Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
und haste in Richtung Tiefgarage.
Sobald ich in dem dunklen, kühlen Betonbau mit dem kalten Neonlicht bin, lehne ich mich an die Wand und stütze den Kopf in die Hände. Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Unwillkürlich treten mir Tränen in die Augen. Warum heule ich? Ich sinke zu Boden, wütend auf mich selbst, ziehe die Knie an, möchte mich so klein machen wie möglich. Vielleicht wird der Schmerz kleiner, wenn ich kleiner bin. Ich lege den Kopf auf die Knie und schluchze hemmungslos, weine über den Verlust von etwas, das mir nie gehört hat. Wie lächerlich. Und ich trauere um etwas, das von Anfang an aussichtslos war – Hoffnungen, Träume und Erwartungen.
Ich bin noch nie zurückgewiesen worden. Okay … Möglicherweise war ich immer die Letzte, die fürs Basketball- oder Volleyballteam ausgewählt wurde, aber das konnte ich verstehen – laufen und gleichzeitig einen Ball werfen oder damit dribbeln ist einfach nicht meine Sache. Auf dem Sportplatz stelle ich eine ernsthafte Gefahr für meine Mitmenschen dar.
In der Liebe habe ich mich nie so weit aus dem Fenster gelehnt. Das liegt an meiner lebenslangen Unsicherheit – ich bin zu blass, zu dünn, zu linkisch und so weiter und so fort. Also habe ich immer potenzielle Verehrer abgewiesen. In meinem Chemiekurs gab es einen Jungen, der mich mochte, aber mich hat niemals jemand wirklich interessiert – nur dieser verdammte Christian Grey. Vielleicht sollte ich zu Männern wie Paul Clayton oder José Rodriguez netter sein, obwohl von denen bestimmt keiner je meinetwegen heulend in irgendeinem dunklen Winkel gesessen hat.
Hör auf ! Hör auf damit, und zwar sofort! , blafft mein Unterbewusstsein mich an. Fahr heim, setz dich an den Tisch und lerne. Vergiss ihn … Auf der Stelle! Und hör auf, dich in Selbstmitleid zu suhlen.
Ich hole tief Luft und stehe auf. Reiß dich zusammen, Steele. Auf dem Weg zu Kates Wagen wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich werde nicht mehr an ihn denken, die Begegnung
mit ihm als heilsame Erfahrung verbuchen und mich voll und ganz auf die Prüfungen konzentrieren.
Kate sitzt mit dem Laptop am Esstisch. Ihr Begrüßungslächeln erlischt, als sie mich sieht.
»Ana, was ist los?«
Nein, jetzt bitte nicht die Katherine-Kavanagh-Inquisition. Ich schüttle den Kopf, doch das nützt ungefähr so viel wie bei einer taubstummen Blinden.
»Du hast geweint.« Sie besitzt ein ungewöhnliches Geschick, das Offensichtliche auszusprechen. »Was hat das Schwein dir angetan?«, knurrt sie, und ihr Gesicht … Hilfe, ich bekomme es mit der Angst zu tun.
»Nichts, Kate.« Genau das ist das Problem. Der Gedanke lässt mich spöttisch lächeln.
»Warum hast du dann geweint? Du weinst sonst nie«, sagt sie in sanfterem Tonfall. Sie steht auf, die grünen Augen voller Sorge, schlingt die Arme um mich und drückt mich. Ich muss irgendetwas sagen, damit sie Ruhe gibt.
»Fast hätte mich ein Radler umgenietet.« Etwas Besseres fällt mir nicht ein. Immerhin lenkt sie das fürs Erste von ihm ab.
»Um Gottes willen, Ana – alles in Ordnung? Bist du verletzt ?« Sie tritt einen Schritt zurück, um mich zu begutachten.
»Nein. Christian hat mich gerettet. Aber ich hatte ziemlich wacklige Knie.«
»Das wundert mich nicht. Wie war’s beim Kaffee? Ich weiß, dass du Kaffee hasst.«
»Ich hab Tee getrunken. Es war okay. Letztlich gibt’s nichts Aufregendes zu erzählen. Keine Ahnung, warum er mich gefragt hat.«
»Er mag dich, Ana.«
»Nein, ich werde ihn nie wieder treffen.« Es gelingt mir tatsächlich, sachlich zu klingen.
»Ach?«
Verdammt, sie spitzt die Ohren, also gehe ich in die Küche, damit sie mein Gesicht nicht sieht.
»Ja … Er spielt in einer anderen Liga als ich, Kate«, stelle ich so nüchtern wie möglich fest.
»Wie meinst du das?«
»Kate, das liegt doch auf der Hand.« Sie kommt zur Küchentür, und ich drehe mich zu ihr um.
»Nicht für mich«, erklärt sie. »Okay, er hat mehr Geld als du, aber schließlich ist er reicher als die meisten Leute in Amerika !«
»Kate, er ist …« Ich zucke mit den Achseln.
»Ana! Herrgott – wie oft soll ich dir das noch sagen? Du bist eine tolle Frau«, fällt sie mir ins Wort.
Nein, nicht wieder diese Leier.
»Kate, bitte. Ich muss lernen«, unterbreche ich sie.
Sie runzelt die Stirn. »Möchtest du den Artikel lesen? Er ist fertig. Die Fotos von José sind toll geworden.«
Brauche ich wirklich eine Erinnerung an den attraktiven
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