Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
für ein Sandwich aus dem Kühlschrank, so dass sie mein Gesicht nicht sehen kann.
»Warum wolltest du wissen, ob er schwul ist? Die Frage war mir schrecklich peinlich, und er war sauer.«
»Zu gesellschaftlichen Anlässen kommt er immer ohne Begleitung.«
»Es war eine scheißpeinliche Situation, und ich bin heilfroh, dass ich nie wieder etwas mit ihm zu tun haben werde.«
»Ana, so schlimm kann’s doch nicht gewesen sein. Ich finde, er klingt richtig angetan von dir.«
Angetan von mir? Kate, das ist absurd!
»Möchtest du ein Sandwich?«
»Ja, gern.«
An dem Abend reden wir Gott sei Dank nicht mehr über Christian Grey. Nach dem Essen setze ich mich mit Kate an den Tisch, und während sie an ihrem Artikel schreibt, wende ich mich meiner Seminararbeit über Thomas Hardys Tess von den d ’Urbervilles zu. Verdammt, die Frau hat am falschen Ort, zur falschen Zeit und im falschen Jahrhundert gelebt. Als ich fertig bin, ist es Mitternacht und Kate längst im Bett. Erschöpft schleppe ich mich in mein Zimmer, bin jedoch froh, dass ich an diesem Tag so viel geschafft habe.
Ich rolle mich in meinem Bett mit dem weißen Metallgestell zusammen, schlinge den Quilt meiner Mutter um meinen Körper und schlafe sofort ein, träume jedoch von düsteren Orten, weißen Böden und grauen Augen.
Den Rest der Woche lerne ich für die Prüfung und arbeite bei Clayton’s. Auch Kate hat viel zu tun. Sie stellt die letzte Ausgabe der Studentenzeitung zusammen, bevor sie sie der neuen Herausgeberin übergibt, und büffelt ebenfalls für die Abschlussprüfung. Am Mittwoch fühlt sie sich deutlich besser, und ich muss nicht länger den Anblick des pinkfarbenen Flanellpyjamas mit den Häschen ertragen.
Als ich mich bei meiner Mutter in Georgia melde, um mich
zu erkundigen, wie es ihr geht, erzählt sie mir von ihrem neuesten Projekt, dem Kerzenziehen – Mom versucht sich ständig an neuen Geschäftsideen. Im Grunde langweilt sie sich und sie ist stets auf der Suche nach etwas, mit dem sie sich die Zeit vertreiben kann, aber leider besitzt sie die Konzentrationsfähigkeit eines Goldfischs. Nächste Woche hat sie sich garantiert schon dem nächsten Projekt zugewendet.Trotzdem mache ich mir ihretwegen Sorgen. Hoffentlich hat sie zur Finanzierung der Kerzensache nicht das Haus beliehen. Und hoffentlich hat Bob – ihr vierter, noch relativ neuer, jedoch älterer Ehemann – ein Auge auf sie, nicht so wie Ehemann Nummer drei.
»Wie läuft’s bei dir, Ana?«
Als ich zögere, sehe ich förmlich vor mir, wie Mom die Ohren spitzt.
»Gut, danke.«
»Ana? Hast du jemanden kennen gelernt?«
Wow – wie macht sie das? Die Erregung in ihrer Stimme ist fast mit Händen zu greifen.
»Nein, Mom. Du wärst die Erste, die’s erfahren würde.«
»Ana, Schätzchen, du musst mehr ausgehen. Ich mache mir Sorgen um dich.«
»Mom, bei mir ist wirklich alles in Ordnung. Wie geht’s Bob?« Ablenkung ist wie immer die beste Strategie.
Später am Abend rufe ich Ray, meinen Stiefvater, an, Moms Ehemann Nummer zwei, den ich als meinen Vater erachte und dessen Namen ich trage. Das Gespräch dauert nicht lange. Letztlich handelt es sich weniger um ein Gespräch als um eine Reihe von Grunzern seinerseits auf vorsichtige Fragen meinerseits. Ray ist grundsätzlich maulfaul. Er schaut gern Fußball im Fernsehen, geht Kegeln oder Fliegenfischen und schreinert Möbel, worin er sehr geschickt ist. Von ihm wusste ich schon vor Clayton’s, was ein Fuchsschwanz ist. Bei ihm scheint alles in bester Ordnung zu sein.
Am Freitag, gerade als Kate und ich darüber diskutieren, was wir mit dem Rest des Abends anfangen sollen, klingelt es an der Tür. Es ist José mit einer Flasche Champagner.
»José! Schön, dich zu sehen!« Ich umarme ihn zur Begrüßung. »Komm rein.«
José war der Erste, den ich an der Washington State kennen lernte; er irrte genauso einsam und verloren herum wie ich. Wir erkannten einander sofort als Seelenverwandte und sind seitdem befreundet. Wir lachen nicht nur über dieselben Dinge, sondern haben außerdem festgestellt, dass Ray und José Senior in derselben Einheit der Armee waren. Deshalb sind unsere Väter ebenfalls gute Freunde geworden.
José, ein kluger Kopf, studiert Maschinenbau und ist bisher der Einzige in seiner Familie, der es auf die Uni geschafft hat. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch der Fotografie. Er hat den richtigen Blick dafür.
»Ich habe Neuigkeiten.« Er grinst, seine dunklen Augen funkeln.
»Lass mich
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