Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Jungs spielten in Teams gegeneinander. Bei so wenig Schlaf, wie sie in letzter Zeit bekommen hatte, sollte Kylie eigentlich völlig erledigt sein. Aber nein.
Sie schielte zu ihrer Nachttischschublade, in der sie Lucas’ Briefe aufbewahrte und für einen Moment wanderten ihre Gedanken von ihren Holiday-Problemen zu ihren Lucas-Problemen und dann zu ihren Derek-Problemen. Verdrängt vom Gedanken daran, ein Werwolf sein zu können. Oh, ganz toll!
Als sie dann auch noch daran denken musste, dass jemand, den sie liebte, in Gefahr sein könnte, rief sich Kylie schnell wieder das Gefühl, das sie am Wasserfall gehabt hatte, ins Bewusstsein. Es würde schon alles in Ordnung kommen.
Zu blöd, dass nicht alle ihre Probleme so einfach zu lösen waren.
Ihr Handy klingelte, und Kylie stöhnte erleichtert auf. Eine Pause von der Grübelei kam ihr gerade recht. Und vielleicht hatte sie sogar Glück und Sara rief sie endlich zurück. Sicher, sie waren nicht mehr so eng wie früher. Aber Sara war ihr immer noch sehr wichtig, und sie hatte in letzter Zeit oft an sie gedacht. Aber war sie jetzt in der Laune, mit ihrer ehemals besten Freundin zu reden?
»Ich will dich nicht erschrecken«, sagte sie zu Socke, der ja möglicherweise schon wusste, wie seine Stinktierdrüse funktionierte. »Ich will mir nur mein Handy holen.« Das Tier öffnete ein Knopfauge und schaute sie an. Das Miauen blieb ein ziemlich kläglicher Versuch.
Miranda hatte den ganzen Tag versucht, Socke in sein altes Selbst zurück zu verwandeln. Kylie hatte schließlich entschieden, es gut sein zu lassen. Sie hatte Miranda sogar gesagt, sie solle es sich nicht so zu Herzen nehmen, es sei keine große Sache. Obwohl Kylie lieber ihren Kater zurückhaben wollte – aber das sagte Kylie Miranda lieber nicht.
Das Telefon hörte auf zu klingeln, bevor sie es schaffte ranzugehen, und sie hatte auch keine Lust, nachzusehen, wer der Anrufer gewesen war. Sie betrachtete wieder Socke. »Echt blöd«, murmelte sie. Aber angesichts dessen, dass sie auf Holidays Gnade hoffte, beschloss sie, lieber nicht mit Miranda zu streiten. Und sie hoffte inständig, dass Holiday ihr verzeihen würde. Beim Gedanken daran, wie Holiday sie angesehen hatte, wurde Kylie ganz schlecht.
Wie hatte es sich nur in dem Moment, als sie es Burnett erzählt hatte, so richtig anfühlen können? Und jetzt so falsch? Und ja, es hatte sich richtig angefühlt, Burnett die Wahrheit zu sagen. Sie hatte es einfach tun müssen, es war, als hätte sie eine innere Stimme angetrieben. So viel konnte sie also auf ihre innere Stimme geben.
Ihr Handy klingelte wieder. Sie kramte es nun doch aus ihrer Tasche, obwohl sie sich gar nicht sicher war, ob sie überhaupt mit jemandem reden wollte. Beim Blick aufs Display spürte Kylie einen Stich in der Brust.
13. Kapitel
Mom. Auf die Gefühle, die sie jetzt übermannten, war Kylie nicht vorbereitet. Früher hätte sie das nicht für möglich gehalten, aber sie vermisste ihre Mutter tatsächlich. Sie wünschte sich sogar, dass sie … einfach bei ihr wäre. Und es lag nicht nur daran, dass sich ihre Beziehung seit kurzem verbessert hatte. Kylie hätte sogar mit dem alten Stand vorliebgenommen.
Früher hätte Kylie geschworen, dass ihre Mutter sie nie geliebt hatte. Aber je länger sie von ihr getrennt war, umso mehr änderte sich ihre Sichtweise. Klar, ihre Mutter war immer sehr distanziert gewesen, und Kylie war ihr wirklich in gar nichts ähnlich. Aber aus irgendeinem Grund konnte Kylie jetzt sehen, dass ihre Mutter ihre Liebe auf andere Art und Weise gezeigt hatte. Mit den Pfannkuchen, die es jeden Samstag gab. Dass sie ihr jederzeit ihre Kreditkarte geliehen hatte, wenn Kylie etwas brauchte. Sogar die dämlichen Sexbroschüren zeigten doch, dass sich ihre Mutter um sie sorgte – auch wenn Kylie auf die Broschüren wirklich verzichten könnte. Trotzdem …
Sie verdrängte die in ihr aufsteigende Nostalgie und nahm das Gespräch entgegen. »Hi Mom.« Kylie hatte sich geschworen, jetzt nicht zu weinen und mit etwas Mühe schaffte sie es, dass ihre Stimme nicht zitterte.
»Schätzchen?« Ihre Mutter klang sofort alarmiert und der Kloß in Kylies Hals wurde noch größer. Ihre Nase begann zu kribbeln. »Geht es dir gut?«
Wie konnte ihre Mutter nach nur zwei Worten von ihr schon wissen, dass etwas nicht in Ordnung war? War ihre Mutter Hellseherin? Nein, sie war nur ein Mensch. Es musste ihr mütterlicher Instinkt sein. Und der war bei ihrer Mutter schon immer
Weitere Kostenlose Bücher