Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Waldrand, der weiter hinten an den Pfad angrenzte und versuchte, in dem Dunkel der Bäume etwas zu erkennen. Doch keine goldenen Wolfsaugen leuchteten aus dem Dickicht hervor. Und auch sonst war nichts zu sehen. Anscheinend verfolgte sie im Moment nichts außer ihrer Paranoia.
Sie versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen und ging auf dem Pfad weiter. Sie kam nur ein paar Schritte weit, da hörte sie es. Bevor sie reagieren konnte, spürte Kylie, wie sie ein Windstoß streifte.
Sie bereitete sich darauf vor, um ihr Leben zu kämpfen und für irgendwelche wildgewordenen Vampire keine leichte Beute zu sein.
Dann sah sie es.
Es war schon mal kein Vampir.
Ein riesiger Vogel – eine Mischung aus einem großen grauen Reiher und etwas anderem, das ein bisschen aussah wie ein Steinzeitvogel – landete genau vor ihrer Nase. Er flatterte mit den Flügeln, die über zwei Meter Spannweite haben mussten. Erschrocken und ungläubig schnappte Kylie nach Luft. Das Riesenvieh überragte sie um fast einen Meter. Kylie wusste nicht, was sie tun sollte, und wich einen Schritt zurück. Sofort begannen die Funken zu sprühen.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und kam sich ziemlich dumm vor, dass sie nicht gleich darauf gekommen war. »Das war nicht sehr lustig«, zischte sie Perry zu, der vor ihr zu stehen kam.
»Was war nicht lustig?«, fragte er mit ernster Stimme.
»Du hast mir eine verdammte Angst eingejagt. Ich habe es echt satt, dass du immer …«
»Tut mir leid. Ich wollte dir keine Angst machen. Ich habe gesehen, wie du gerannt bist. Ich wollte nur sichergehen, dass alles okay ist.«
Sie war sich nicht sicher, ob es sein Tonfall oder sein Gesichtsausdruck war, aber sie wusste, dass er die Wahrheit sagte. Er machte keinen Spaß. Er hatte sich wirklich Sorgen gemacht.
»Es ist alles in Ordnung.« Als sie ihm in die Augen schaute, wurde ihr klar, dass bei ihm nichts in Ordnung war.
Perry, der Ober-Scherzkeks, war traurig. In seinen Augen sah sie ein Spiegelbild des Schmerzes, den sie in Mirandas Augen gestern gesehen hatte. Und es war so dumm. Wenn sie sich gegenseitig so viel bedeuteten, warum vergaßen sie die blöde Sache mit Kevin nicht einfach?
»Sie mag dich wirklich, Perry«, rutschte es Kylie heraus, bevor sie es verhindern konnte.
»Sie mag auch Kevin.«
»Sie mag Kevin nicht. Er hat sie geküsst, mehr nicht. Und ihr zwei seid ja nicht einmal miteinander gegangen.«
»Sie wusste aber, dass ich sie mag«, sagte er trotzig. »Ich habe mich jeden Tag zum Mittagessen zu ihr gesetzt.«
»Ja, aber jemand, der Interesse an ihr hat, sollte mehr tun, als sich nur zu ihr zu setzen.«
»Das weiß ich auch«, fuhr er sie an. »Und das hätte ich ja auch getan … Ich hab nur noch auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.«
»Und warum ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt?«
»Es ist zu spät.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wirst du wirklich zulassen, dass ein Kuss die Sache zwischen dir und jemandem, den du wirklich magst, kaputtmacht? Bist du echt so …«
»Stur?«, ergänzte er. »Ja, das gehört dazu, wenn man ein Gestaltwandler ist. Was du offensichtlich nicht wusstest, sonst hättest du dich neulich nicht so in Lebensgefahr gebracht.«
»Aber, wenn sie dir etwas bedeutet, dann …«
»Bedeutet hat«, verbesserte er. »Sie hat mir etwas bedeutet. Miranda ist Vergangenheit.« Kleine Lichtblitze flackerten um ihn herum auf. »Oh, und danke, dass du mich gestern Morgen beschützen wolltest. Aber ganz im Ernst, tu das nie wieder.«
Perry verwandelte sich wieder in den riesigen Vogel. Er schlug mit den Flügeln und Kylies Haare wehten ihr um den Kopf, während sie in sich nur Verzweiflung spürte.
Das warme Licht im Fenster des Büros wirkte einladend, als Kylie darauf zuging. Sie blieb kurz stehen und dachte an den düsteren Ausdruck auf Perrys Gesicht und wünschte sich, dass sie etwas an der Situation ändern könnte.
Sie ging die Treppe hoch und öffnete die Tür. Um Holiday nicht zu erschrecken, da sie um die Zeit wahrscheinlich keinen Besuch erwartete, rief sie schon am Eingang Holidays Namen.
»Bin in meinem Büro«, rief Holiday zurück und Kylie betrat den Raum.
»Setz dich«, sagte Holiday einladend. Kylie ließ sich in den Stuhl fallen und lehnte sich mit einem Seufzen zurück.
»Alles okay bei dir?« fragte Holiday, während sie einen Stapel Post sortierte.
Kylie seufzte wieder. »Miranda ist immer noch voll fertig. Gerade hab ich Perry getroffen und versucht, mit ihm zu
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