder her.«
In den letzten Tagen habe ich keine Gedanken an Christian Grey zugelassen. Okay, seine grauen Augen verfolgen mich im Traum, und mir ist klar, dass es Ewigkeiten dauern wird, das Gefühl seiner Arme um meinen Körper und seinen köstlichen Geruch aus meiner Erinnerung zu verbannen. Aber warum hat er mir die Bücher geschickt? Er hat mir doch gesagt, dass ich nicht die Richtige für ihn bin.
»Hier gibt es eine Erstausgabe von Tess in New York, für vierzehntausend Dollar. Aber deine ist in deutlich besserem Zustand. Sie muss mehr gekostet haben.« Kate konsultiert ihren treuen Freund Google.
»Dieses Zitat – das sagt Tess zu ihrer Mutter, nachdem Alec d’Urberville sie brutal verführt hat.«
»Ich weiß«, brummt Kate. »Was will er dir damit mitteilen?«
»Keine Ahnung, und es interessiert mich auch nicht. Die Bände kann ich nicht annehmen. Ich schicke sie ihm mit einem ähnlich mysteriösen Zitat aus einem wenig bekannten Teil des Buchs zurück.«
»Zum Beispiel die Stelle, wo Angel Clare sagt, sie soll sich verpissen?«, fragt Kate mit todernstem Gesicht.
»Ja, genau.« Ich kichere. Ich liebe Kate; sie ist eine treue
Freundin, die mir in jeder Lebenslage beisteht. Ich packe die Bücher wieder ein und lege sie auf den Esstisch.
Kate reicht mir ein Glas Champagner. »Auf das Ende der Prüfungen und unser neues Leben in Seattle.« Sie grinst.
»Auf das Ende der Prüfungen, unser neues Leben in Seattle und tolle Noten.« Wir stoßen an und trinken.
In der Kneipe herrscht Chaos. Sie ist voller Studenten, die bald das Zeugnis bekommen werden und im Moment nur noch feiern wollen. José gesellt sich zu uns. Er macht den Abschluss zwar erst im nächsten Jahr, stimmt uns aber auf unsere neu gewonnene Freiheit ein, indem er einen großen Krug Margarita für alle spendiert. Beim fünften Glas merke ich, dass das nach dem Champagner keine gute Idee war.
»Was hast du jetzt vor, Ana?«, fragt José mich mit lauter Stimme, um den Lärm zu übertönen.
»Du weißt doch, Kate und ich ziehen nach Seattle. Kates Eltern haben ihr dort eine Eigentumswohnung gekauft.«
»Dios mío, was die Reichen sich alles leisten können. Aber du kommst zu meiner Vernissage?«
»Klar, José, die würde ich mir doch nicht entgehen lassen.« Ich lächle, und er legt den Arm um meine Taille und zieht mich zu sich heran.
»Es ist mir wichtig, dass du kommst, Ana«, flüstert er mir ins Ohr. »Noch einen Margarita?«
»José Luis Rodriguez – willst du mich betrunken machen? Ich habe den Eindruck, dass deine Strategie aufgeht.« Ich kichere. »Ein Bier wäre mir lieber. Ich hole uns eins.«
»Nachschub, Ana!«, bellt Kate.
Kate hat die Konstitution eines Ochsen. Ihr Arm liegt um Levi, das ist der Englisch-Kommilitone, der normalerweise die Fotos für die Studentenzeitung schießt. Er hat es aufgegeben, die Betrunkenen rund um ihn herum zu fotografieren, und hat nur noch Augen für Kate. Sie trägt ein winziges Mieder, eine
knallenge Jeans und High Heels und hat die Haare nach oben gesteckt. Ein paar Locken umrahmen ihr Gesicht. Sie sieht wie immer atemberaubend aus. Ich bin eher der Typ Converse und T-Shirt, habe aber meine vorteilhafteste Jeans an. Ich entwinde mich Josés Griff und stehe vom Tisch auf.
Hoppla. Mir dreht sich alles.
Ich muss mich an der Rückenlehne eines Stuhls festhalten. Drinks auf Tequila-Basis sind heimtückisch.
Ich arbeite mich zur Bar vor und beschließe, auch gleich die Toilette aufzusuchen. Guter Plan, Ana. Ich stolpere durch die Menge. Natürlich steht eine Schlange vor dem Klo, aber immerhin ist es ruhig und kühl auf dem Gang. Ich ziehe mein Handy heraus, um mir die Zeit zu vertreiben. Hm … wen hab ich als Letzten angerufen? José? Davor eine Nummer, die ich nicht kenne. Ach ja, Grey. Ich glaube, das ist seine Nummer. Ich kichere. Keine Ahnung, wie viel Uhr es ist; vielleicht wecke ich ihn. Er soll mir verraten, warum er mir die Bücher und die geheimnisvolle Botschaft geschickt hat. Wenn er will, dass ich ihm fernbleibe, muss er mich auch in Ruhe lassen. Ich verkneife mir ein beschwipstes Grinsen und drücke auf die Schnellwahltaste. Er geht beim zweiten Klingeln
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